Foto: Magdalena Kaiser/LK Burgenland

Burgenländische Getreideernte wohl unterdurchschnittlich

Die Landwirtschaft war immer schon von Wind und Wetter abhängig, was durch den Klimawandel aber noch verstärkt wird. So war bereits 2018 zu warm und zu trocken, eine Entwicklung, die heuer ihre Fortsetzung fand. Erst der Mai brachte mit Regen und kühleren Temperaturen die notwendige Milderung für die landwirtschaftlichen Kulturen im Burgenland. Aufgrund des heißen Junis konnte dann bereits früh mit der Wintergerstenernte begonnen werden. Insgesamt rechnet die Landwirtschaftskammer Burgenland mit einem unterdurchschnittlichen Ernteergebnis.

Bis dato war 2019 kein leichtes Jahr für Burgenlands Bauern. Drahtwurm und Dürre verursachten einen Versorgungsengpass bei heimischen Erdäpfeln. Starke Wetterkapriolen im Mai vernichteten die Hälfte der Erdbeerfelder im Bezirk Mattersburg. Durch eine Kaltfront während der Bestäubungszeit sowie heftige Regenfälle im Mai wurden bis zu 70% der Kirschenernte vernichtet. Der Klimawandel mit seinen unregelmäßigen und heftigen Wettervorkommnissen ist da und wirkt sich damit auch auf das Anbauverhalten der heimischen Bauern aus, die bei der Wahl der Kulturen darauf Bedacht nehmen.

So gab es bei der Winterraps- (-16%) und Zuckerrüben-Fläche (-24%) heuer den größten Rückgang. Diese Kulturen sind sehr schwierig zu bewirtschaften, da sie anfällig für Schädlinge und Krankheiten sind und zudem notwendige Pflanzenschutzmittel fehlen. Die Getreidefläche ist ebenfalls gegenüber 2018 um 2% (rund 1.000 ha) zurückgegangen. Mais (+3%) und Soja (+12%) konnte dagegen an Fläche gewinnen.

„Im Burgenland gibt es bei der diesjährigen Ernte regional sehr große Unterschiede. Der Klimawandel stellt unsere Bauern immer wieder vor neue und immer größere Herausforderungen und schlägt sich zusehends bei den Produktionsleistungen nieder. Die Ernte fällt vielfach niedriger aus als erhofft“, betonte LK-Präsident Nikolaus Berlakovich bei einem Pressegespräch in Güssing.Einerseits könne man das Wetter nicht bestimmen, andererseits fehlten den Landwirten aber auch oft die notwendigen Produktionsmittel, die einen größeren Ernteausfall verhindern würden. „Aufgrund des Klimawandels wird sich daher in den kommenden Jahren die Kulturartenverteilung verschieben. Die Züchtung neuer Sorten, die stresstolerant gegenüber starker Hitze und Trockenheit sind, wird an Bedeutung gewinnen“, so Berlakovich.

Der Klimawandel beeinträchtige die heimische bäuerliche Produktion, sodass bei Engpässen regionaler Erzeugnisse der Handel die Importe erhöhe. „Um die heimische Produktion zu sichern, ist es umso wichtiger, zu wissen, woher die Ware kommt. Einfuhren aus Drittländern und vor allem das Mercosur-Abkommen lassen finanzielle Nachteile auf unsere Bauern zukommen. Ihre eigenen, unter hohen Standards produzierten Erzeugnisse können auf dem Markt nicht mit den Billig-Lebensmitteln aus Übersee konkurrieren, wo Soziales, Umwelt und Tierwohl weit weniger Beachtung finden wie in Österreich“,  zeigt der Obmann des Raiffeisen-Lagerhauses Südburgenland, Johann Weber, auf. Südburgenland, auf.

Die gesamte Biofläche (Acker, Grünland, Spezialkulturen) des Burgenlandes liegt laut Mehrfachantrag (MFA) bei 56.000 ha, das sind 36,6% der gesamten ackerbaulich genutzten Fläche des Bundeslandes. „Das Burgenland hat damit bereits jetzt den höchsten Bio-Ackerflächenanteil von ganz Österreich. Die Ware ist da. Doch ist es jetzt vor allem wichtig, einen Markt dafür zu schaffen. Denn aktuell kann Bio-Umstellungsgetreide nur zu niedrigeren konventionellen Preisen vermarktet werden. Fakt ist, dass Bio zu konventionellen Erzeugerpreisen aufgrund der geringeren Erträge auf Dauer nicht möglich ist. Hier braucht es Überzeugungsarbeit bei den Konsumenten, damit diese wirklich im Regal zu biologischen Produkten greifen und dafür einen höheren Preis zahlen“, so LK-Vizepräsident Werner Falb-Meixner.

Im Bild: Vizepräsident Werner Falb-Meixner, Präsident Nikolaus Berlakovich und der Obmann Raiffeisen-Lagerhaus Südburgenland, Johann Weber.