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ANGEMERKT

Flehende Fleischlieferanten

Die Tageszeitung „Die Presse“ widmete vor einigen Tagen die Titelseite dem Thema „Muss Fleisch teurer werden?“. Aus­löser dafür ist die Debatte um die Einführung einer Fleischsteuer in Deutschland. Dies als Lenkungsmaßnahme, um den Fleisch­konsum zu reduzieren und damit das Klima zu schützen.
Die Sprecherin eines österreichischen Handelskonzerns wird in diesem Beitrag mit einer interessanten Aussage zitiert: „Die österreichischen Landwirte flehen uns händeringend an, Aktionen zu machen, damit sie das Fleisch unter die Leute bringen.“ Bumm, diese Aussage ist nicht ohne.
Ich erinnere mich an lebhafte Diskussionen einiger Landwirtschaftskammerpräsidenten, die dem Handel vorwarfen, sich unfair zu verhalten. Alles nur Politik und im Hintergrund ist die Landwirtschaft froh, dass sie in Preisak­tionen des Handels aufgenommen wird?
Auch die besonderen Anstrengungen und die umfassenden Auf­lagen an die heimischen Viehhalter, die automatisch das Produkt verteuern, scheinen die Vertreterin des Handelsriesen nicht wirklich zu beeindrucken. Zum Fleischpreis sagt sie klar: „Der Preis richtet sich nach dem Weltmarkt. Warum soll ein österreichischer Konsument mehr bezahlen?“ Ja, so kann man argumentieren, wenn die Markt­position entsprechend ist. Man muss es aber nicht.
Nur zu gern hängt sich diese Handelskette das positive Image der Bauern in der Werbung um – und wenns um den gerechten Lohn geht, dann gilt der Weltmarkt. Das können die sich aber auch sparen.
Sollten die Fleischlieferanten jedoch wirklich händeringend um Aktionen  flehen, so wird man sich das einmal genauer anschauen müssen …

Klaus Orthaber