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ÖBV-Via Campesina: LKÖ unterschätzt Bedeutung der Kleinbauern

Anlässlich der Präsentation des Programms für Klima- und Biodiversitätsschutz der LKÖ kritisiert die ÖBV-Via Campesina Austria die vagen Aussagen. „‚Weiter so‘ als Devise reicht nicht aus. Es ist bekannt und dokumentiert: Die intensive und großflächige Landwirtschaft mit hohem Einsatz von Kraftfutter, Pestiziden und Dünger ist die zentrale landwirtschaftliche Ursache für viele Probleme bei Klima- und Biodiversität. Die Probleme sind nicht mehr zu leugnen: In Gunstlagen hat sich in den letzten Jahren die Konzentration und damit der Druck auf Klima, Luft, Biodiversität, Wasser und Höfe massiv verschärft. Die Überdüngung, die Intensivierung im Grünland und im Acker, der steigende Pestizideinsatz und die Monokulturen in Land- und Forstwirtschaft tragen zum Artensterben bei.“ so Franziskus Forster von der ÖBV-Via Campesina Austria.

Das Artensterben und das Höfesterben hängen zusammen. Je weniger Klein- und Bergbetriebe es gibt, umso schlechter für die Artenvielfalt und die vielfältige Kulturlandschaft. Auch die Vielfalt an Kulturpflanzen und die Agrarbiodiversität verarmt dramatisch. Dies ist eines der größten Risiken für die Zukunft der Ernährung. Nur die kleinbäuerliche Landwirtschaft ist in der Lage, dieses Gemeingut nachhaltig zu erhalten und lokal angepasst weiterzuentwickeln. Wie kürzlich eine Studie im Auftrag des EU-Parlaments gezeigt hat, gehört Österreich zu jenen Ländern in der EU mit dem höchsten Risiko der Bewirtschaftungsaufgabe von Land – insbesondere in Berggebieten mit besonders wertvoller Artenvielfalt. Wenn diese nachhaltige Bewirtschaftung verschwindet, dann verschwinden auch die Arten. Wenn es so weitergeht wie bisher, dann steht die nächste große Welle des Höfe- und Artensterbens unmittelbar bevor. Das Wachstum der Waldfläche geht in großen Teilen auf das Höfesterben zurück. Die Artenvielfalt im Dauergrünland kann nur erhalten werden, wenn die Bauern und Bäuerinnen eine existenzsichernde Perspektive haben. Die GAP-Reform, der Green Deal und die Biodiversitätsstrategie bieten die Chance, hier für Klein- und Bergbetriebe endlich bessere Bedingungen zu schaffen. Schutz und Nutzung können nur dann tatsächlich Hand in Hand gehen. „Die Landwirtschaftskammer spricht von ’schützen durch nützen‘, allerdings ohne darüber zu sprechen, welcher Schutz durch welche Art der Nutzung erreicht werden soll. Genau hier muss festgehalten werden, dass es in der Intensivlandwirtschaft, sowie in der Agrarpolitik und der Marktordnung, die diese fördert, große Baustellen gibt.“ so Forster weiter.

Wir fordern die Stärkung und den Ausbau des Zukunftsmodells einer auf Vielfalt beruhenden kleinstrukturierten und ökologischen Landwirtschaft. Das bringt ein vielfältiges Mosaik an Nutzungsformen und viele Chancen für dringend notwendige Synergien zwischen Klima- und Biodiversitätsschutz. Grundlage ist die Stärkung der Höfe, auf denen diese gesellschaftlich wertvolle Arbeit geleistet wird, deshalb fordern wir – unterstützt von unserer Online-Petition – die doppelte Förderung der ersten 20 ha bei den Direktzahlungen, um die wertvolle kleinstrukturierte Landwirtschaft zu sichern. Das muss mit einem ökologischen Umbau der GAP verbunden werden. Es braucht regionale und kooperative Strategien, die auf Augenhöhe mit den Bäuerinnen und Bauern im Sinne von Antworten auf die Krise entwickelt werden. Auch die Landwirtschaftskammer muss endlich die Interessen von extensiv wirtschaftenden Klein- und Bergbetrieben vertreten.

„Die derzeitigen Pläne in der Agrarpolitik deuten aber auf eine weitere Verschärfung der Probleme hin. Die Ignoranz der Probleme darf nicht weiter belohnt werden. Es braucht eine Trendwende in der Landwirtschaft und diese muss mit dem Wandel in der Gesellschaft (Abkehr von Bodenversiegelung, Großprojekten, Ernährungsverhalten und Lebensmittelpreise, Abfälle etc.) einhergehen. “ so Forster abschließend.