Kampf um deutschen Bio-Markt wird härter
Mehr als 10 Mrd. Euro geben die deutschen Verbraucher jährlich für Bio-Produkte aus. Die großen Handelsketten von Aldi bis Edeka haben sich schon zwei Drittel des Bio-Marktes gesichert. Jetzt will sich auch der Diskonter Lidl ein größeres Stück von diesem Kuchen abschneiden. Für die Bio-Fachhändler wird dadurch der Wettbewerb noch härter, berichtet die dpa.
Mit dem Slogan „Gut. Besser. Bioland“, wirbt Lidl in ganz Deutschland für seine neue Bio-Offensive. Seit Jahresbeginn 2019 hat der Diskonter fast alle Molkereiprodukte seiner Eigenmarke „BioOrganic“ auf den strengen Bioland-Standard umgestellt und bewirbt sie jetzt mit dem entsprechenden grünen Markenzeichen, das bisher vor allem im Fachhandel zu finden war. Erste Bioland-Produkte wie Äpfel, Kresse und Gartenkräuter sind bereits seit November 2018 bei Lidl bundesweit erhältlich. Nunmehr soll das Sortiment in vielen Bereichen kontinuierlich ausgebaut werden. Regional folgen Ende Jänner weitere Artikel wie beispielsweise Apfelsaft.
Der Schritt ist bemerkenswert, denn der Diskonter versucht hier nicht in erster Linie über den Preis zu punkten, sondern setzt stattdessen auf bessere Qualität. „Aldi hat die Frage ‚Bio oder nicht Bio‘ beantwortet, indem das Unternehmen – über die Menge – zum Marktführer in diesem Bereich aufgestiegen ist. Lidl lässt das nicht auf sich sitzen und versucht jetzt, Aldi mit den anspruchsvolleren Standards von Bioland zu übertrumpfen“, stellt der Handelsexperte Matthias Queck von Retailytics, der Analystengruppe der „Lebensmittel Zeitung“, fest.
Bio sei einer der wenigen Bereiche, die im deutschen Lebensmittelhandel noch kräftig wachsen – zwischen 2012 und 2017 jährlich um knapp 6% im Schnitt. Der Lidl-Vorstoß habe den Kampf um die Kunden in diesem attraktiven Segment noch einmal angeheizt, so Queck. Die Konkurrenz schaut hier nicht tatenlos zu. „Vor allem Aldi, Edeka, dm und Rossmann haben bei Bio aufgerüstet“, berichtet das Branchenfachblatt „Lebensmittel Zeitung“. Auch Aldi-Süd umwirbt die Öko-Kundschaft derzeit mit einem 28-seitigen Sonderprospekt und verspricht eine „noch größere Bio-Auswahl“, und Rewe verweist auf seiner Online-Seite auf mehr als 500 Bio-Produkte in seinem Angebot.
Branchenkenner Queck sieht in der aktuellen Entwicklung nicht nur Risiken, sondern auch Chancen für den deutschen Bio-Fachhandel. Der Marktanteil der großen vier Händler – Edeka, Rewe, Aldi und Lidl – im Biomarkt werde weiter steigen. Aber das müsse nicht unbedingt negativ für die Fachmärkte sein, meint er, denn durch das Bio-Angebot der Diskonter würden ganz neue Kundengruppen für Bio-Produkte erschlossen. Davon könnten am Ende auch die Fachmärkte profitieren.