LKÖ fordert Maßnahmen gegen Versiegelung
„Den Bäuerinnen und Bauern ist es in den vergangenen zwanzig Jahren gelungen, den Humusgehalt und somit die Fruchtbarkeit der Böden stetig zu erhöhen. Vielfältige Fruchtfolgen, Zwischenfrüchte, Begrünungen und Untersaaten spielen dabei eine zentrale Rolle. Eine ständige Bodenbedeckung von 30 bis 50% reicht bereits aus, um den Untergrund vor Erosion zu schützen“, erklärt Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich. Durch das Einarbeiten von Stroh und Pflanzenresten sowie durch die Düngung mit Kompost, Mist und Mineraldünger fördern die Bäuerinnen und Bauern zusätzlich den Aufbau von organischer Substanz.
„Viele Bäuerinnen und Bauern betreiben eine konservierende, reduzierte oder minimale Bodenbearbeitung, die vielen der genannten Ziele auch zu Gute kommt. So bleiben vorhandene Strukturen im Boden, Regenwurmgänge und Röhren abgestorbener Wurzelgänge erhalten. Die geringe Arbeitstiefe verbessert etwa auch die Wasserverfügbarkeit und die Tragfähigkeit des Bodens“, so Moosbrugger weiter. Mulch- und Direktsaat sind auf erosionsgefährdeten Flächen vorteilhaft, um den Untergrund zu schützen. Dabei wird das Saatgut direkt in den mit Pflanzenresten der Vorfrucht oder Zwischenfrucht bedeckten, un- oder nur minimal bearbeiteten Boden gelegt.
Der Bodenschutz betrifft allerdings keineswegs nur die Landwirte, ganz im Gegenteil. „Jeden Tag werden rund 10 Hektar Boden versiegelt, die dann nicht mehr für die Lebensmittelproduktion zur Verfügung stehen. Gleichzeitig verliert der Boden seine wichtigen Lebensraum- und Schutzfunktionen, wie die Fähigkeit Wasser zu speichern. Das erhöht die Gefahr von Überschwemmungen. Daher braucht es eine koordinierte Raumplanungspolitik und messbare Ziele für die Bodenversiegelung. Nur so kann es gelingen, das Regierungsziel von 2,5 verbauten Hektar pro Tag zu erreichen“, so Moosbrugger.
Der LKÖ-Präsident fordert, nach dem Vorbild der Schweiz landwirtschaftliche Vorrangflächen auszuweisen, die nicht für andere Zwecke gewidmet werden dürfen. Zudem sollen Gewerbe-, Einkaufs- und Parkflächen nicht mehr einfach auf der „grünen Wiese“ errichtet werden. Bei Gewerbeflächen sollen mehrere Geschoße vorgeschrieben beziehungsweise forciert werden. Gleichzeitig braucht es eine Stärkung und Verdichtung der Orts- und Dorfkerne. Energieflächen für Photovoltaik-Anlagen sollten primär auf Dächern und bereits verbauten Flächen errichtet werden, um die wertvollen Agrarböden für die Lebensmittelproduktion und als Lebensraum zu erhalten. „Wir dürfen den kommenden Generationen nicht ihre Zukunft verbauen“, warnt Moosbrugger
Von der Definition her sind Böden die belebte, oberste Schicht der Erdkruste. Sie bilden weltweit die Grundlage für über 90% der produzierten Nahrung. Außerdem gelten sie als größter CO2-Speicher der Welt. In ihnen ist dreimal so viel Kohlendioxid enthalten wie in der Atmosphäre. Daher spielt der Boden als Klimafaktor eine zentrale Rolle – ebenso wie als Lebensraum. In einem Hektar Wiese etwa sind 25 Tonnen kleinster Bodenlebewesen zu finden. Diese durchlüften und lockern den Boden und reichern ihn mit Nährstoffen an.