Ernährungsreport: Konsumenten würden Tierwohl bezahlen
Bessere Standards in der Tierhaltung und mehr Transparenz über die Bedingungen, unter denen die Nutztiere gehalten werden – dies sind die wichtigsten Erwartungen der Bundesbürger an die Landwirtschaft in Deutschland, berichtet Dow Jones News aus dem Ernährungsreport 2017, den der deutsche Bundesernährungsminister Christian Schmidt zum zweiten Mal in Berlin vorstellte. Für die Umfrage wurden rund 1.000 Deutsche zu ihren Einkaufs- und Essgewohnheiten im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vom Meinungsforschungsinstitut Forsa befragt.
In der Landwirtschaft wollen demnach 87% der Befragten bessere Standards in der Tierhaltung. Damit rangiert diese Forderung an erster Stelle der Ansprüche der Konsumenten an die deutschen Bauern und noch vor der Qualität der Produkte, der Entlohnung der Mitarbeiter und umweltschonenden Produktionsmaßnahmen. Außerdem wünschen sich 82% der Umfrageteilnehmer bessere Informationen über die Haltungsbedingungen von Nutztieren.
Diese Aussage spiegelt sich aus Sicht des BMEL auch in den Antworten zu relevanten Siegeln auf Lebensmitteln wider: Während im Ernährungsreport 2016 noch 36% der Befragten angaben, auf Siegel für mehr Tierwohl zu achten, sind es im aktuellen Bericht bereits 47%, wie das Ministerium betont. Für den Bundeslandwirtschaftsminister ist das „eine bemerkenswerte Steigerung“, die zeige, wie wichtig das Thema den Verbrauchern sei, so Schmidt.
Ein staatliches Tierwohl-Siegel wünschen sich laut diesem Report 79% der Befragten. Dies sei Ausdruck dafür, dass momentan vielen Konsumenten beim Einkauf die Orientierung zu diesem Thema offenbar fehle, sagte Schmidt. Er will Mitte Jänner auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin voraussichtlich die Eckpunkte für das geplante staatliche Tierwohl-Label bekannt geben. Wie der Minister jetzt bei der Präsentation des Ernährungsreports 2017 hervorhob, sind die Konsumenten hierzulande nach wie vor bereit, für mehr Tierwohl auch mehr zu bezahlen: Laut der aktuellen Umfrage würden 88% der Verbraucher mehr Geld für Lebensmittel ausgeben, wenn diese aus Haltungen mit höheren Tierwohl-Standards stammen.
Als übergreifenden Ernährungstrend weist der aktuelle BMEL-Report aus, dass die Deutschen zwar weiterhin gern gesund und gut essen, aber dafür immer weniger gern selbst Hand anlegen. Entsprechend setzen sich in deutschen Küchen immer mehr Fertiggerichte durch. Ähnlich wie bei der Umfrage im vergangenen Jahr, soll das Essen 99% der Befragten vor allem schmecken und gesund sein (89%).
Eine deutliche Veränderung im Vergleich zu 2015 zeigt sich allerdings dahingehend, dass mit 55% über die Hälfte der Interviewten inzwischen Wert auf eine einfache und schnelle Zubereitung legt. Besonders von den 19- bis 29-Jährigen haben demnach 72% bei der Essenszubereitung keine Zeit zu verlieren, während eine fixe Vorbereitung nur für 47% der über 60-Jährigen wichtig ist. Entsprechend greift auch deutlich mehr als die Hälfte der unter 30-Jährigen öfter zur Tiefkühlpizza oder zum Fertiggericht.