Foto: Land OÖ/Kauder

Neue Kooperationen zwischen Imkern und Bauern

Weltweit ist seit Jahren eine Zunahme an Imkern und Bienenvölkern zu verzeichnen. „Das gilt auch für Deutschland, dennoch sind bei uns rund 60% der Wildbienenarten bedroht, und bei Honigbienenvölkern sind immer wieder erhebliche Überwinterungsverluste zu verzeichnen.“ Dies erklärte der Leiter des Bieneninstituts in Celle (BRD), Werner von der Ohe in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit OÖ Agrarlandesrat Max Hiegelsberger. „Wir sind alle gemeinsam aufgerufen, die Lebensbedingungen für Bienen durch unser tägliches Handeln zu verbessern. Gegenseitige Schuldzuweisungen bringen uns keinen Schritt weiter“, so Hiegelsberger.

Viele Wildbienenarten hätten sehr spezifische Ansprüche an ihren Lebensraum. Durch den Verlust dieser Lebensräume seien sie stark bedroht. „Hierzu zählen unter anderem die Versiegelung von Landschaftsräumen durch Ausweitung von Wohn- und Gewerbegebieten, Verbreiterung von Straßen, Flurbereinigung und monotone Gartengestaltung. Fehlt es an den spezifischen Nährpflanzen, können sich die Wildbienen nicht ernähren“, erklärte der Leiter des Bieneninstituts. Die wichtigste Ursache für Überwinterungsverluste von Bienen sei die Varroose. Sein Institut in Celle habe als weitere mögliche Ursachen verschiedene Stressfaktoren untersucht. Beispiele dafür seien das Nahrungsangebot, der Witterungsverlauf und Insektizide.

„In der Landwirtschaft sind wir darum bemüht, den gerade für unseren Berufsstand unschätzbar wertvollen Bestäubern zu helfen“, führte Hiegelsberger aus. Er verwies dabei auf die konsequente Einhaltung der Bienenschutzverordnung sowie die Ausbringung der als nicht bienengefährlich kategorisierten Spritzmittel (Kategorie B4) erst nach der täglichen Hauptflugzeit der Bienen sowie auf die Anlage von Blühflächen.

„Um gezielt Lebensräume und Nahrungsgrundlagen zu schaffen, initiierte das Bienenzentrum OÖ in Kooperation mit dem Maschinenring OÖ die ‚Blühstreifenaktion – mach mit‘. Die Nahrungsgrundlagen für blütenbestäubende Insekten, vor allem aber für Wild- und Honigbienen sollen damit gesichert und ausgebaut werden“, informierte Petra Haslgrübler, die Leiterin des Bienenzentrums OÖ. Anfangs ausgerichtet auf die Anlage von Blühstreifen entlang von Ackerkulturen wie Mais und Soja, nahm das Projekt überraschend große Ausmaße an. Erstaunliche 300 Kilometer Nahrungsgrundlagen wurden 2018 von 314 Landwirten, 73 Privatkunden, acht Gemeinden, vier Firmen, einem Wasserverband und einer Ortsbauernschaft geschaffen. Das Bienenzentrum Oberösterreich ist eine unabhängige Informations- und Wissensdrehscheibe, die mit Akteuren aus den Bereichen Bienen- und Landwirtschaft, Bildung, Natur- und Umweltschutz sowie Wissenschaft vernetzt ist und kooperiert. Es wurde auf Initiative von Landesrat Hiegelsberger gegründet und startete im Oktober 2017. Das Bienenzentrum ist in der Landwirtschaftskammer Oberösterreich angesiedelt und weist mit Haslgrübler und Theresa Frühwirth zwei Expertinnen für Bienenwirtschaft und Biodiversität auf. Vorrangiges Ziel ist es, das Bewusstsein in den drei Kernbereichen Bienen, Biodiversität und Bildung zu verbessern.

Hohen Zuspruch erfuhr das Bienenzentrum OÖ auch für die Infoveranstaltung „Imker und Landwirte an einem Tisch“. Bisher haben 13 Ortsbauernschaften das Angebot in Anspruch genommen und die ortsansässigen Imkervereine zum gemeinsamen Austausch eingeladen. „Fest steht, dass Land- und Bienenwirtschaft einander brauchen. Dazu ist mehr Austausch sowie Wissen nötig, um Vorurteile abzubauen und neue Kooperationen entstehen zu lassen“, so Hiegelsberger.