UBV- Generalversammlung mit Festredner Hohensinner
Bei der jüngst abgehaltenen UBV Steiermark Generalversammlung wurde von den Teilnehmern, vom UBV-Vorstand und vom erfolgreichen Bauern und Festredner – FRUTURA Chef Manfred Hohensinner – unmissverständlich aufgezeigt: „Ohne Bauern, die regionale Lebensmittel erzeugen, welche auch in den Regionen verkauft werden, wird unsere Gesellschaft so arm und kalt, wie ein Winter ohne Heizung.“
Manfred Hohensinner, der selbst Milchkühe gemolken und Birnen gedörrt hat, machte in seiner Festrede mit klaren Fakten deutlich, welchen Wert eine intakte heimische Landwirtschaft für unsere Gesellschaft habe. Der Öffentlichkeit, der Verwaltung, den Medien und der Politik sei zum Großteil nicht bewusst, was die heimischen Bauern konkret leisten. Wenn es nicht rasch einen Paradigmenwechsel bei der Bewertung der Leistungen der Bauern und eine echte Abgeltung dieser Leistungen gebe; wenn kein ehrliches Bekenntnis zu ihren regional erzeugten Lebensmitteln gebe, dann würden viele Bauern aus ökonomischen Gründen ihre Betriebe zusperren und die „Scholle“ verlassen. Es sei derzeit kaum bewusst, wie dramatisch die ökonomische Situation bei vielen Bauern auf Grund der extremen Schieflage bei den Leistungsabgeltungen sei. Und es sei auch nicht bewusst, welchen enormen ökologischen wie ökonomischen Schaden die Gesellschaft mit dem Wegbrechen der heimischen Bauern erleiden werde bzw. zum Teil bereits erlitten habe.
Hohensinner zeigte am Beispiel seiner FRUTURA Gruppe aber auch ein konkretes, positives Beispiel auf, wie man mit neuen Wegen seine bäuerliche Zukunft absichern könne. Als man vor rund 20 Jahren anstatt eines Milchkuhstalls eine Obstdörranlage baute und damit die Firma ÖTZ mit Kletzen versorgte, wurden Hohensinner und seine zwei Freunde und Bauern Hans Schwarzenhofer und Franz Städtler belächelt. Nachdem man dann auch noch das Thermalwasser als Energie für den Betrieb von Glashäusern ins Auge fasste und dann konkret umzusetzen begann, habe so mancher ihnen einen „Vogel“ gezeigt. Hohensinner und seine Freunde ließen sich aber von Ihrem Weg nicht abbringen. „Wenn man bedenkt, dass 90% der Tomaten in Europa aus dem Glashaus kommen, dann könne
man sich diesem Weg nicht verschließen. Aber auch viele andere Gemüsesorten wachsen im Glashaus. Die explodierenden wie nicht einschätzbaren Energiekosten werden zur Folge haben, dass es in Europa zeitnah zu einem enormen Mangel an Gemüse kommen werde“, zeigte Hohensinner die dramatische Entwicklung für Lebensmittel auf. „Die Konsequenz wird sein, dass in jenen Regionen, wo man klimatisch Gemüse oder auch Obst erzeugen kann, es mit einer einhergehenden klimatischen Veränderung und damit z.B. durch wenig Wasser weniger Erträge gibt, wird Obst oder Gemüse sehr teuer werden wird, sofern man es bekommt. Diese Entwicklung wird alle anderen Lebensmittelbereich mit betreffen. Das bedeutet einen Engpass bei Lebensmitteln auch in Europa, nicht nur z.B. in den Entwicklungsregionen Afrikas.
Damit wird klar: Man muss die eigenen Bauern hegen und pflegen wie schützen. Man muss ihnen jene Rahmenbedingungen wie Spielregeln schaffen, die den Bauern echte ökonomische Perspektiven geben. Der Wert der Leistungen der Bauern für die Gesellschaft ist in ökonomischen Fakten kaum darstellbar und nicht bezahlbar. Es wundert schon sehr, dass man die Bauern in so vielen Fragen offensichtlich im wahrsten Sinn des Wortes im Regen stehen lasse.“ Heute, 20 Jahre nach dem Start von Futura setzen die 3 oststeirischen Bauern oder „Musketiere“ als größter Obst- und Gemüsevertriebspartner in Österreich rund 500 Mio. Euro um und beschäftigen derzeit mehr als 900 Mitarbeiter als Vollarbeitskräfte.
Die UBV-Vorstellungen und Wünsche beurteilt der Unternehmer und Bauer Manfred Hohensinner als nicht überzogen, sondern wie aus den angeführten Fakten ersichtlich, als absolut notwendig. Der wiedergewählte UBV-Steiermark Landesobmann Hans Ilsinger betonte nach dem spannenden Vortrag und der interessanten Diskussion mit den Teilnehmern in seinem Schlusswort: „Leider seien die Bauern zu oft zu sehr in parteipolitischen Taktikten verstrickt. Es wäre wichtig, dass man die Lebensmittelerzeugung wie Verarbeitung und damit insbesondere die Bauern aus dem parteipolitischen Spielen heraushalten würde. Dafür sollten man klar wie deutlich definieren, was die Landwirtschaft konkret an Unterstützung wie Spielregeln braucht und dies ist dann in Brüssel erfolgreich zu verhandeln wie umzusetzen. Die GAP ist eine Lohnverhandlung für 5 oder 7 Jahre. Derzeit sei es so, dass man sich in Brüssel einfach zu viel Unsinn ausdenkt – anders kann man die Vorschläge zur aktuell beschlossenen GAP nicht bezeichnen. Diese nicht mehr zumutbaren Vorschläge würden von den heimischen Agrarvertretern in Österreich abgenickt. Die heimischen Bauernvertreter überlegen dann monatelang, wie erklären wir den Bauern, warum es wieder
weniger Geld, dafür aber mehr Auflagen und Kontrollen gebe. Vorher tun sie meist so, als ob sie nicht
wüssten, was auf die Bauern zukommen würde.
Man frage sich zu Recht: was tut eigentlich unsere Vertretung in den verschiedenen Gremien? Der UBV habe in Österreich weit vor dem Beginn zur neuen GAP-Periode als einzige Bauernorganisation ein Programm geschrieben, in dem konkret drinnen stehe, was die Land- und Forstwirtschaft brauche
und wie man konkret die Spielregeln gestalten müsse. Die Gemeinsame Agrarpolitik sei komplett gescheitert. Sie wurde für Konzerne geschrieben wie geschaffen und nicht für Bauern. Die Bauern seien die modernen Sklaven, es brauche wieder eine Bauernbefreiung wie 1848.