Afrikanische Schweinepest breitet sich in Rumänien aus
Die Afrikanische Schweinepest (ASP) breitet sich in Rumänien weiterhin stark aus. Dies teilte der Vorsitzende des Amts für Veterinärmedizin und Lebensmittelsicherheit (ANSVSA), Geronimo Branescu, nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa in Bukarest mit. Die vor etwa einem Monat ausgebrochene Seuche betreffe derzeit landesweit elf von 41 Regierungsbezirken. Bisher seien deswegen mehr als 123.000 Tiere notgeschlachtet worden. Am stärksten betroffen sind den Angaben zufolge der Süden und Südosten des Landes, nahe den Grenzen zu Bulgarien und zur Ukraine, in geringerem Maße auch nordwestliche Regionen nahe der Grenze zu Ungarn. Die Viruserkrankung sei durch illegale Fleischimporte eingeschleppt worden, erklärte Branescu. Sie sei in Rumänien auch bei Wildschweinen festgestellt worden.
Nach Angaben des deutschen Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit (Friedrich-Loeffler-Institut, FLI) wurden im Jahr 2017 in den Ländern Estland, Lettland, Litauen, Polen, Ukraine, Tschechien und Rumänien 248 ASP-Fälle bei Hausschweinen und 3.892 bei Wildschweinen gemeldet. Im Jahr 2018 sind es bisher schon deutlich mehr: Vom 1. Jänner bis 28. August wurden insgesamt 1.014 Fälle bei Hausschweinen (davon allein 783 in Rumänien) sowie 3.831 Ausbrüche bei Wildschweinen (die meisten in Polen und Litauen) registriert.
„In Europa hat sich die Zahl der von der Schweinepest betroffenen Länder und Regionen deutlich erhöht. Wir erleben das Gegenteil einer Entspannung“, stellt FLI- Vizepräsident Franz Conraths gegenüber Dow Jones News fest. Die Gefahr, dass der Erreger nach Deutschland eingeschleppt wird, sei weiter gestiegen. Der Mensch gelte als größter Risikofaktor, wenn er kontaminierte Lebensmittel einführe und beispielsweise auf Parkplätzen Speisereste entsorge. „Satellitenausbrüche wie in Tschechien, um Warschau oder in der Region Kaliningrad und den südlich an sie grenzenden Gebieten in Polen lassen vermuten, dass der Erreger nicht über Wildschweine, sondern durch menschliches Handeln verschleppt wurde“, erklärt Conraths.
Betroffen von der ASP sind inzwischen acht osteuropäische Staaten sowie Russland. Die Seuchenfälle aus Russland gehen nicht in die europäische Statistik ein. Im August wurden zudem erste Ausbrüche in Schweinehaltungen in China gemeldet. Da es keinen Impfstoff gegen die Seuche gebe, müssten die klassischen Bekämpfungsmethoden wie die Einrichtung von Sperrgebieten, die Tötung infizierter Bestände sowie die gezielte Jagd auf Wildschweine greifen, so Conraths.
In Tschechien wurden seit April 2018 dank einer rigiden Bekämpfung keine neuen Fälle mehr gemeldet. „Tschechien ist bisher die positive Ausnahme in Europa“, erklärt Conraths. Das Vorgehen dort gelte als „Blaupause für Deutschland“, sollte die ASP hier auftreten. Obwohl es seit vier Monaten keine neuen Nachweise gebe, sei es für eine Entwarnung in Tschechien allerdings noch zu früh, betont der Experte. Der Erreger könne sich sehr lange, über mehrere Wochen und Monate, in der Umwelt halten. In der Region um Zlin – rund 300 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt – wurde die Seuche im Juni 2017 erstmals bei Wildschweinen nachgewiesen.
Für Österreich stellen vor allem die zuletzt in Ungarn infizierten Wildschweine eine Gefährdung dar. Seit April wurde das ASP-Virus dort bei 33 Wildschweinen nachgewiesen. Manche Fundorte waren nur 200 Kilometer von der österreichischen Staatsgrenze entfernt. „Diese Tierseuche ist bisher noch nicht in unserem Land aufgetreten, durch die zahlreichen Fälle in Nordosteuropa ist die Gefahr einer Einschleppung aber sehr hoch“, erklärte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums gegenüber der APA. Um möglichst rasch reagieren zu können, beobachte die Veterinärverwaltung die Entwicklung der Seuchenlage sehr genau. „Vertreter aus betroffenen Ländern berichten regelmäßig im Ständigen Ausschuss für Tiergesundheit in Brüssel“, so die Sprecherin. Zudem sei die AGES beauftragt worden, alle Seuchenmeldungen auch im Hinblick auf die Entfernung zur österreichischen Grenze zu analysieren.
Als das für Schweine meist tödliche Virus im Juni 2017 in der Region um Zlin in Tschechien ausbrach, leitete das Gesundheitsministerium Vorsorgemaßnahmen ein. Diese sind laut Auskunft des Ministeriums nach wie vor aufrecht und könnten falls notwendig auch ausgeweitet werden. Sie gelten für sechs niederösterreichische Bezirke nördlich der Donau und Wien.