Brexit: Briten wollen Direktzahlungen abschaffen
Eine bessere Agrarpolitik als in der EU verspricht der britische Landwirtschaftsminister Michael Gove. Die Direktzahlungen aus der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sollten noch einige Jahre nach dem Brexit fortgeführt werden, erklärte Gove auf der „Oxford Farming Conference“. Etwa für fünf Jahre, also bis 2024, führte der Minister nach seiner Rede auf der Konferenz vor Journalisten aus. Anschließend sollten die Flächenprämien auslaufen oder einzelnen bedürftigen Betrieben nur noch für eine begrenzte Zeit gewährt werden.
Von den Direktzahlungen der EU profitierten Landbesitzer, die das Geld nicht unbedingt bräuchten. Deshalb will Gove gleich nach dem Brexit die Flächenprämien in englischen Großbetrieben kürzen. Nach 2024 soll es dann nur noch Basiszahlungen für Betriebe geben, die ihre Produktion umstellen und deshalb eine Durststrecke überwinden müssen oder die ihre Produktion aufgeben möchten. Erträge und Umwelt stünden nicht im Gegensatz zueinander, führte der Minister aus und schwärmte von der pfluglosen Bodenbearbeitung. Diese spare Kosten, verhindere Erosion und schone das Klima, betonte Gove. Ziel der Agrarpolitik müsse es sein, neue Agrartechnologie zu fördern, die gleichzeitig gute Erträge und Umweltschutz ermögliche. Wenn das gelinge, bräuchten die britischen Farmer auch ohne Direktzahlungen den Wettbewerb mit den Landwirten auf dem europäischen Kontinent nicht zu scheuen.
Nach dem Austritt Großbritanniens aus der EU bräuchten die Landwirte auf beiden Seiten des Kanals zollfreien Zugang für ihre Erzeugnisse. Das sei im beiderseitigen Interesse. Großbritannien werde sich zudem um einen besseren Marktzugang in China bemühen. Es gebe Teile vom Schwein, die im Vereinigten Königreich nur schwer verkäuflich seien, die aber in China als Delikatessen gelten. Eine mit chinesischer Hilfe verbesserte Verwertung der Schweine mache die britischen Erzeuger auch in der EU wettbewerbsfähiger, wurde Gove konkret. Dadurch könnten die britischen Farmer mit den bisher dominierenden dänischen Schweinefleischerzeugern mithalten.
Die vom Minister auf der Konferenz skizzierte Zukunft der britischen Agrarpolitik wurde vom nationalen Bauerverband (NFU) überwiegend positiv aufgenommen. Allerdings sieht der Verband noch Klärungsbedarf für die Einzelheiten. Britische Landwirte machen sich Sorgen, ob nach dem Brexit noch ausreichend Saisonarbeiter zur Verfügung stehen werden. Gove setzt auch hier auf Technologie. Fehle es an billigen Arbeitskräften, müssten eben Maschinen entwickelt werden, um auch ohne sie wettbewerbsfähig zu bleiben, entgegnete der Minister.