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Schwächelnde asiatische Märkte drücken Schweinepreis

Für Österreichs Schweinemäster war das erste Halbjahr 2018 wenig rosig: Zwar war man nicht davon ausgegangen beim Erzeugerpreis auf das Ausnahmejahr 2017 heranzukommen, doch mit einem Minus von 12% oder 19 Euro/Tier war dann doch nicht gerechnet worden. Beim Deckungsbeitrag betrug das Minus sogar 50%. Das hatte auch Auswirkungen auf den Ferkelpreis: Spezialisierte Ferkelerzeuger, die ihre Tiere an Mäster verkaufen, büßten rund 15% oder 11 Euro/Tier ein. Das hat ebenfalls einen markanten Rückgang beim Deckungsbeitrag zur Folge. Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, verweist auf die große Abhängigkeit des europäischen und damit auch des österreichischen Marktes für Schweinefleisch vom Export in Drittstaaten. „Österreich ist zwar in Summe gesehen gerade mal Selbstversorger, aber europaweit muss jedes achte Schwein in Länder außerhalb der EU verkauft werden, vorzugsweise nach Asien. Wenn dort der Markt schwächelt, spüren das die EU-Schweinebranche und damit auch unsere heimischen Halter“, erläutert der Interessenvertreter.

Mit einer Wertschöpfung von rund 330 Mio. Euro hat die Schweinehaltung für die oberösterreichische Landwirtschaft ein ähnlich hohes wirtschaftliches Gewicht wie die Milchproduktion. Bei rund 2.000 von insgesamt 6.000 Betrieben mit Schweinehaltung kommt das Einkommen ausschließlich oder überwiegend aus dieser Betriebssparte. Davon ist wieder etwa je ein Drittel spezialisiert auf Ferkelerzeugung, ein Drittel auf Mast und bei einem Drittel werden die am Betrieb erzeugten Ferkel selbst ausgemästet. „Für die schweinehaltenden Betriebe ist es von eminenter Bedeutung, wie sich der Markt und dessen Anforderungen an die Produktion entwickeln“, erläutert Reisecker. Mit einem Schweinebestand von rund 1,12 Mio. Tieren, davon 95.000 Muttersauen, ist Oberösterreich das produktionsstärkste Bundesland (40%).

Die österreichischen Konsumenten bevorzugen beim Einkauf eindeutig heimisches Schweinefleisch, weshalb der Handel ausschließlich solches anbietet – zu 80% in AMA-Gütesiegelqualität, die österreichische Herkunft von der Geburt bis zur Schlachtung, als auch überwachte Tiergesundheit, regelmäßige Kontrollen der Betriebe und beste Fleischqualität garantiert. In der Gastronomie und in Großküchen wird hingegen nach wie vor zu einem hohen Prozentsatz importiertes Schweinefleisch verwendet, wobei der Verbraucher dies mangels Information über die Herkunft gar nicht mitbekommt. Die Forderung der LK ist daher, dass diese Bereiche die Konsumenten über die Fleischherkunft informieren müssen.

Bei Schweinefleisch macht der Bio-Anteil 2% aus. Erlaubt ist ausschließlich Bio-Futter und es gelten erhöhte Haltungsstandards (Auslauf, Einstreu, keine Spaltenböden). Darüber hinaus möchte der LEH den Verbrauchern auch Schweinefleisch anbieten, das zwar nicht aus Bio-Betrieben kommt, das aber unter höheren Standards produziert wurde. Die bäuerliche Interessenvertretung hat dazu eine klare Meinung: „Wenn die Nachfrage gegeben ist und die damit verbundenen höheren Produktionskosten durch Preiszuschläge abgegolten werden, wird die Landwirtschaft selbstverständlich bereit sein, entsprechende Angebote zu erstellen. Am Konsumenten liegt es dann letztlich, solchen Projekten auch zum Durchbruch zu verhelfen“, so Reisecker.

Die Ära des „Einheitsfleisches“ aus Österreich ging kurz vor dem EU-Beitritt zu Ende, als erste Handelsunternehmen Markenfleischprogramme starteten, um dem schon damals gesteigerten Qualitätsinteresse der Verbraucher gerecht zu werden. Der Verband landwirtschaftlicher Veredelungsproduzenten OÖ. (VLV) war federführend bei der Entwicklung der Qualitätskriterien, zu denen unter anderem das Verbot von antibiotischen Leistungsförderern, die Qualitätsauslese am Schlachthof mittels pH-Wert-Messung sowie erste Ansätze eines vertraglichen Verhältnisses zwischen Landwirt und Betreuungstierarzt zählen. Die Tierhaltung auf Stroh wurde ab 2017 Teil des ÖPUL-Programms. Aktuell nehmen bundesweit 765 Schweinemäster mit 81.000 Mastplätzen teil sowie 386 Zuchtsauenhalter mit 17.000 Muttertieren. Diesen Betrieben wird ein Teil des Mehraufwands für Einstreu, Arbeit und mehr Platzbedarf abgegolten. Von den Handelsketten werden diese Produkte mit hauseigenen Bezeichnungen vermarktet.

Da das „Tierwohl“ in den letzten Jahren am Markt immer wieder thematisiert wurde, ist sowohl auf Erzeugerebene als auch am Fleischmarkt gestiegenes Interesse feststellbar – insbesondere von Junglandwirten. Gemessen an der Teilnehmerzahl bei der Strohhaltungsförderung liegt der Marktanteil derzeit bei 5%. VLV-Geschäftsführer Johann Schlederer ortet ein Wachstumspotenzial von bis zu 10% innerhalb des kommenden Jahrzehnts. Aufgrund der höheren Produktionskosten kostet dieses Fleisch um 10 bis 20% mehr als herkömmliches. „Obwohl der Preisaufschlag im Vergleich zu Bio-Schweinefleisch absolut überschaubar ist, zeigt uns die einjährige Markterfahrung, dass das Tierwohlsegment binnen kurzer Zeit keine großen Sprünge schaffen wird. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass sich die traditionelle Produktion auch weiterhin recht gut behaupten wird können“, erläutert Schlederer die vorsichtig optimistische Einschätzung.