Gefährdete Ernährungssouveränität
„Steigende Temperaturen, ungünstige Niederschlagsverteilung und menschengemachter Bodenverbrauch drohen die Ernten der heimischen Bauern zu schmälern. Die Klimakrise findet auch in Österreich statt.“ Andreas Baumgarten von der AGES ist Autor einer Studie, die er heute gemeinsam mit der Hagelversicherung und der Landwirtschaftskammer Österreich der Öffentlichkeit präsentierte.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis ist, dass in bestimmten Regionen bis zu 50% Ertragsverluste eintreten könnten. Unter der dramatischen Annahme, dass die mittlere Temperatur um 6 °C steigt, rechnet Baumgarten mit massiver Unterversorgung bei einigen Erzeugnissen. In den kommenden 40 Jahren werden die Erträge gerade im pannonischen Gebiet zurückgehen, im Marchfeld sogar bis zu 50%. Erdäpfel, Mais und Getreide müssten importiert werden. Gelänge es, die besten Böden zu bewahren, bliebe Österreich zu 75% Selbstversorger. Er fordert deshalb die besten Agrarböden vor Versiegelung zu schützen. Generalsekretär Lembacher von der LK Österreich erwartet steigende Importe, die noch dazu häufig unter belastenderen klimatischen Konditionen hergestellt werden. Abhilfe könnte eine Kompetenzvereinbarung zwischen Gemeinden, Ländern und dem Bund bringen. Auch Agrarland sollte den Status einer Vorrangfläche bekommen können. Der Bodenverbrauch für Straßenbauten solle fixer Bestandteil bei Umweltprüfverfahren werden.
Für Weinberger, Vorstand der Hagelversicherung, ist Landwirtschaft ein Klimaopfer. Klimaschädlicher Strassenbau vernichtet täglich wertvollste Böden. Er warnt vor kollektivem Selbstmord, wenn wir nicht wie in der Schweiz die produktivsten Böden einem absoluten Bauverbot unterwerfen. Andererseits lassen wir Altimmobilien im Ausmaß der Fläche Wiens ungenutzt leer stehen. Im Ausbau der Schiene als Alternative zum motorisierten Individualverkehr sieht Weinberger die größten Chancen, Agrarflächen zu bewahren und die Klimakrise zu meistern.