Foto: agrarfoto.com

„Wolfsprobleme lassen sich nicht mit Zäunen lösen“

„Die Zahl der Wölfe steigt in Deutschland exponentiell – mit erheblichen Folgen für den ländlichen Raum, die Landnutzer und vor allem die Weidetierhaltung. Die Schäden steigen weiter an, naturnahe Weidewirtschaft gerät in Gefahr, es besteht daher dringender Handlungsbedarf auf politischer Ebene“, betonte heute Max Freiherr von Elverfeldt, Vorsitzender des Aktionsbündnisses Forum Natur (AFN) und Vorsitzender der Vereinigung Familienbetriebe Land und Forst. Erschreckend sei, dass die jüngste Umweltministerkonferenz keine Fortschritte erzielt habe. Nach jahrelanger Diskussion über die Ausbreitung des nationalen Wolfsbestandes lediglich eine „Bund-Länder-Arbeitsgruppe“ einzurichten, sei für die Menschen im ländlichen Raum und die Weidetierhalter ein Hohn, betonte er. „Wir erwarten von der Bundeskanzlerin eine rasche Entscheidung, die nach unserer Auffassung nur darin liegen kann, dass der Weg zum Einstieg in ein aktives Wolfsmanagement freigemacht wird“, so von Elverfeldt. Das AFN habe dazu einen praxisorientierten Handlungsvorschlag vorgelegt.

Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, hält es für unrealistisch, alle Weidetierhaltungs-Regionen einzuzäunen, zumal es keine wolfssicheren Zäune gebe. „Der ländliche Raum kann kein vollverdrahteter Hochsicherheitsbereich werden“, sagte Krüsken. Der Konflikt zwischen Wolf und Weidetierhaltung lasse sich auch nicht mit dem Scheckbuch lösen. Die Wolfspolitik dürfe sich nicht allein darauf stützen, Kosten für Herdenschutz und gerissene Schafe zu entschädigen. „In dicht besiedelten Regionen oder Gebieten mit ausgeprägter Weidewirtschaft sowie auf Almen und an den Küsten ist kein Platz für den Wolf“, bekräftigte Krüsken. Die diskutierte Anpassung des Bundesnaturschutzgesetzes, wonach die Schadenshöhe als Auslöseschwelle für den Abschuss eines Wolfes abgesenkt werden solle, sei ein Muss, aber auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Es bedürfe einer Regulierung des Wolfsbestandes, betonte der Generalsekretär.

Dirk-Henner Wellershoff, Präsidiumsmitglied des Deutschen Jagdverbandes, hob hervor, dass die rasante Zunahme des Wolfes zu Artenschutzkonflikten führe. So habe der Wolf das älteste Mufflon-Vorkommen in Deutschland (Göhrde) innerhalb von drei Jahren ausgelöscht. „Wenn es um die – dringend erforderliche – Entnahme von Wölfen geht, müssen Jäger vor Ort die ersten Ansprechpartner sein“, sagte Wellershoff und sprach sich für die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht aus.

Das Aktionsbündnis Forum Natur (AFN) ist ein Zusammenschluss aus neun Spitzenverbänden, die sich zum Ziel gesetzt haben, sowohl für die wirtschaftlichen als auch für die naturschützenden Belange des ländlichen Raumes einzutreten. Die im AFN zusammengeschlossenen Verbände der Grundeigentümer und Landnutzer – Bauernverband, Waldbesitzer, Gärtner, Winzer, Grundbesitzer, Jagdgenossenschaften, Jäger, Reiter und Fischer – sind überzeugt, dass nur durch die nachhaltige Naturnutzung die bestehende Kulturlandschaft mit ihrer Vielfalt an Arten und Biotopen erhalten bleiben kann.