Sündenbockrolle für Schweinefleisch
Die heimische Schweineproduktion ist auf den Import von Sojaschrot angewiesen. Letztendlich entscheiden die Konsumenten, ob sie zu höherpreisigem Schweinefleisch mit GVO-freier Fütterung oder zu konventionellem Schweinefleisch greifen. „Es ist für mich völlig unverständlich, dass beim Thema der GVO-freien Fütterung immer wieder die Schweinebäuerinnen und Schweinebauern an den Pranger gestellt werden, nicht aber die sonstigen Lebensmittelproduzenten, wo in vielfacher Form bei verarbeiteten Lebensmitteln gentechnisch veränderter Soja direkt im Lebensmittel zum Einsatz kommt. Dagegen weist Schweinefleisch auch im Fall der Fütterung mit GVO-Soja keinerlei gentechnische Veränderung auf“, betont LK-Präsidentin Langer-Weninger zu den Vorwürfen einer Umweltorganisation.
Die mit hohem Produktionsstandard betriebene konventionelle Landwirtschaft stellt für manche NGO-Vertreter offenbar noch immer ein Feindbild dar, da ein ohnehin bekanntes Thema immer wieder aufgegriffen wird. Dass Sojaschrot aus gentechnisch veränderten Sojabohnen in der EU verwendet wird, ist keine Neuigkeit und wird von der Landwirtschaft auch nicht verschwiegen. Insgesamt betragen die EU-Importe bei Sojaschrot etwa 30 bis 35 Millionen Tonnen pro Jahr. Der überwiegende Teil der Importe stammt aus gentechnisch veränderten Sojabohnen. In Österreich liegt der Import von Sojaschrot bei ca. 400.000 Tonnen und konnte aufgrund der Aktivitäten der heimischen Landwirtschaft in den letzten Jahren deutlich reduziert werden.
In Österreich arbeitet die Landwirtschaft seit mehreren Jahren an einer Eiweißstrategie um die Versorgung mit heimischen Eiweißfuttermitteln aus GVO-freier Produktion zu steigern. Insbesondere der Rapsanbau stellt neben Soja eine wichtige Quelle für heimische Eiweißfuttermittel dar. Durch das ständige Hinaufschrauben der Produktionsstandards im Rapsanbau ist dieser in den letzten Jahren zurückgegangen und hat damit auch das Potenzial für Eiweißfuttermittel reduziert. Das dadurch fehlende heimische Eiweiß muss durch Sojaimporte ersetzt werden, das fehlende Rapsöl wird vielfach durch Palmölimporte ausgeglichen. „Die Landwirtschaftskammer setzt auf den Ausbau der Eiweißproduktion und forciert den Einsatz Eiweißfuttermittel. Die dadurch höheren Produktionskosten müssen aber fair am Markt durch höhere Preise abgegolten werden. Gentechnikfreie Fütterung wurde von der Landwirtschaftskammer und den Branchenvertretern der Schweinebauern schon bisher bearbeitet. So gibt es regelmäßige Kontakte von Vertretern der Landwirtschaft, der Schlachtbranche und des Lebensmitteleinzelhandels. Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen des Marktes ist eine generelle Branchenlösung für die Umstellung des Schweine-Frischfleisches im Lebensmittelhandel auf GVO-frei gefütterte Ware nicht realistisch machbar“, betont Langer-Weninger.
Verschiedene Markenprogramme bei Schweinefleisch bieten schon jetzt die Möglichkeit zu gentechnik-frei produziertem Schweinefleisch greifen zu können. Die Schweinebauern waren schon bisher bereit, konsequent auf die Konsumentennachfrage zur reagieren, die einschlägigen „GVO-frei-Programme“ wurden aber bisher am Markt wenig angenommen.
Die Landwirtschaftskammer fordert die Umsetzung der Kennzeichnung für GVO-veränderte-Lebensmittel. In vielen verarbeiteten Lebensmitteln ist gentechnisch veränderter Soja direkt enthalten, obwohl das für die Konsumenten gar nicht erkennbar ist. Es wäre daher ein Fortschritt, wenn sich neben den Landwirtschaftskammern auch Vertreter von Umweltorganisationen für die konsequente Umsetzung der Kennzeichnungspflicht einsetzten, anstatt das nachweislich GVO-freie Schweinefleisch in regelmäßigen Abständen zu skandalisieren“, appelliert Kammerpräsidentin Langer-Weninger