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Moosbrugger verteidigt österreichische Landwirtschaft

 

„Es ist vollkommen übertrieben und faktenbefreit, dass angesichts der vorübergehenden Freigabe von knapp 9.000 ha Brachfläche wieder Horrorszenarien für die Artenvielfalt heraufbeschworen werden. Weiterhin wird es überall in Österreich umfangreiche Flächen zur gezielten Förderung von Biodiversität geben“, betont der Präsident der LK-Österreich (LKÖ), Josef Moosbrugger, anlässlich einer heutigen NGO-Pressekonferenz. „Die österreichische Landwirtschaft kommt nicht nur ihrem primären Auftrag zur Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, nachhaltigen Rohstoffen und Energie nach. Sie schafft vielmehr auch Lebensraumvielfalt und damit Lebensvielfalt. Darüber hinaus werden auf rund 7% der landwirtschaftlichen Nutzflächen gezielt biodiversitätsfördernde Maßnahmen gesetzt. Dieser Prozentsatz wird im Rahmen der neuen Agrarpolitik ab 2023 durch zusätzliche Anreize sogar noch auf ca. 10% steigen. Darüber hinaus werden heute bereits 700.000 ha und somit über ein Viertel der landwirtschaftlichen Nutzfläche biologisch bewirtschaftet. Für diese Vorreiterrolle im Nachhaltigkeits- und Umweltbereich werden wir auf EU- und internationaler Ebene wiederholt gelobt“, so Moosbrugger.

„Die Bäuerinnen und Bauern immer wieder für vollkommen überzeichnete, unbegründete Horrorszenarien zu missbrauchen, nützt Klimaschutz und Nachhaltigkeit mit Sicherheit nicht. Wir wehren uns dagegen, dass unsere hart arbeitenden Bauernfamilien mit faktenbefreiter Kritik in ein schlechtes Licht gerückt werden und ihnen die Freude an ihrer hochqualitativen Arbeit vermiest wird. Viel wichtiger und zukunftsträchtiger wäre es, der Gesellschaft aufzuzeigen, welch hohes Niveau unsere Landwirtschaft im internationalen Vergleich hat und dass es sich auszahlt, zu heimischen Qualitätsprodukten zu greifen. Hinter der europäischen Spitzenposition punkto biodiversitätsfreundlicher Bewirtschaftung steckt nämlich ein hoher Aufwand, der kostenintensiv ist und eine besondere Abgeltung erfordert“, betont Moosbrugger.

„Gleichzeitig brauchen wir aber auch effizient genützte Flächen zur sicheren Ernährung unserer Bevölkerung. Versorgungssicherheit ist ein Gebot der Stunde, daher befürworten wir auch die genehmigte Brachflächennutzung, die eine Notfallmaßnahme darstellt. Angesichts der dramatisch angespannten Märkte in verschiedensten Bereichen sollten wir keinesfalls zusätzliche Verknappungen riskieren. Wir brauchen Lebensmittel zur Ernährung und auch Biomasse zum Ersatz von fossilem, klimaschädlichen Gas. Wir wehren uns daher vehement gegen weitere massive Außer-Nutzung-Stellungen von Forst- und Agrarflächen, wie sie in diversen europäischen und nationalen Strategien vorgesehen sind“, warnt der LKÖ-Präsident.

„Wir haben schon vor dem Ukraine-Russland-Krieg wiederholt auf die massiven Widersprüche im Rahmen des ‚Green Deal‘ hingewiesen, die es zu lösen gilt. Wie will die EU-Kommission die EU-Eigenversorgung stärken, den Bäuerinnen und Bauern aber gleichzeitig unverzichtbare Betriebsmittel wie Pflanzenschutz und Dünger wegnehmen? Wir würden uns vielmehr massive Investitionen in effizienzfördernde neue Technologien, Forschung und Entwicklung erwarten“, betont der LKÖ-Präsident.

Tatsache sei, dass Österreichs Bäuerinnen und Bauern im Rahmen der aktuellen Gemeinsamen Agrarpolitik – unabhängig von der durch die EU-Kommission heuer genehmigten Greening-Ausnahme – in den vergangenen Jahren rund 8.000 ha flächige Landschaftselemente (u.a. Hecken, Teiche, Gräben, Steinmauern, Feldraine und Terrassen) mit hoher Relevanz für die biologische Vielfalt bewirtschaftet haben. Es gebe weitere 70.000 ha Biodiversitätsflächen im Rahmen der Agrarumweltprogramm (ÖPUL-)Maßnahme „umweltgerechte und biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung“. Die österreichischen Bäuerinnen und Bauern pflegten 76.000 ha Naturschutzflächen, welche in Abstimmung zwischen Naturschutz und Landwirt auf Basis individuell vereinbarter Bewirtschaftungsauflagen schonend genützt werden. Und es gebe zusätzliche 2.000 ha sonstige Brachen im Bereich des Oberflächen- sowie Grundwasserschutzes. Somit würden auch 2022 rund 7% der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Österreich biodiversitätsförderlich bewirtschaftet.

In Österreich betreffe die Ausnahmeregelung aufgrund der hohen ÖPUL-Teilnahme eine Grundgesamtheit von knapp 9.000 ha Brachen im Rahmen der 1. Säule, welche im Rahmen der Ausnahmeregelung genützt werden könnten. Wie viele Bracheflächen heuer tatsächlich kultiviert würden, ließe sich aus heutiger Sicht noch nicht sagen. Es wird aber jedenfalls nur ein Teil der 9.000 ha sein. Für biologisch wirtschaftende Betriebe, Kleinbetriebe sowie Betriebe, die am ÖPUL teilnehmen (80% aller Betriebe), und somit die überwiegende Mehrheit aller heimischen Bauernhöfe blieben die bestehenden Bewirtschaftungsauflagen unverändert bestehen, betont die LKÖ.