Stellenabbau bei Agrana
Die Agrana plant, im Zucker- und Stärke-Geschäft bis zum Geschäftsjahr 2027/28 zwischen 400 und 500 Stellen abzubauen. Von den aktuell weltweit rund 9.000 Beschäftigten werden der Großteil der Kürzungen vor allem in Österreich erfolgen.
Diese sollen überwiegend durch Nicht-Nachbesetzungen, einvernehmliche Auflösungen und Kündigungen realisiert werden. Konzernchef Büttner bezeichnet den Stellenabbau als „sehr schmerzhaft“, betont jedoch, dass das profitable Geschäft mit Fruchtzubereitungen und Fruchtsäften weiter wachsen soll.
Trotz erheblicher Verluste im Zuckersegment bleibt das Zuckergeschäft im Ausland wie auch der Standort Tulln als einzige Zuckerfabrik in Österreich von Schließungen ausgeschlossen. Die langfristige Absicherung von Tulln sei ein zentrales Ziel, dessen Umsetzung Büttner optimistisch sieht. Über den bundesweiten Verband sind zudem die heimischen Rübenbauern mit knapp 15 Prozent an der Agrana beteiligt.
Die Zuckerproduktion an den Standorten Leopoldsdorf im Marchfeld sowie im tschechischen Hrušovany wurde bereits im März abrupt eingestellt. Rund 120 Mitarbeiter waren in Leopoldsdorf und etwa 150 in Hrušovany von der Schließung betroffen. Für das Areal in Leopoldsdorf läuft derzeit der Verkaufsprozess, wobei laut Büttner „mehrere Interessenten“ vorhanden sind.
Bis 2027/28 sollen durch Effizienzsteigerungen und Personalkosten-Reduktionsmaßnahmen jährliche Einsparungen von bis zu 100 Millionen Euro erzielt werden. Der Konzern leidet unter sinkenden Preisen für Zucker, Stärke und Ethanol sowie gleichzeitig steigenden Kosten. Im Geschäftsjahr 2024/25 führte das zu einem EBIT-Verlust von 91,1 Millionen Euro im Zuckergeschäft, während der Bereich Lebensmittel- und Getränkelösungen ein Plus von 99,7 Millionen Euro erwirtschaftete. Im ersten Halbjahr 2025/26 lag das EBIT im Zuckergeschäft bei minus 36,3 Millionen Euro, davon entfielen rund 20 Millionen Euro auf die Schließungskosten der beiden Zuckerfabriken.
Im Zuge der neuen Konzernstrategie präsentiert sich Agrana verstärkt als Lebensmittel- und Industriegüterkonzern. Das bisherige Fruchtsegment wurde zu Food & Beverage Solutions (FBS) umbenannt und umfasst nun Produkte für Molkereien sowie die Food-Service-, Eiscreme-, Backwaren- und Getränkeindustrie. Bereits mehr als die Hälfte des Umsatzes entfällt auf diesen Bereich. Im August übernahm Agrana den slowenischen Sirup- und Dessert-Toppings-Hersteller Mercator-Emba mit einem Jahresumsatz von rund 30 Millionen Euro. Im Oktober sicherte sich der Konzern den 50-Prozent-Anteil am Fruchtsaft- und Konzentrathersteller Austria Juice vom Joint-Venture-Partner Raiffeisen Ware Austria (RWA).
Seit Sommer ist Agrana-Chef Büttner auch Obmann des WKÖ-Fachverbands der Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Angesichts der aktuellen politischen Debatten zum Thema Lebensmittelpreise fordert er eine sachliche Diskussion über die Ursachen und kritisiert Schlagwörter wie „Österreich-Aufschlag“ oder Zuckersteuer. Er weist darauf hin, dass es unrealistisch sei, die höchsten Löhne zu zahlen und gleichzeitig die billigsten Preise im Regal zu erwarten. Der heimische Lebensmittelhandel sei ein „fragmentierter“ Markt mit einer sehr hohen Filialdichte. Büttner kritisiert, dass trotz der Attraktivität des Marktes wenige internationale Supermarktketten nach Österreich kommen – eine Folge der hohen Konzentration im österreichischen Handel, wo Spar, Rewe, Hofer und Lidl gemeinsam 94 Prozent des Marktanteils halten.
Diese Maßnahmen verdeutlichen den Anpassungsprozess bei Agrana in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld, der auf Effizienz, strategisches Wachstum im profitablen Segment und langfristige Sicherung der wettbewerbsfähigen Standorte setzt.

