Steirische Hofheldinnen gewählt
Mit beeindruckender Leidenschaft, Kompetenz und Innovationskraft zeigten die bäuerlichen Unternehmerinnen bei der Wahl zur „Hofheldin 2025“, was moderne Landwirtschaft heute ausmacht. Ihre Leistungen stehen für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Entwicklung der heimischen Höfe. „DieHofheldinnen sind Gestalterinnen und Vorbilder für mehr als 30.000 steirische Bäuerinnen, die ihre wichtige Rolle als moderne Frauen am Hof sichtbar machen – ob als Quereinsteigerin, Innovatorin oder Betriebsführerin“. „Die starke Kraft der Bäuerinnen zeigt sich nicht zuletzt darin, dass mittlerweile rund ein Drittel der Höfe von Frauen geführt werden“,
Platz 1 für Heidi Kaufmann-Ferstl, Trofaiach, Kategorie Urproduktion.
Motto der selbstbewussten Rinderzüchterin: Für Erfolg gibt’s keinen Lift, du musst die Stiege nehmen.
„Man braucht heute auf einem Hof weniger körperliche Kraft, dafür mehr Hirn“, ist Heidi Kaufmann-Ferstl (39) aus Trofaiach überzeugt. Vor 21 Jahren hat die damals 18-Jährige den auf 900 Metern Seehöhe gelegenen Rinderzuchtbetrieb von ihren Eltern übernommen. Mit viel Motivation hat sich die Hofheldin in der Männerdomäne der Rinderzüchter schnell einen Namen gemacht. Und den Namen eines Ausnahme-Stiers, der aus ihrer Zucht stammt, kennt heute jeder gute Rinderzüchter im Land: „GS DER BESTE“ war über mehrere Jahre der am häufigsten eingesetzte Fleckvieh-Besamungsstier in Österreich, mit Töchtern von Peru bis Irland. Ein Baustein des Erfolgs ihrer Rinderherde ist u.a. der moderne Laufstall, den Heidi Kaufmann-Ferstl als Single im Alter von nur 23 Jahren gebaut hat. „Damals wurde ich oft gefragt, warum ich das ohne Mann mache. Würde man das einen jungen Mann auch fragen?“, erinnert sie zurück. Heute ist die Landwirtschafts-Meisterin verheiratet, zweifache Mutter, Aufsichtsratsvorsitzende der Viehzucht-Genossenschaft Leoben – aber sie vernetzt sich auch gern mit Menschen, die weniger Bezug zur Landwirtschaft haben. So werden die Nachbarn per WhatsApp-Gruppe informiert, bevor die Gülle ausgebracht wird. „Das schafft Verständnis.“ Zwischen Kühe melken, Finanzen checken, Apps bedienen, Haushalt und Care-Arbeit verkörpert die Hofheldin viele Facetten einer modernen Bäuerin. Weil sie sich zwischendurch bewusst auch Zeit für Hobbys (etwa das Pferdereiten zusammen mit ihrer Tochter) nimmt. Und stets mutig ihrem Credo folgt: „Für Erfolg gibt es keinen Lift, du musst die Stiege nehmen.“
Platz 2 für Veronika Almer, Birkfeld, Kategorie Urproduktion.
Motto der vielseitig engagierten Rindermast-Landwirtin: Ich kann das. Und das darf ich auch zeigen.
Das Bauernhof-Leben von Veronika Almer (40) verlief in der malerischen Hochebene von Rabendorf auf über 1000 Meter Seehöhe nicht immer wie im Bilderbuch. Ihr Vater saß seit einem Forstunfall im Rollstuhl, da war sie gerade erst geboren. Die Mutter übernahm die Pflege und den Hof mit dazu. 2010 folgte dann Veronika Almer als Hofübernehmerin, selbst wenn das anfangs gar nicht ihr Plan war. Bis im Alter von 25 Jahren eine Erkenntnis in ihr reifte: „Die Lage des Hofs ist ein Geschenk, das man weiterführen sollte.“ Heute bewirtschaftet sie mit ihrer Mutter 13 Hektar Landwirtschaft, 16 Hektar Wald und kümmert sich um ihre 30 „ALMerOCHSEN“. Credo: „Nicht immer perfekt, aber immer mit vollem Einsatz.“ Die vielseitig engagierte 40-jährige ist nicht nur als Rinderhalterin aktiv, sie ist beruflich Invekos-Beraterin in der Landwirtschaftskammer und nun auch Studentin für Agrar- und Umweltpädagogik. Anderen Frauen in der Landwirtschaft möchte sie Mut machen: „Man darf sich ohne Scham und Scheu Hilfe holen.“ Und damit meint sie sowohl Spezialarbeiten am Hof als auch für die mentale Gesundheit. Stets eine gute Hilfe bleibt ihr Humor. Wird sie darauf angesprochen, wie sie den Alltag am Hof ohne Mann so gut bewältigt, kontert sie wortgewandt: „Bei uns am Hof haben die Frauen das Sagen – spätestens, nachdem alle männlichen Rinder kastriert sind.“
Platz 3 für Bernadette Pieber, Naas, Kategorie Urproduktion.
Motto der innovativen Bergbäuerin: Man muss nicht alles perfekt machen – aber mit Überzeugung. Dann wird’s gut.
Am „Stoandl-Hof“ über der Weizklamm in Naas wachsen bei Bernadette Pieber (33) Christbäume, Jura-Schafe und 60 Freilandputen in bemerkenswertem Miteinander. Die Puten leben zwischen den Nordmanntannen, halten das Gras kurz und düngen gleich mit. Eine schöne Symbiose, die für das Wirken der Hofheldin steht. „Uns geht es darum, die Arbeitsspitzen gut übers Jahr zu verteilen“, sagt die zweifache Mutter, die den 13-Hektar-Hof mit ihrem Mann und ihren Schwiegereltern bewirtschaftet. Ihr Credo: „Ich arbeite mit ganzem Herzen, aber nicht rund um die Uhr.“ Schon mit 5 Jahren habe sie gewusst, dass sie Bäuerin werden will, doch beim Meisterkurs sei ihr klargeworden, „dass Innovation nicht von der Betriebsgröße abhängig ist“. Wachstum um jeden Preis sei nicht ihr Ziel, sondern Sinn, Nachhaltigkeit, Freude an der Arbeit. Und als Aufsichtsratschefin der Weizer Schafbauern kann sie heute nicht nur bei der Urproduktion, sondern auch bei der Vermarktung mitentscheiden. „So viele Bäuerinnen leisten so viel, doch keiner weiß es“, sagt die Hofheldin, die überzeugt ist: „Das Schöne an unserem Beruf ist das Ganzheitliche, dass man Kinder und Beruf vereinen kann.“
Platz 1 für Andrea Wiedner, St. Kathrein am Offenegg, Kategorie Diversifizierung.
Motto der „Eisbäurin“ mit besonderem Bezug zu ihren Rindern: Bäuerinnen sind heute modern und vernetzen sich!
Schon als Kind war Andrea Wiedner diejenige, die auf ihrem Heimathof im Almenland gerufen wurde, wenn es darum ging, Kühe und Kälber wieder in die Spur zu bringen, sollten diese zwischen Stall und Weide vom richtigen Weg abgekommen sein. Sie war die erste, die erkannte, wenn es einem Tier nicht gutging. Ein Veterinärmedizin-Studium in Wien war für die heute 32-Jährige die logische Folge, „doch die Liebe zu den Rindern und zum Zuhause war stärker“. Statt Tierärztin wurde sie Landwirtschaftsmeisterin – und trotz dreier älterer Brüder die Hofübernehmerin. „Ziel war immer, den Hof nach 45 Jahren vom Neben- wieder in den Vollerwerb zu führen.“ Gemeinsam mit ihrem Mann (er ist landwirtschaftlicher Quereinsteiger) und ihren 19 Fleckviehkühen entschied sie sich für einen völlig neuen, aber süßen Weg: Speise-Eis aus der hofeigenen Milch. Unter der Marke „Die Eisbäurin“ entsteht im neuen Eisraum im Almenland regionales Eis mit Kräutern von Wiesen und Garten und Früchten von Bauern aus der Region – ganz ohne Farbstoffe, mit weniger Zucker und umso mehr Geschmack. Geschult an der Gelato-Universität von Bologna, bringt die zweifache Mutter Sorten wie Maiwipferl-, Holunder- oder Wieseneis auf den Löffel: „Wichtig ist mir immer, den Geschmack der Region einfließen zu lassen.“ Verkauft wird in Hofläden und Gastro-Betrieben, aber auch in ausgesuchten Kaufhäusern und auf regionalen Festen. Mit ihrer Hingabe für Familie, Tiere und regionale Produkte verkörpert Andrea Wiedner so vieles, was eine echte Hofheldin auszeichnet. Und was macht für sie eine moderne Bäuerin aus? „Sie vernetzen und unterstützen sich gegenseitig!“
Platz 2 für Sophie Bretterklieber, Lannach, Kategorie Diversifizierung.
Motto der ambitionierten Hofübernehmerin und Floristin: Eine junge Frau kann alles schaffen, wenn sie will!
„Als ich mit 18 den Hof übernommen habe, hatte ich keinen Plan, nur schlaflose Nächte“, sagt Sophie Bretterklieber (23). Doch die ausgebildete Floristin hat schnell „den Schalter umgelegt und mein Herz ist explodiert“. In den 5 Jahren seit der Übernahme hat sie den Karnerhof in Lannach (den sie schon mit 8 Jahren nach dem Tod des Vaters erbte) komplett modernisiert. Sie verbindet den neuen Hofladen mit ihrer Floristik-Werkstatt. Rundherum grasen Rotwild, Freilandschweine und Brillenschafe. Sie verarbeitet deren Fleisch Nose-to-Tail, verwöhnt zusammen mit ihrer Mutter immer mehr Kunden mit dekorierten Jausenplatten und veranstaltet Floristik-Workshops. Zweifelnde Aussagen von Dritten wie „Wie ein Dirndl das alles schaffen will?“ waren für sie stets Ansporn. Umso mehr freut sie sich über Feedbacks wie „Schön, was du aus diesem Hof gemacht hast“. Ein Motto hat sich in all den Jahren bei der passionierten Traktorfahrerin nicht verändert: „Probier’s einfach aus! Eine Frau kann alles schaffen, wenn sie will.“ Und das reicht weit über den Hof hinaus, etwa als Atemschutzträgerin bei der Freiwilligen Feuerwehr oder als Vorzeige-Floristin bei der Berufs-EM EuroSkills 2025 in Dänemark. Als nächstes möchte sie den Karnerhof in einen Erlebnisbauernhof verwandeln, „damit die Kinder wissen, wo ihr Essen herkommt“ – eine Durchstarterin, die so schnell nichts aufhalten kann.
Platz 3 für Sabine Rinnhofer, Hönigsberg, Kategorie Diversifizierung.
Motto der dreifachen Mutter und Direktvermarkterin: Auf mehrere Fiaß‘ steht sichs besser.
Am Pichlbauerhof über Mürzzuschlag beginnt der Tag um vier Uhr früh. Da ordnet Sabine Rinnhofer (38) den Tag für Familie und Hof, bevor die Kühe zu melken und die Schweine zu füttern sind, bevor es mit Brotbacken, Hofladen und Verarbeitung von Milch und Fleisch losgeht. Die dreifache Mutter – ihre Zwillinge kamen ein Jahr nach der ersten Tochter zur Welt – ist als Direktvermarkterin, Gemeindebäuerin, Obfrau des Bauernladens „Naturgut Mürz“ eine moderne Netzwerkerin und eine Art Schweizer Taschenmesser des Alltags. Seit 2015 führt sie mit ihrem Mann den Hof in Hönigsberg mit dem Ziel: „Man sollte alles für eine komplette Jause direkt bei uns kaufen können.“ Deshalb setzt sie auf Vielfalt statt auf Größe – mit Milchvieh, Schweinemast, Brot, Wald und Direktvermarktung. 2019 eröffneten sie den Hofladen, nach dem Motto: „Professionalisieren statt wachsen. Ich will am Produkt bleiben, nicht am Kugelschreiber.“ Die Meisterausbildung absolvierte sie, als sie schon dreifache Mutter war. Sabine Rinnhofer steht für eine neue Generation selbstbewusster Bäuerinnen: Sie sagt Ja zur Putzfrau, Nein zum schlechten Gewissen. „Ich bin mutig und stark, aber sicher nicht perfekt. Und das ist gut so.“
Grete Kirchleitner und Johanna Aust – Hofheldinnen-Sonderpreis „Die Sozialen“
Soziales Engagement und menschliches Miteinander sind für Grete Kirchleitner aus Großklein und Johanna Aust aus Vogau keine Überschriften, sondern gelebter Alltag. Die ehemaligen Bezirksbäuerinnen von Leibnitz haben sich über ihren Hofalltag hinaus nicht nur jahrzehntelang für die heimischen Bäuerinnen engagiert – sie sind auch die geistigen Mütter der wohl „süßesten“ Benefizaktion des Landes: Vor 15 Jahren hatte Johanna Aust die Idee, dass Leibnitzer Bäuerinnen mit dem Verkauf von selbst gebackenen Weihnachtskeksen die Kleine-Zeitung-Hilfsaktion „Steirer helfen Steirern“ unterstützen. Was als kleine Idee begann, wurde durch den unermüdlichen Einsatz von Grete Kirchleitner zu einer landesweiten Bewegung, bei der heute Bäuerinnen-Organisationen auf fast allen Teilen der Steiermark sowie zahlreiche Fachschulen mitmachen. Das großartige Ergebnis sind nicht nur feinste regionale Weihnachtskekse unter steirischen Christbäumen, sondern über eine halbe Million Euro, die auf diesem Weg für Menschen in Not gespendet werden konnten. Allein die Bäuerinnen in den Bezirken Leibnitz und Deutschlandsberg haben bisher 5763 Kilogramm Kekse gebacken und damit 156.000 Euro für „Steirer helfen Steirern“ erbacken. Insgesamt haben die steirischen Bäuerinnen in den vergangenen Jahren mehr als eine halbe Million Euro erbacken. Ermutigt und organsiert von Grete Kirchleitner, der Gemeinschaft wichtiger ist als Selbstdarstellung. Selbst gesundheitlich schwierige Zeiten konnten die 70-Jährige im Vorjahr nicht davon abhalten, aus dem Krankenhaus heraus die Aktion mitzuorganisieren. Die verheiratete Mutter von zwei Söhnen und einer Tochter geht mittlerweile auch in ihrer Rolle als Oma auf und ist nach wie vor auf Landesebene als Seniorenvertreterin der steirischen Bäuerinnen und bei der Katholischen Frauenbewegung aktiv. Zeit ihres Lebens hat sie am traditionsreichen Hartner-Hof in Großklein aber überall mit angepackt, wo sie gebraucht wurde. Vor allem auch in der Buschenschank „Hartner Hütte“, die ihre Familie viele Jahre lang betrieben hat. Dass die begeisterte Köchin und Brotbäckerin dabei immer auf höchste Qualität geachtet hat, zeigen zahlreiche Goldmedaillen bei Brotprämierungen.
Was das Wirken der beiden sozial engagierten Bäuerinnen Aust und Kirchleitner aber seit je her prägt ist ihre feste Überzeugung: „Wenn jeder ein Stück beiträgt, entsteht zusammen etwas Großes.“
Hut ab vor diesen Frauen! Insgesamt haben sich 32 innovative Bäuerinnen um den Titel „Hofheldin 2025“ beworben. 24 Kandidatinnen sind in das Finale gekommen, davon präsentierten sich letztlich 23 einer hochkarätigen Jury. Alle beeindruckten durch ihre beachtlichen unternehmerischen Leistungen, mit denen sie wesentlich zum Erfolg ihrer Betriebe beitragen und wichtige, ermutigende und sympathische Botschafterinnen der steirischen Landwirtschaft sind.
Eine Auszeichnung erhielten:
- Roswitha Fauster aus Bad Gleichenberg
- Margit Fritz aus Fernitz-Mellach
- Viktoria Görgl aus Kapfenberg
- Barbara Harling aus Groß St. Florian
- Vera Haubenwallner aus Birkfeld
- Kaja Kirschmann aus Mariazell
- Julia Knittelfelder aus Straden
- Viktoria Kroisleitner aus St. Jakob im Walde
- Heidi Liebminger aus St. Peter im Murtal
- Katharina Matzer aus Ragnitz
- Maria Magdalena Mayr-Poinsitt aus Edelschrott
- Christine Reichmann-Röck aus St. Peter am Ottersbach
- Cornelia Rohrmoser aus St. Johann/Pongau, Salzburg
- Andrea Schlatzer aus St. Bartholomä
- Eva Schulz aus Nestelbach/Graz
- Sabrina Schwarz aus Mitterndorf/Raab
- Christina Thir aus Riegersburg
Bild : Das sind die Hofheldinnen 2025: Sophie Bretterklieber (2.Platz Diversifizierung/ 2.v.l.)), Veronika Almer (2. Platz Urproduktion/3.v.l.), Sabine Rinnhofer (3. Platz Diversifizierung 4.v.l.), Andrea Wiedner (1.Platz Diversifizierung/6.v.l.), Heidi Kaufmann-Ferstl (1. Platz Urproduktion/ 7.v.l.), Bernadette Pieber (3.Platz Urproduktion/3.v.r.). Es gratulieren Initiatorin Vizepräsidentin Maria Pein (l.), Präsident Andreas Steinegger (8.v.l.), Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer (2.v.r) und Oliver Kröpfl, Vorstand Steiermärkische (r.)