Bauernbund opponiert gegen Verkauf von Düngersparte
Vom Hof bis zum Teller wirkt sich die Energiekrise bereits spürbar auf die Lebensmittelproduktion aus. Jetzt fürchten Österreichs Bäuerinnen und Bauern auch um die Versorgung mit Dünger. „Die Dünger-Versorgung in Österreich ist sehr angespannt. Aufgrund der unsicheren Situation in Hinblick auf die Gasversorgung sind die Preise regelrecht explodiert. Im Vergleich zu den Vorjahren haben sich die Dünger-Kosten verdreifacht“, beklagt Bauernbund-Präsident Georg Strasser. Ohne Dünger sinken die Ernteerträge der Landwirtschaft deutlich.
Für Unverständnis bei Strasser sorgt deshalb der geplante Verkauf der Borealis-Düngemittelsparte an den tschechischen Agrofert-Konzern. „Gebot der Stunde ist es jetzt, Österreich unabhängiger von importierten Betriebsmitteln zu machen. In Zeiten wie diesen brauchen wir robuste und krisenfeste Wertschöpfungsketten. Verfassungsrechtlich muss der Verkauf an Agrofert genauestens geprüft werden, auch in Hinblick auf das nun vorliegende Rechtsgutachten“, betont Strasser. Aus dem vom NÖ Bauernbund in Auftrag gegebenen Rechtsgutachten des Verfassungsexperten Heinz Mayer geht hervor, dass der Borealis-Deal „verfassungsrechtlich höchst problematisch“ ist. Der Borealis-Deal könnte ohne wirtschaftliche Notwendigkeit zu groben Verwerfungen am Düngermarkt und damit auch bei Lebensmitteln führen.
Deutsche Düngerhersteller produzieren deutlich teurer als die ausländische Konkurrenz. Daher haben die Hersteller in der EU die Produktion zurückgefahren, sagt Strasser: „Die Preisunterschiede könnten zu einer Verlagerung der Düngerproduktion in Staaten mit geringeren Energiekosten führen. Österreich spürt bereits die gravierenden Auswirkungen der Gas-Abhängigkeit vom Ausland. Wir warnen davor, jetzt unsere inländische Düngemittelproduktion aus der Hand zu geben.“
Mit der vom OÖ Bauernbund mit Agrofert vereinbarten Standortgarantie und der Aussicht auf einen weiteren Ausbau in Linz sei zumindest ein erster Etappensieg gelungen, sagt Strasser: „Der Bauernbund wird sich weiterhin auf allen Ebenen für Versorgungssicherheit einsetzen.“