Foto: LK Steiermark

„Existenzbedrohend“: Fünf Forderungen für Fairness

Angesichts sehr niedriger Produktpreise vor allem bei Schweinen und Äpfeln wendet sich die Landwirtschaftskammer Steiermark mit fünf Forderungen an die Öffentlichkeit. „Vom Lebensmittel-Endverbraucherpreis kommt beim Bauern viel zu wenig an. Extrem hart trifft es jetzt die Obst- und die Schweinebauern, das ist existenzbedrohend“, meinte dazu der steirische Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher. Den unfairen Preisen müsse ein Riegel vorgeschoben werden.“

In den vergangenen Wochen seien die Erzeugerpreise für Schweinefleisch in den Keller gerasselt. Von einem Kilo Schnitzelfleisch kämen beim Bauern nur magere 15% an, wovon er die gesamten Kosten von den Maschinen über die Stallgebäude und das Futter bis hin zur Sozialversicherung bezahlen müsse. „Äußerst prekär ist die Lage auch für die heimischen Obstbauern. Sie erleben schon das vierte Katastrophenjahr durch Frost und Preisdumping. Der Obstbauer bekommt im Schnitt nur die Hälfte seiner Kosten bezahlt. Auf der zweiten Hälfte bleibt er, trotz naturnaher und effizienter Bewirtschaftung, sitzen“, gso Titschenbacher.

„Würde der Bauer nur um 20 Cent pro Kilo Schweinefleisch mehr als derzeit bekommen, könnte er kostendeckend wirtschaften. Und würden bei den Obstbauern um nur 15 Cent pro Kilo Obst mehr ankommen, könnten sie ihre Höfe erhalten“, erläuterte LK-Vizepräsidentin Maria Pein. Die Zukunft der Bauern müsse ein gesellschaftliches Hauptanliegen werden, da die Lebensqualität und die Versorgungssicherheit von morgen unmittelbar damit zusammenhänge, unterstrich Landesrat Johann Seitinger. „Daher appelliere ich eindringlichst an alle Partner, faire Geschäftsbedingungen einzuhalten und an die öffentlichen Institutionen, heimischen Produkten den Vorrang zu geben.“ Der Handel solle Produkte aus seinen Märkten verbannen, die in Österreich gesetzlich nicht erzeugt werden dürfen.

Der Obmann der Schweineerzeuger und -vermarktungsgemeinschaft Styriabrid, Kurt Tauschmann, appellierte an die Wursthersteller, AMA-Gütesiegel-Qualitätsfleisch in Wurst und anderen Fleischprodukten zu verarbeiten und für diese hohe Rohstoffqualität auch faire Preise zu bezahlen. So könnten die Fleischverarbeiter einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der bäuerlichen Landwirtschaft leisten. Rupert Gsöls als Obmann der steirischen Erwerbsobstbauern, meinte: „In Zukunft sollte nur mehr regionaler Apfelsaft in den Supermarktregalen stehen. Um unsere Streuobstwiesen, welche die Landschaft prägen, zu erhalten, ist es notwendig, dass die Saftproduzenten mehr als 15 Cent für hochwertiges und zertifiziertes Pressobst zahlen.“

Das Forderungspaket der steirischen Landwirtschaftskammer sieht folgende fünf Punkte vor: Erstens solle bei einem Dialog-Gespräch mit den Spitzen der in Österreich tätigen Handelsketten auf steirischen Bauernhöfen die Dramatik der Lage vermittelt werden. Zweitens wird ein „Stopp der unfairen Preise für unsere Bauern“ gefordert. Dem unlauteren Wettbewerb der Handelsketten sei ein Riegel vorzuschieben, Last-Minute-Stornierungen von Lebensmittellieferungen, verspätete Zahlungen, einseitige Vertragsabänderungen (oft auch nachträglich) und horrende Listungsgebühren müssten der Vergangenheit angehören, wird betont.

Drittens müsse die vom Lebensmittelhandel bestellte höhere Qualität auch bezahlt werden. „Die Landwirtschaft darf nicht mehr am Ende der Wertschöpfungskette stehen und das bekommen, was übrig bleibt, sondern die Preiskalkulation muss mit einem fairen Preis für die Erzeugnisse der Bauern beginnen“, so die LK. Viertens wird an die Bevölkerung appelliert, heimische Lebensmittel zu bevorzugen. Die Konsumenten „entscheiden maßgeblich, ob die einzigartige bäuerliche Landwirtschaft in der Steiermark und in Österreich erhalten bleibt“, heißt es in dem Papier.

Die fünfte Forderung betrifft die Kennzeichnung von verarbeiteten Lebensmitteln und den Speisen in Kantinen und der Gastronomie: Hier fehle weitgehend die Herkunftsangabe der Rohstoffe. Damit die Konsumenten Wahlfreiheit haben, verlangt die Landwirtschaftskammer eine klare, verpflichtende Kennzeichnung der verarbeiteten Lebensmittel (etwa bei Wurst oder Apfelsaft) im Supermarkt, aber auch in der Gastronomie und in den Kantinen.