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Abschluss der Wintertagung 2021 mit Grünlandfachtag

 

 Milchkaffee, Bergkäse oder das berühmte Kalbswiener: Darauf möchte die Mehrheit der Österreicher nicht verzichten. Etwa 90 Liter Milch, 20 Kilogramm Käse und 12 kg Rind- und Kalbfleisch verspeisen so jeder Einzelne von uns im Jahr. Während der COVID-Krise hat jedoch nicht jedes Glied der Kette optimal funktioniert. Im Zentrum des Fachtags Grünland- und Viehwirtschaft im Rahmen der Wintertagung 2021 des Ökosozialen Forums standen daher die Lehren aus der COVID-Krise sowie Chancen und Perspektiven für die Branche.  Zum Thema „Versorgungssicherheit dank standortgerechter Landwirtschaft?!“ stehen zudem in der Wintertagungs-Mediathek Beiträge von Expertinnen und Experten zur Verfügung.  

Der Präsident des Ökosozialen Forums Österreich & Europa, Stephan Pernkopf, betonte, dass die Gesellschaft durch die Pandemie verwundbar geworden ist: „Die Vergessenskurve ist jedoch steil, denn wer erinnert sich, dass im März 2020 die Regale leer und die Grenzen gesperrt waren und dass es Probleme mit der Verfügbarkeit von Impfstoffen gab. Auch das hat mit Verwundbarkeit zu tun. Wir haben eine sehr gute Situation, was die Zukunft bei der europäischen Agrarpolitik anbelangt. Aber wir diskutieren bei der Wintertagung auch seit dem Eröffnungstag, dass wir eine ökologisch vorbildhafte Produktion in Österreich haben wollen, vor allem aber, dass wir eine Produktion haben wollen. Ich bin nicht dafür, dass der Green Deal falsch umgesetzt wird, es dann weniger Produktion in Europa gibt und es zu geringeren Einkommen für die Bäuerinnen und Bauern kommt. Wir brauchen daher eine nachhaltige Intensivierung, also eine Produktion unter höchsten Standards. Es macht ja keinen Sinn, wenn in Europa nicht produziert wird und die Billigware dann aus emissionsintensiven Gebieten kommt. Blühstreifen-Ökologisierung ist gut, aber sie darf nicht dazu führen, dass gleichzeitig die Kondensstreifen mehr werden, weil die Produkte importiert werden müssen. Das Ökosoziale Forum rückt daher den Hausverstand in den Mittelpunkt.“

Bundesministerin Elisabeth Köstinger gab einen Einblick in die politischen Strategien, die auch künftig eine hohe Versorgungssicherheit gewährleisten sollen. „Denn das Thema Versorgungssicherheit war noch nie so stark in unserem Bewusstsein. Es hat auch noch nie so viel Bewusstsein und Wertschätzung für die Bäuerinnen und Bauern gegeben. Unser Anliegen ist es daher, die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern in den Mittelpunkt zu rücken. Es ist aber auch wichtig, jeden einzelnen Betrieb zu erhalten und dafür zu sorgen, dass jede nachfolgende Generation eine Chance in der produzierenden Landwirtschaft sieht.“   

Peter Hauk, Minister für ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg, veranschaulichte Herausforderungen bei der Erreichung eines hohen Bioanteils in der Landwirtschaft und Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit. „Österreich hat stets eine Pionierrolle eingenommen und eine lange Tradition in der Bio-Landwirtschaft. Aktuell gibt es mehr Menschen, die Wert darauflegen, zu wissen, wo und wie Lebensmittel produziert werden. Hinzu kommt der Trend zu mehr regional. Baden-Württemberg hat sich ebenfalls verpflichtet, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Fläche ökologisch zu bewirtschaften. Und das wollen wir nicht durch Verbote und Gebote erreichen, sondern durch Anreize und indem wir EU-Mittel mit Landesmitteln ergänzen. Wir wollen damit die Rahmenbedingungen für die ökologische Landwirtschaft verbessern und den Landwirtinnen und Landwirten den Einstieg erleichtern. Der Schlüssel liegt aber in der Nachfrage: Ein angestrebtes Wachstum bei der Biofläche muss ohne Marktverwerfung stattfinden.“ 

Bei der 68. Wintertagung macht sich das Ökosoziale Forum von 21. bis 28. Jänner 2021 mit den Teilnehmern auf die Suche nach Lösungsansätzen für eine nachhaltige, zukunftsfitte und resiliente Wertschöpfungskette bei Lebensmitteln. Unter dem Motto „Gemeinsam is(s)t man besser: Gemeinsam aus der Krise lernen. Gemeinsam zukunftsfit werden.“ werden Wege und Perspektiven für die Landwirtschaft erörtert. Dabei sind jede und jeder gefordert, mitzudiskutieren und mitzumachen – das neue, digitale Gesicht der Wintertagung 2021 macht es möglich: Alle neun Fachtage stehen online und kostenfrei als Live-Webinare zur Verfügung und werden durch Beiträge in der Mediathek erweitert und ergänzt! Detaillierte Informationen zur Wintertagung stehen auf  oekosozial.at zur Verfügung.