Milchwirtschaft fürchtet harten Brexit
Nachdem sich die Milchmärkte nach dem Jahreswechsel gerade stabilisiert haben, dürfte der bevorstehende harte Brexit der europäischen Milchwirtschaft großen Schaden zufügen, befürchtet der deutsche Milchindustrie-Verband (MIV). „Nach dem negativen Votum im britischen Unterhaus mit der Ablehnung der Trennungsvereinbarung zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU herrscht große Unsicherheit über das weitere Vorgehen. Ich erwarte größtmögliche Toleranz und Lösungswillen bei allen weiteren kurzfristig zu vereinbarenden Gesprächsversuchen zwischen der EU und Großbritannien, um den Schaden aus dem Brexit-Verfahren noch abzumildern“, betont Eckhard Heuser, der Hauptgeschäftsführer des MIV.
„Es steht viel auf dem Spiel: Das Vereinigte Königreich ist ein großer Nettoimporteur bei Milcherzeugnissen und kauft insbesondere in der Republik Irland viele Lebensmittel ein. Wenn nun bei einem harten Brexit die Briten Drittlandzölle gegenüber EU-Waren einheben, müssten die Produktpreise deutlich angehoben werden. Der Handel droht dadurch zum Erliegen zu kommen. Nicht nur Deutschland hat Sorgen um seinen direkten Export nach Großbritannien. Es muss auch überlegt werden, wohin andere Länder – nicht nur Irland – dann ihre für Großbritannien vorgesehenen Milcherzeugnisse verkaufen“, gibt Heuser zu bedenken.
Darüber hinaus entstehe ein Milchpool von Rohmilch im zum Vereinigten Königreich gehörenden Nordirland, der bisher zur Verarbeitung in die Republik Irland gebracht wurde. Beim harten Brexit müsste der irische Zoll nun diese Rohmilch ebenfalls mit hohen Zöllen belegen, was eine Weiterverarbeitung unrentabel werden lassen dürfte. Ein solcher Milchpool hätte dann keinen Verarbeiter und die Milcherzeuger keinen Abnehmer mehr, so der MIV-Geschäftsführer.
„Im administrativen Teil des Verfahrens drohen nicht nur hohe Drittlandzölle, diese werden auch begleitet von der Notwendigkeit von Zollkontrollen mit einem hohen Zeitaufwand an der Grenze. Dazu würden einander die beiden Ex-Partner EU und Großbritannien im Austausch von Gütern und Dienstleistungen zunächst wie Drittländer behandeln und auch wieder Veterinärkontrollen einführen“, warnt Heuser.