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Erste Front gegen Glyphosat-Entscheidung

Eine knappe Mehrheit von 18 der 28 EU-Staaten hat in Brüssel für die Verlängerung der Zulassung des Unkrautvernichters Glyphosat gestimmt. Keine 24 Stunden nach der Entscheidung hat sich dagegen auch in Österreich eine erste Front gegen das Votum gebildet.

Frankreich, Italien oder auch Österreich waren dagegen, nach einer monatelangen Hängepartie hatte Deutschlands Agrarminister Christian Schmidt in einem Alleingang ohne Rücksprache mit dem Umweltministerium seine Beamten angewiesen, für den umstrittenen Wirkstoff zu stimmen. Glyphosat wird seit den 1970er Jahren als besonders effizientes Totalherbizid eingesetzt und hat teilweise die mechanische Kulturpflege völlig ersetzt.

Während die Hersteller wie etwa die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA das Spritzmittelrisiko als unbedenklich einstufen, warnen Krebsforscher davor, das Spritzmittel sei krebserregend. Ökologen wiederum kritisieren den massiven Verlust der Artenvielfalt von Wildbienen, Schmetterlingen bis Kräuter, durch die jahrzehntelange Glyphosat-Anwendung.

Die Industriegruppe Pflanzenschutz erklärte noch unmittelbar vor der Entscheidung, die Einigung der EU-Mitgliedsstaaten sei „längst überfällig“. Laut IG-Obmann Christian Stockmar hätte das Ergebnis der wissenschaftlichen Fakten sogar klar für eine Verlängerung um 15 Jahre gesprochen. „3.300 Studien sowie sämtliche Gesundheitsbehörden weltweit, die mit einer Bewertung von Glyphosat beauftragt waren, kommen zu dem Schluss, dass Glyphosat bei sachgemäßem Einsatz sicher ist.“ Leider habe Österreich gegen eine Wiederzulassung gestimmt, so Stockmar, der die Öffentlichkeit über die Sicherheit und den Nutzen von Glyphosat weiter informieren will.

Keine 24 Stunden nach der Entscheidung bildete sich dagegen auch in Österreich eine erste Front gegen das Votum. SPÖ und Grüne wollen ein nationales Verbot beantragen. Der Handelsmanager und Chef von Spar Österreich, Gerhard Drexel, preschte ebenfalls mit der Forderung nach einem österreichweiten Glyphosat-Ausstiegsplan vor.

Auch die beiden Molkereien Kärntner Milch und Berglandmilch überlegen nun ein Glyphosat-Verbot für ihre Lieferanten, nachdem vor kurzem in Bayern die Molkerei Berchtesgadener Land ein solches in ihre Lieferordnung aufgenommen hat. Ein Milchbauer im Landkreis Traunstein hatte seine Futterwiese damit behandelt. Laut Molkereichef Bernhard Pointner gebe es keine Notwendigkeit, „ein Totalherbizid einzusetzen, dessen wissenschaftliche Bewertung hinsichtlich Auswirkungen auf Mensch und Umwelt kontrovers ist.“. Der Beschluss sei im Interessen der Konsumenten und dem hohen Anspruch der Molkerei an Qualität und Nachhaltigkeit.

Laut dem Verband Bio Austria werden die Gefahren von Glyphosat unterschätzt. Der Maschinenring NÖ-Wien bewirbt auf facebook ökologische Unkrautbekämpfung statt Glyphosat.
BERNHARD WEBER