Südtirol, Tirol und Bayern sollen „wolffrei“ werden
Zorn und Angst würden für Almbauern zum Alltag gehören. Tirol, Südtirol und Bayern müssten „wolffrei“ werden. Dies verlautbarten die Bauernbünde der drei Länder nach einem dieser Tage im Südtiroler Vahrn stattgefundenem Treffen. Indes, so berichten Agenturen, hätten sich in Deutschland unter anderem Bund, WWF, der Bundesverband der Berufsschäfer, der Tierschutzbund und der Ökologische Jagdverband gemeinsam auf ein neues Programm „Weidetierhaltung und Wolf in Deutschland. Eckpunkte für ein konfliktarmes Miteinander“ geeinigt. Sie sprechen sich für ein Wolfsmanagement in den Bundesländern, Investitionen in Schutzzäune und einen schnellen Schadensausgleich nach Wolfsattacken auf Nutztiere aus. Dies umfasse auch den Abschuss von „Problemwölfen“ durch Naturschutzbehörden als letztes Mittel. „Einzelne Wölfe dürfen nicht die Akzeptanz für die ganze Art gefährden“, wird Moritz Klose, Wildtierexperte beim WWF, am Donnerstag aus Berlin zitiert. Der wesentlich größere Deutsche Jagdverband ist allerdings nicht dabei. Auch der Deutsche Bauernverband war nicht an den Eckpunkten beteiligt und kritisiert diese in einer Aussendung heftig. „Naturschützer opfern Weidetierhaltung für den Wolf“, meinten demnach neben den Bauern auch Schäfer und Jagdgenossenschaften. Die Lasten und Risiken der Ausbreitung des Wolfes würden allein den Weidetierhaltern aufgebürdet. Die Naturschutzverbände opferten die Weidetierhaltung von Schafen, Ziegen, Rindern wie auch Pferden für den Wolf und damit den langfristigen Erhalt des Grünlandes.
Südtirols Bauern hätten heuer erstmals Tiere frühzeitig von den Almen geholt, um sie vor Wolfsattacken zu schützen. „Zorn und Angst dominieren den Alltag vieler Almbauern“, so der Südtiroler Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler. „Es handle sich in Südtirol schon lange um keine Einzelfälle mehr. Bilder und Videos seien schockierend“, so Bauernbund-Direktor Peter Raggl. Derzeit seien über 2.000 Wölfe in Italien unterwegs und die Vermehrungsrate liege bei rund 30% im Jahr. Es handle sich großteils um Hybriden mit Haushunden, die diese Tiere unseres Erachtens noch gefährlicher mache. Es stellte sich zunehmend die Frage, ob es dabei noch um die nach den Flora-Fauna-Habitatsrichtlinien zu schützende Rasse Wolf gehe, habe der EU-Abgeordnete Herbert Dorfmann eine entsprechende Anfrage in Brüssel deponiert. Tirols Bauernbund-Obmann Josef Geisler betonte den Stellenwert der Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit: „Es liegt auch an uns, den Menschen vor Augen zu führen, was Viehhalter nach einer Wolfsattacke auf ihren Alm- und Heimweiden vorfinden, nämlich ein Bild von nur schwer zu ertragendem Tierleid.“ Die drei Bauernbünde fordern gemeinsam, Südtirol, Tirol und Bayern zur wolffreien Zone zu erklären. „Sonst werden Land- und Tourismuswirtschaft schon sehr bald mit massiven Problemen zu kämpfen haben. Auch wenn es sich in Tirol derzeit noch um Einzelfälle handelt, so sehe ich unsere flächendeckende Almbewirtschaftung massiv gefährdet. Ein Wolf wird sich wohl kaum an die Landesgrenzen halten“, so Raggl.
Der Naturschutz könne sich nicht darauf zurückziehen, die Weidetierhalter mit Entschädigungen zu beruhigen, gleichzeitig ihnen ein großes Lastenheft aufzugeben, wie sie die Schafe, Ziegen, Pferde und Kühe vor dem Wolf zu schützen hätten. Die Probleme und Befürchtungen der Weidetierhalter wie auch der Menschen im ländlichen Raum müssten endlich ernst genommen werden, betonen der Deutsche Bauernverband (DBV), die Bundesarbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer (BAGJE) sowie die Vereinigung Deutscher Landesschafzuchtverbände (VDL).
Die Naturschutzverbände würden sich einer ernsthaften Diskussion über die Zukunft der Weidetierhaltung im Spannungsfeld mit der Ausbreitung des Wolfs entziehen, indem sie sich hinter den europäischen Naturschutzvorgaben versteckten und vorhandene Spielräume verschwiegen. In Regionen, die nicht wolfsicher eingezäunt werden könnten, müsste durch eine konsequente Bestandsregulierung eine Wiederansiedlung des Wolfes ausgeschlossen werden. Es werde auch vom Bundesumweltministerium mittlerweile vertreten, dass eine Entnahme von einzelnen Problemwölfen und das Ziehen von Zäunen dort nicht ausreichend sei. Man fordert volle Transparenz über die Wolfsbestände in Deutschland und den Nachbarländern, da von einem länderübergreifenden Austausch einer Wolfspopulation auszugehen sei. Wie auch in anderen europäischen Ländern müsse ein konsequentes Bestandsmanagement ermöglicht werden.