Pro Silva: Bei Wild „erhebliches behördliches Vollzugsdefizit“
Pro Silva Austria, der Verein zur Förderung der naturnahen Waldbewirtschaftung, ortet bei zahlreichen österreichischen Waldbesitzern angesichts der teils massiven Klimaschäden der vergangenen Jahre, der damit einhergehenden sinkenden Holzpreise und dem Wildverbiss große Frustration. Die Gefahr, (Schutz-)Wälder nicht mehr zu bewirtschaften, hätte Folgen für die gesamte Landeskultur, mahnt der Verein und fordert eindringlich „Wald vor Wild“ zu stellen, dem behördlichen Vollzugsdefizit nachzukommen und die Wildstände an den Waldzustand anzupassen, damit Mischbaumarten mit wertvollen ökologischen sowie ökonomischen Funktionen wegen zu hoher Wildbestände nicht wieder verschwinden.
Der Verein stützt sich dabei auf den vom Bund beauftragten Waldzustandsbericht und das nationale Wildeinflussmonitoring (WEM), die aussagen, dass die heimischen Wälder flächendeckend unter hohem Wild- und Keimlingsverbiss leiden, der klimastabile Mischbaumarten ausdunkelt. „Nimmt man die Höhenentwicklung von Tanne und Eiche stellvertretend für die Mischbaumarten als Indikator für die Auswirkungen des Wildeinflusses, ergibt sich auch in der vierten WEM-Periode folgendes Bild: Tanne und Eiche kommen zwar in etwas über neun Zehntel der Bezirke vor, Tanne konnte sich aber in 70%, Eiche in 90% der Bezirke ihres Vorkommens nicht oder kaum über 1,3 m hinaus entwickeln. Neben natürlichen Konkurrenzverhältnissen und waldbaulichen Behandlungen spielt dabei Verbiss eine wesentliche Rolle“, heißt es im Waldzustandsbericht des BMNT. Angesichts der Tatsache, dass auf der gesamten Staatsfläche der Schalenwildverbiss als „wesentlich“ eingestuft wurde, offenbart sich laut Pro Silva Austria ein erhebliches behördliches Vollzugsdefizit.
Der heimische Forst gehört zu 54% Kleinwaldbesitzern mit einer durchschnittlichen Bestandsgröße von 9,2 ha. Aufgrund des anhaltenden Bauernsterbens steigt seit Jahren der Anteil von hoffernen Waldbesitzern, denen zur Bestandspflege nicht nur die notwendige Ausrüstung, sondern vielfach auch das Know-how fehlen. Fremdkosten für Schadholzaufarbeitung, Aufforstung und Bestandspflege können sich dabei auf bis zu 10.000 Euro/ha belaufen. Selbst bei Waldbesitzern, die bislang ihren Bestand kostengünstig selbst bewirtschaftet haben, sind die hohen Investitionen für künstliche Pflanzungen mit teuren Wildzäunen bis zur Ernte in 100 Jahren womöglich weg. Seit Jahrzehnten propagiere Pro Silva Austria (www.prosilvaaustria.at) eine biologische Naturverjüngung, die nichts kostet, denn der heimische Wald sei ungebrochen reproduktionsfähig. „Doch viel zu hohe Wildbestände fressen die klimastabilen Pflanzen wieder weg. Selbst ein Zaun ist für sie kein dauerhaftes Hindernis.“