Österreicher auf Lebensmittelkrisen nicht vorbereitet
„Der Schutz der Souveränität, also die Unabhängigkeit eines Staates zu sichern, ist neben der Neutralität die wichtigste Aufgabe Österreichs. Wir verlieren aber auf der anderen Seite durch den fortschreitenden Bodenverbrauch zunehmend unsere Ernährungssouveränität. Damit sind wir à la longue nicht mehr imstande, das, was wir für das Leben brauchen, aus eigenen Ressourcen selbst zu erzeugen“, eröffnete der Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung, Kurt Weinberger, das jüngste Nachhaltigkeitsfrühstück mit General Othmar Commenda, dem Chef des Generalstabes des Bundesheeres zum Thema „Nachhaltige Sicherheitspolitik – Ist Österreich in Gefahr?“
Österreich sei von Konflikten im europäischen Umfeld, Massenmigration, Terrorismus, Cyberbedrohungen und Gefährdungen der Böden durch Verbauung zunehmend betroffen. Das Bundesheer sei als Verteidiger der Souveränität der Republik Österreich der Garant für das Überleben des Staates. „Daher ist eine Investition in unsere Sicherheit heute wichtiger denn je. Nur so ist die militärische Grundbefähigung gesichert“, so der Appell von Commenda an die mehr als 100 Opinion Leader.
Das in Summe veränderte Bedrohungsszenario erfordere ein sicherheitspolitisches Umdenken. Dabei gehe es nicht nur um eine militärische Bedrohung, die Versorgungsengpässe herbeiführen könnte. Immerhin seien Terrorismus und Cyberattacken auch mögliche Auslöser einer Krise. „Wir sind in diesem Punkt unheimlich verwundbar“, betonte Commenda. Umso wichtiger sei es auch für den Einzelnen, Vorkehrungen zu treffen. Denn ohne Vorräte würde es bei einem Ausfall von Kühlgeräten oder Heizungen schnell zur Krise kommen. Auch Lebensmitteltransporte gäbe es in einem solchen Fall nicht mehr. „Wir müssen die Menschen dafür sensibilisieren, dass es diese Gefahren nicht nur im Fernsehen oder weit weg gibt“, ergänzte Commenda.
Aber auch die Folgen des Klimawandels, damit verbunden zunehmende Unwetterereignisse und der immense Bodenverbrauch, würden verstärkt zu Krisen und Katastrophen außergewöhnlichen Ausmaßes führen. „In der Praxis bedeutet das für Österreich, dass 3,1 Mio. Bürger nach drei Tagen ohne Wasser und Strom keine Nahrungsmittelvorräte mehr haben. Daher muss auch die Lebensmittelsouveränität im eigenen Land entsprechende Priorität haben. Und das geht nur mit ausreichend Agrarflächen. Alles andere bedeutet Abhängigkeiten“, so Commenda, der auch mit weiteren Flüchtlingswellen rechnet: „Aufgrund der Erderwärmung per se, verbunden mit dem Raubbau an Grund und Boden durch ausländische Investoren, ist mit dem Verlust großer Teile des Agrarlandes in Subsahara-Afrika innerhalb der nächsten 15 bis 20 Jahre zu rechnen. Die Konsequenz: Massenmigration und Flucht nach Europa werden weiter zunehmen. Daher ist ein effektiver Grenzschutz unabdingbar.“
Wer über Ressourcen wie Böden verfüge, sei in einer besseren Lage als derjenige, der sich Ressourcen beschaffen müsse, so Weinberger. Das werde zwangsläufig zu machtpolitischen Verschiebungen führen. „Profiteure sind jene, die über Ressourcen verfügen. Es ist daher notwendig beim Bodenverbrauch rasch eine Trendumkehr herbeizuführen. Nur so können wir unseren zukünftigen Generationen einen einzigartigen Lebensraum weitergeben, Abhängigkeiten bei der Lebensmittelversorgung vermeiden sowie einen Beitrag zu Frieden und Sicherheit leisten.“
Im Bild: Dompfarrer Toni Faber, Günter Geyer, Aufsichtsratsvorsitzender der VIG, General Othmar Commenda, ÖHV-Vorstandsvorsitzender Kurt Weinberger, Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek, LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger, Claus J. Raidl Präsident der Oesterreichischen Nationalbank: