Molkereien erzeugen lieber Käse als Butter
Trotz einer gegenüber dem Vorjahr weiterhin steigenden Milcherzeugung hat in Österreich der Erzeugermilchpreis im Juli erneut leicht zugelegt. Dies teilt die AMA in ihrem jüngsten Milchmarktbericht mit. Sie verzeichnet im Juli gegenüber dem Vergleichszeitraum 2016 eine um 4,11% größere Milchproduktion mit einer Anlieferung von 265.080 t an die Molkereien. Die Erzeugerpreise nahmen im Vergleich zum Juni nochmals um 2,70% zu und erreichten einen österreichweiten Durchschnittsnettobetrag von 37,63 Cent/kg Rohmilch (bei 4,2% Fett und 3,4% Eiweiß, alle Qualitäten). Verglichen mit dem Vorjahrespreis bedeutet das ein Plus von 26,11%. Die weiterhin steigenden Preise dürften auch die Produktion stimuliert haben. International spielt die Musik weiter am Buttermarkt: In der EU ist Butter verglichen mit dem Vorjahr im August um 92% teurer geworden. Die anhaltend hohen Preise werden mit einer gestiegenen Nachfrage nach Milchfett erklärt. Experten halten einen Butterengpass im Hinblick auf die Verbrauchsspitze zur Backsaison vor Weihnachten für möglich.
Den stärksten Produktionsanstieg im Inland verzeichnete Biomilch mit einem Plus von 13,26% im Jahresabstand auf 42.176 t, die Heumilcherzeugung legte um 2,74% zu. Die Butterproduktion konnte zwar zu 2016 auch – um 1% auf 21.605 t – zulegen, im Vergleich zum Juni ging sie jedoch um 2,45% zurück. Ob die überschaubare Produktionssteigerung die steigende Nachfrage befriedigen kann, ist fraglich. Frisch- und Weichkäse werden ebenfalls immer beliebter, die bisherige Jahresproduktion wuchs um 11% beziehungsweise 12%. Ihre Produktion dürfte angesichts der Preisschere zwischen Milchfett und Milcheiweißkomponente für die Molkereien zurzeit auch rentabel sein.
Konventionell erzeugte Milch wurde im Juli um beinahe 7 Cent/kg besser bezahlt und verzeichnet einen Anstieg um 28,47% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Hingegen wurden über das Jahr die Zuschläge für Bio- und Heumilch geringer (Biomilch durchschnittlich -4,24%, Heumilch durchschnittlich -3,14%). Dennoch kommen die Preise für diese beiden Milcharten in absoluten Zahlen noch immer über Vorjahresniveau zu liegen, da niedrigere Zuschläge durch den gestiegenen Erzeugermilchpreis kompensiert werden. Verglichen mit dem Vormonat gibt es bei den Zuschlägen für Bio- und Heumilch kaum Veränderungen.
Die Hausse beim Butterpreis auf den internationalen Märkten führt die AMA drauf zurück, dass Konsumenten und Industrie zusehends Milchfett gegenüber pflanzlichen Alternativen wie Palmöl präferieren. Dies dürfte sowohl mit einer positiver werdenden Stimmung gegenüber tierischen Nährstoff- beziehungsweise Fettquellen als auch mit der politisch-moralisch umstrittenen Gewinnung von Palmöl zusammenhängen. Gegen Ende August notierte an der Süddeutschen Butter- und Käsebörse Markenbutter geformt in 250g-Packungen mit 6,10 bis 6,26 Euro/kg und lose Markenbutter in 25 kg-Einheiten sogar mit 6,85 bis 7,00 Euro/kg.
Diese Entwicklung steigender Milchfettpreise betrifft nicht nur Europa, sondern den Weltmarkt: Verglichen mit 2016 wurde in Ozeanien Butter um 96% teurer und in den USA notierten sie um 20% höher.
Gebremst wird die Butterproduktion zurzeit von niedrigen Preisen für Milcheiweiß. Dadurch wird für Molkereien die Produktion von Käse profitabler als die von Rahm (Butter) und Magermilch. Auch die Magermilchpulverbestände der EU-Intervention aus den Vorjahren sind noch gut gefüllt und drücken die Marktpreise. Dennoch können noch bis einschließlich 30. September Angebote zum Ankauf von Magermilchpulver in die öffentliche Lagerhaltung bei der EU-Kommission abgegeben werden. Mit Oktober endet dann diese Möglichkeit vorerst.