VÖM-Präsident fordert mehr Unterstützung
Ein Jahr, das mit vor Supermärkten demonstrierenden Bauern begonnen hat, geht mit versperrten Türen in der Gastronomie zu Ende. Der Präsident der VÖM, der Interessenvertretung der Molkereien Österreichs, Helmut Petschar, fasst das noch nicht ganz abgeschlossene Jahr zusammen: „2020 hat die heimische Milchwirtschaft vor große Herausforderungen gestellt, der zweite Lockdown mit der verlängerten Schließung der Gastronomie über die umsatzstarke Weihnachtszeit bringt neuerlich Umsatzausfälle.“
Die Molkereien sind von dieser Verlagerung der Konsumströme unterschiedlich betroffen. Seine eigene Molkerei, die Kärntner Milch, wurde gemeinsam mit der Vorarlberg Milch und der Zillertaler Sennerei beispielsweise besonders vom Lockdown gebeutelt, weil deren Absatz ganz stark in der Gastronomie verankert ist. „Es ist daher nicht verständlich, dass derartige Zulieferer keine Unterstützung für die Ausfälle erhalten“, so Petschar.
Nachdem sich der Lebensmittelhandel endlich im März zu Erhöhungen bei den Milchpreisen durchringen konnte, folgte gleich darauf der erste Lockdown. Molkereien setzten daraufhin durchaus wirksame Anreize die Anlieferung zu drücken. In den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres erwartet Petschar einen Mengenzuwachs von höchstens 0,5 % im Vergleich zu 2019.
Der Milchpreis hat sich im Oktober wieder deutlich auf 39,26 quer über alle Qualitäten verbessert. Auf die ersten 10 Jahresmonate betrachtet, ist der Milchpreis um 0,6% auf 37,2 Cent/kg gestiegen. Einem minimalen Rückgang bei den Milchkühen um 0,2% steht ein Rückgang bei der Zahl der Lieferanten um gleich 3,8% auf nunmehr 24.638 gegenüber.
Die innere Qualitätsdifferenzierung bei der Rohmilch nach Heu-, Wiesen- oder Biomilch setzt sich fort. Die Biomilchmenge verzeichnete einen überdurchschnittlichen Zuwachs um 2,5%. Damit wird bald jeder fünfte produzierte Liter Milch in Österreich biologisch erzeugt: der Spitzenwert in der EU.
Beliebter bei den Konsumenten wurde Käse, während sich bei Trinkmilchabsatz die Abwärtsentwicklung fortsetzte. Pseudomilchen finden auch in Österreich – wenngleich auf sehr niedrigem Niveau – vermehrt Käufer. Österreichische Milch findet im Ausland immer mehr Anklang. Son konnte der Umsatz im Ausland um 4,4% gesteigert werden, währen die Import stagnierten.
Mit Sorge verfolgt die Molkereiwirtschaft die Ernährungspolitik: So konnte im EU-Parlament der Bezeichnungsschutz für Milch und Milchprodukte gestärkt werden. Dies muss auch in Österreich konsequent umgesetzt werden, indem die nicht zulässige Verwendung der geschützten Begriffe Milch, Butter, Joghurt, Käse und Co entsprechend abgestellt wird. Zuletzt gab es Versuche, beste Milchprodukte in Nährwertprofile zu pressen und mit Werbeverboten zu belegen. „Es darf nicht sein, dass z. B. beste, unveränderte Biomilch mit natürlichem Fettgehalt nicht mehr beworben werden darf, ebenfalls, dass Kindern ein Butter- oder Käsebrot abgesprochen wird, wie dies von der Nationalen Ernährungskommission des Gesundheitsministeriums gefordert wird.