Spektakuläres Baumblühen
Feiner gelber Staub liegt überall. Ist das schon wieder Saharastaub? Tatsächlich werden die gelben Pollenwolken von Waldbäumen produziert, heuer von der Esche, Eiche, Buche und Fichte, die alle im selben Jahr ein „Mastjahr“ (Vollblüte) aufweisen, ein immer häufigeres Ereignis. Aktuell ist in ganz Europa ein intensives Blühen vieler Waldbaumarten zu beobachten.
„Warmes Wetter und die vergleichsweise guten Niederschläge im letzten Sommer haben die Ressourcen vieler Bäume aufgefüllt und zu einem guten Ansatz an Blütenknospen geführt, denn unsere Waldbäume blühen nicht jedes Jahr gleich stark“, sagt Peter Mayer, Leiter des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW). Jede Baumart folgt einem eigenen, mehrjährigen Blühzyklus. Der Klimawandel scheint die Blühzyklen der europäischen Waldbaumarten verändert zu haben. Insgesamt sind die zeitlichen Abstände zwischen den Mastjahren kürzer geworden. Dies unterstützt natürliche Anpassungsprozesse, fördert aber auch die natürlichen Fressfeinde der Jungpflanzen und Samen, wie zum Beispiel Mäuse und Insekten.
Für die Forstwirtschaft sind vermehrte Mastjahre ein Grund zur Freude: Die Qualität des Saatguts und der daraus wachsenden Jungpflanzen ist meist besonders gut. Zum einen ist der Saatgutverkauf für die Forstbetriebe ein Zuverdienst, zum anderen steuern diese durch die Beerntung der Waldbäume zur Anpassung der Wälder an den Klimawandel bei. „Die Jungpflanzen aus diesem Jahr tragen eine besonders hohe genetische Vielfalt in sich und können zu stabilen, gesunden Wäldern heranwachsen“, erklärt Heino Konrad, Waldgenetiker am BFW. Das üppige Blühen ist allerdings noch kein Garant für eine gute Ernte. Spätfröste, trockene Sommer, aber auch Hagelereignisse können die Mast zumindest regional schmälern. Derzeit wird der Zusammenhang von Klimaparametern, Blühverhalten und Saatgutproduktion in einem vom Waldfonds der Republik geförderten Projekt (FORSEE) von der BOKU Wien und dem Bundesforschungszentrum für Wald untersucht.
Sind die Bestände sehr vital und zeigen überdurchschnittliche Wuchseigenschaften, können diese als Saatguterntebestände nach Begutachtung durch das Bundesamt für Wald für die Saatguternte zugelassen werden. Beerntungen werden auch durch das Programm der Ländlichen Entwicklung gefördert. Um noch einen weiteren Qualitätssprung des verfügbaren Pflanzgutes zu erreichen, wird derzeit am BFW das Projekt „PlusBaum“ umgesetzt (gefördert von Bund, Ländern und der Europäischen Union). Hier werden in bereits ausgewählten Erntebeständen zusätzlich die besten Bäume markiert und sollen auch waldbaulich gefördert werden, damit sie reichlich fruchten. Durch die gezielte Beerntung dieser „Plusbäume“ soll langfristig eine deutliche Qualitätssteigerung in den Wäldern erreicht werden.
Linktipps: Bundesamt für Wald: www.bundesamt-wald.at
Projekt PlusBaum: https://www.bfw.gv.at/projekt-plusbaum/