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Ökostrom: Schultes macht Druck auf nächste Regierung

130 Holzkraftwerke versorgen aktuell bundesweit Hunderttausende österreichische Haushalte rund um die Uhr mit sicherer Energie. Werden die Rahmenbedingungen im Ökostromgesetz für ihr wirtschaftliches Fortbestehen nicht in absehbarer Zeit durch eine große Ökostromnovelle verbessert, droht ihnen die Abschaltung. Ein Schritt, den die Landwirtschaftskammern verhindern wollen.

In Deutschland sei die Energiewende zwar ausgerufen worden, mit dem Ziel des Atomausstiegs bis zum Jahr 2023, doch anstatt die alternativen Energiesysteme zu befördern sei Ökostrom fälschlicherweise als Sündenbock für die Fehlentwicklung identifiziert worden, erläuterte Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sowie Professorin für Energieökonomie und Nachhaltigkeit an der Hertie School of Governance in Berlin.

„Österreich muss nun mit den Konsequenzen der vermurksten deutschen Energiepolitik leben“, so Kemfert. Denn die kostengünstig erzeugte Energie aus Braunkohle drückt den Strompreis in Europa, sodass die Ökoenergie preislich nicht mithalten kann. Doch statt bei den Braunkohlekraftwerken anzusetzen, werde der Ökostromanteil gedeckelt. „In Deutschland haben wir in den vergangenen Jahren einen Ökostromanteil von mehr als 30% erreicht, Energie aus Kohlekraftwerken macht aber immer noch über 40% aus. Das sind keine optimalen Bedingungen für die Energiewende“, gab die Expertin zu bedenken. Ohne Biomasse werde diese auch nicht zu bewerkstelligen sein. „Biomasse-Kraft-Wärme-Koppelung (KWK) sind ein wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen Energiewende, die nicht nur dem Klimawandel entgegenwirke sondern auch „enorme wirtschaftliche Chancen bringt, Innovationen schafft und die Wettbewerbsfähigkeit stärkt“, so die Expertin.

Als Hauptbetroffene des Klimawandels ist es für die österreichische Landwirtschaft ein „Gebot der Stunde“ die Energiewende mitzutragen und dem Klimawandel mit nachhaltigen Maßnahmen entgegenzuwirken. Als „ganz wesentlichen Teil der Lösung“ sieht der steirische Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher „die bestmögliche Nutzung von Holz in allen Verwendungsbereichen“. Sein Bundesland weist das dichteste Biomasse-Nahwärmenetz der Welt auf und versorgt mittlerweile 220.000 Haushalte (45% des Gesamtwärmeenergiebedarfs) mit Wärme aus Holz.

Dass durch die KWK-Anlagen auch Tausende Arbeitsplätze erhalten werden und die Wertschöpfung im Inland bleibt seien weitere Argumente, die für ihren Erhalt sprechen. Außerdem würden sie die Bewirtschaftung der heimischen Wälder anregen. „Mit den Holzkraftwerken haben wir dafür direkt in den Regionen Abnehmer für dieses Schadholz.“

Auch der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Hermann Schultes, appelliert an die künftige Bundesregierung „rasch Initiativen für eine vernünftige Eigenversorgung in Österreich mit Strom und Wärme aus erneuerbaren Energiequellen“ zu setzen. „Bevor für den Großteil dieser KWK-Anlagen mit 2019 die Verträge auslaufen, muss der Gesetzgeber das Ökostromgesetz rasch reformieren, um ihren wirtschaftlichen Weiterbetrieb abzusichern“, forderte der LK Ö-Präsident.