Bei Billa Frischfleisch bald zu 100% österreichisch
Die Lebensmittelhandelskette Billa stellt im Laufe des zweiten Quartals 2020 sein Frischfleisch-Sortiment auf 100% heimische Qualitätsware um. Das bedeutet, dass künftig Rind-, Schweine- und Geflügelfleisch in der Billa-Frischfleischtheke ausschließlich in Österreich erzeugt wurde. Bereits jetzt habe Billa in seinen 1.100 Filialen Rind- und Schweinefleisch annähernd zu 100% aus heimischer Produktion angeboten. Aufholbedarf gebe es bei Pute, wo nur 40% aus heimischer Produktion stammen, teilte Vorstandssprecher Nagele mit.
„Billa geht mit der Initiative einen großen Schritt voraus. Für die Landwirtschaft ist es eine Chance, sich mit dem Handel weiterzuentwickeln und bei Geflügel zu wachsen. Die Umstellung bedeutet für die Konsumenten genießen mit gutem Gewissen, da sie beim Fleischeinkauf noch mehr Sicherheit erhalten. Gleichzeitig sind weniger Importe ein Schritt für mehr Klimaschutz“, unterstrich Landwirtschaftskammer (LK) Österreich-Präsident Moosbrugger. „Internationale Studien belegen, dass Österreichs tierische Erzeugung bereits heute effizient, klima- und ressourcenschonend erfolgt.“
Billa will einen einstelligen Millionenbetrag beisteuern. „Wir verzichten auf einen Teil des Rohertrags und der Preisspanne, weil wir die Konsumenten für den Kauf heimischer Produkte ermutigen und das Angebot langfristig sicherstellen wollen“, führte Nagele aus. Auch der aktuelle Preis für österreichische Pute von 12,99 Euro pro kg sowie der Erzeugerpreis sollen damit gesichert werden. Importiertes Putenfleisch kostet laut Billa 7,99 Euro pro kg. Derzeit müsste noch die Produktion ausgebaut werden, weshalb die Umsetzung erst im zweiten Quartal 2020 erfolge. In den Unternehmen Merkur, Adeg und Penny sind vorerst keine derartigen Schritte geplant.
„Billa will das Konsumentenvertrauen ausbauen und die Gestaltung der Lebensräume sicherstellen sowie ein Signal für Klimaschutz und Tierwohl senden. Die Landwirtschaft leistet mit ihren hohen Standards einen wichtigen Beitrag für mehr Tierwohl“, betonte Nagele. Billa übernehme mit der Initiative eine „Vorreiterrolle“. Absatzschwierigkeiten aufgrund der Preise für heimische Ware erwartet der Billa-Vorstandssprecher keine. „Wir haben im Bio-Segment hohe Anteile erreicht und sind zuversichtlich, dass die Konsumenten auch beim Fleisch bereit sein werden, für österreichische Herkunft und höhere Qualität mehr zu bezahlen.“
Adolf Marksteiner von der LK Österreich sieht in der heimischen Geflügel- und Putenmast noch Reserven. „Es besteht die Chance, allein durch eine bessere Auslastung der Ställe, die heimische Produktion wieder in die Höhe zu fahren“, so Marksteiner. Aktuell erzeugen 165 Betriebe 20.000 bis 22.000 t Putenfleisch pro Jahr. Marksteiner hält eine Steigerung um 10 bis 20% mit den bestehenden Kapazitäten für realistisch.
Moosbrugger sieht in der Putenmast eine Chance für Betriebe, die nach Alternativen suchen oder sich in ein zusätzliches Standbein schaffen wollen, wie es häufig mit der Eierproduktion der Fall war. „Wenn die Putenmast wirtschaftlich eine Basis bietet, wird künftig auch diese für die Landwirte interessant sein“, so der LK Österreich-Präsident.