Karpfinger zornig: „NGOs haben Macht übernommen“
Österreichs Rübenbauern sehen den Anbau der Kultur nach der Ankündigung von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger für ein Verbot von Neonicotinoiden zu stimmen massiv gefährdet. Dementsprechend emotional geht deren Präsident Ernst Karpfinger mit Umweltschutzorganisationen, die sich ein Ende der Zulassung wünschen, ins Gericht. „Man könnte der Meinung sein, Umweltschutzorganisationen wie etwa Global 2000 oder Greenpeace hätten die Macht über die Europäische Kommission übernommen“, so Karpfinger in einer Aussendung. Mit massivem Lobbying sei erreicht worden, dass es beim Verbot von Neonicotinoiden keine Ausnahme für den Rübenanbau geben soll. „Es darf offenbar nicht mehr fachlich diskutiert werden. Damit geht die Tür für heimischen Zucker zu, während jene für Gentechnik-Produkte aus Übersee aber weiterhin offen bleibt“, zeigt sich der Präsident erbost.
Der heimische Rübenanbau arbeite mit geringsten Mengen an Neonicotinoiden. Der Wirkstoff werde in das pillierte Saatgut eingearbeitet, das mit einer Schutzschicht überzogen und dann im Boden abgelegt wird. Bienen kämen nie an das Pflanzenschutzmittel heran, weil die Zuckerrübe nicht blüht. Es helfe den Bestäubern also nicht, wenn die EU-Kommission die Ausnahme für Zuckerrüben ausschließt. „Es stirbt nur der Anbau von Zuckerrüben in Europa“, so Karpinger. Das Verbot der Neonicotinoide durch die EU-Kommission stützt sich auf eine Studie der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). In dieser wurden drei Pfade in ihrer Auswirkung auf Bienen untersucht, und zwar Rückstände in Blütenpollen und Nektar, Staubdrift während der Aussaat von behandeltem Saatgut sowie Wasseraufnahme. Keine dieser Fakten treffe jedoch auf die Zuckerrübe zu.
Die Konsequenzen eines Verbots des Einsatzes von Neonicotinoiden beim Anbau von Zuckerrüben seien, dass zukünftig zur Bekämpfung von Schädlingen massive, kostenintensive Ersatzmaßnahmenvorgenommen werden müssten. Weil aber bei der derzeit schlechten Marktlage die Produktionskosten höher seien als die Erlöse, würden sich die Landwirte solche Maßnahmen nicht mehr leisten können. Karpfinger: „Der Rübenanbau in Österreich ist bedroht und damit die rund 6.000 Bauern und ihre Familien. Weiters stehen tausende Arbeitsplätze in der Zuckerindustrie und in den vor- und nachgelagerten Bereichen auf dem Spiel. Den Bienen wird nicht geholfen, den Menschen aber entsteht durch Leichtfertigkeit enormer Schaden.“
Die Rübenbauern seien überrascht, dass Bundesministerin Köstinger die Verwendung der Neonicotinoide in der Zuckerrübe nun auch als bienengefährlich einstuft. „Wenn dadurch leichtfertig die Rübenproduktion gefährdet wird, dann müssen im Gegenzug die Mehrkosten und das hohe Ausfallsrisiko finanziell abgegolten werden“, fordert Karpfinger Kompensationen für die betroffenen Rübenbauernfamilien von Ministerin Köstinger ein.