Splitter aus ÖKL-Kolloquium in Wieselburg
Eingebettet in die Fest- und Fachveranstaltungen „75 Jahre Landtechnische Forschung und Prüfung in Wieselburg“ vom 7. bis 10. Juni fand das landtechnische Kolloquium des Österreichischen Kuratoriums für Landtechnik und Landentwicklung (ÖKL) statt. Knapp 120 Personen nahmen daran teil. Begrüßt wurden diese vom Direktor des Francisco Josephinum, Alois Rosenberger, und von Lorenz Mayr, Vizepräsident der LK Niederösterreich, sowie von Stefan Dworzak, Obmann des ÖKL.
Gebhard Aschenbrenner warf mit seinem Beitrag „Meilensteine der Landtechnik seit den 60er Jahren. Was ist geblieben?“ einen Blick zurück: Die wichtigste Errungenschaft am Traktor selbst war für ihn die Regelhydraulik, die 1956 erstmals zum Einsatz kam. Ein Wendepunkt im Ackerbau war die Abkehr von der Strohverbrennung am Feld hin zur Einarbeitung der Ernterückstände mit nicht wendenden Bodenbearbeitungsgeräten.
Heinrich Prankl sagt in seinem Beitrag zur Digitalen Landwirtschaft: „Die Frage nach der Zukunft der Landwirtschaft ist für eine Forschungseinrichtung wie Wieselburg sehr zentral“. Wichtig ist, dass Landtechnik und deren Digitalisierung kein Selbstzweck wird.
Markus Gansberger schaltete sich live von den Versuchsflächen des BLT zu und präsentierte die Forschungsfelder der “Innovation Farm”, welche im Rahmen der “Innovation Days” durch Vorführungen und Feldbegehungen der Öffentlichkeit zugänglich sind.
Mit Grafiken und Statistiken zeigt Franz Sinabell für die Landwirtschaft maßgebliche Entwicklungen. Es werden heute mehr Kapital und mehr Dienstleistungen eingesetzt und die Nettowertschöpfung der Lebensmittelproduktion ist von 35 % auf 25 % geschrumpft. Es wird eine große Herausforderung sein, junge Menschen zu gewinnen, um in der Landwirtschaft tätig zu werden.
Markus Demmel betonte in seinem Beitrag,“dass die Agrartechnik Techniken und Technologien entwickeln muss, die nachhaltige Produktionsverfahren, letztendlich eine echte Kreislaufwirtschaft ermöglichen. Smart-farming werde eine Schlüsselrolle spielen, ist aber nur ein Hilfsmittel.
Am Nachmittag der ÖKL-Veranstaltung kamen DIE führenden Landtechnik-Strategen der namhaften Firmen zu Wort, um dem Publikum Lösungen für die Zukunft aufzuzeigen!
Christian Huber, CNH: „Roboter, die alternativ angetrieben werden, ein multiflexibler Traktor oder kleine autonome Schwarm-Lösungen werden neben einander existieren. Diese werden Kabel-, Solarstrom-, oder Batteriestromgetrieben sein, vielleicht mit Brennstoffzellen oder mit einer Kombination aus mehreren Systemen angetrieben werden.
Franz Haas, Reform-Werke: Die große Herausforderung für die Spezialmaschinen für das Bergland in Kleinserien ist, dass die Produkte an geringe Einsatzzeiten angepasst werden müssen. Hohe Investitionskosten seitens der Landwirte sind problematisch.
Für Markus Baldinger, Pöttinger, ist der zentrale Punkt, dass die Versorgungssicherheit erhalten bleiben muss. Die Anpassung an den Klimawandel ist dafür notwendig und wird eine große Herausforderung für die Landwirtschaft sein. Das Konfliktfeld Energieerzeugung – Lebensmittelproduktion wird den Produzenten Kopfzerbrechen bereiten. Für Baldinger ist eine konsequente Kreislaufwirtschaft ein Konzept, das viele Probleme lösen kann.
Stefan Kiefer, Amazonen-Werke, meint: „dass uns der Pflug immer erhalten bleiben wird, denn er ist ein geniales Werkzeug. Die Reduktion von Pflanzenschutzmitten steht oben auf der Agenda und bei hohem Unkrautdruck ist der Pflug unschlagbar. Bezüglich der Verfügbarkeit von mineralischen Düngern ist Kiefer optimistisch. Die Befürchtung, dass Phosphor bald gänzlich aus ist, hält er für unbegründet. Es braucht Verfahren, um diesen besser zu mobilisieren.
Thomas Engel, John Deere, erläutert künftige Perspektiven für die Pflanzenschutztechnik und er vermutet, dass autonomes Fahren vielleicht schneller kommt als wir das glauben. Staub, Dreck, Nebel und Vibrationen setzen Grenzen und machen Sensoren funktionsuntüchtig. Eine autonome Maschine fährt zwar alleine, sie muss aber eingestellt, gewartet, überwacht und ggf. muss eine Störung behoben werden.
Eberhard Nacke, Claas, geht davon aus, dass synthetische und biogene Treibstoffe ein Lösungsweg sind. Damit können wir die Technik emissionsfrei betreiben. Investitionen seitens der Landwirte wären verhältnismäßig gering. Damit können wir schon heute etwas bewirken, so Nacke.
Weitere Informationen unter https://oekl.at/oekl/bildungsprogramm/oekl-kolloquium/oekl-kolloquium-2022/