Pöttinger trotzt Branchenkrise
Oberösterreichischer Landtechnikkonzern hält Kurs trotz schwieriger Marktlage – Grünland-Marktanteile ausgebaut
Die Landtechnikbranche durchlebt turbulente Zeiten. Nach Jahren explosiven Wachstums haben sich die Vorzeichen gedreht: Händlerläger sind gefüllt, Landwirte halten sich mit Investitionen zurück, und politische Unsicherheiten belasten die Planungssicherheit. In diesem herausfordernden Umfeld beweist die Pöttinger Landtechnik GmbH aus Grieskirchen bemerkenswerte Resilienz.
Das Geschäftsjahr 2024/25 schloss der oberösterreichische Traditionsbetrieb mit einem Umsatz von rund 461 Millionen Euro ab – ein Rückgang von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr (491 Millionen Euro). Doch dieser scheinbare Dämpfer täuscht über die tatsächliche Leistung hinweg: Pöttinger erreichte exakt das geplante Umsatzniveau und konnte dabei sogar seine Marktposition im lukrativen Grünland-Segment ausbauen.
Normalisierung nach Boom-Jahren
Die aktuellen Zahlen müssen im Kontext der außergewöhnlichen Vorjahre betrachtet werden. 2021/22 verzeichnete Pöttinger ein Wachstum von 25 Prozent auf rund 506 Millionen Euro, gefolgt von einem weiteren Plus von 27 Prozent auf etwa 641 Millionen Euro im Jahr 2022/23. Diese Rekordmarken spiegelten jedoch eine Sondersituation wider: Landwirte zogen Investitionen vor, Lieferengpässe führten zu Hamsterkäufen, und die Pandemie-bedingten Verwerfungen verzerrten die Nachfrage.
„Noch nie zuvor dagewesene wirtschaftliche, politische und ökologische Einflussfaktoren erschwerten die Geschäftsplanung“, bilanziert das Unternehmen die schwierigen Rahmenbedingungen. Umso bemerkenswerter ist es, dass Pöttinger seine Planvorgaben dennoch erfüllen konnte – ein Zeichen für solide Marktkenntnis und realistische Zielsetzung.
Stabilisierung wichtiger Absatzmärkte
Hoffnung macht die Entwicklung in den Kernmärkten. Deutschland und Frankreich, die zusammen mit Österreich, Polen, der Ukraine und der Schweiz rund 57 Prozent des Landtechnik-Umsatzes generieren, zeigen erste Stabilisierungstendenzen. Andere Länder verzeichnen bereits deutliche Umsatzzuwächse, was die globale Aufstellung Pöttingers unterstreicht. Die Exportquote bleibt mit rund 90 Prozent auf gewohnt hohem Niveau.
Besonders erfreulich entwickelt sich das Ersatzteilgeschäft unter der Marke ORIGINAL PARTS. Mit 15 eigenen Servicestützpunkten und einem weltweiten Netzwerk von Service-Partnern versorgt Pöttinger Kunden auf fünf Kontinenten mit Ersatzteilen, Support und Schulungen. Dieser Geschäftsbereich erweist sich als stabilisierender Faktor und verdeutlicht die Bedeutung nachgelagerter Services in der modernen Landtechnik.
Personalstrategie
Die schwankende Nachfrage stellte die Produktionsplanung vor erhebliche Herausforderungen. Pöttinger begegnete der auslastungsschwachen Zeit mit bewährten Instrumenten: Kurzarbeit, befristete Freistellungen und der Verzicht auf Neueinstellungen bei natürlicher Fluktuation ermöglichten es, das Stammpersonal weitgehend zu halten.
Diese Strategie zahlt sich langfristig aus. Mit rund 2.100 Mitarbeitenden aus 36 Nationen – davon etwa 1.200 in Österreich, 400 in Tschechien, 200 in Deutschland und 80 in Italien – verfügt Pöttinger über eine stabile Belegschaft. Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit von 11,7 Jahren liegt deutlich über dem österreichischen Durchschnitt und spricht für die Attraktivität des Arbeitgebers.
Innovation als Wachstumstreiber
Trotz schwieriger Marktlage investierte Pöttinger kontinuierlich in Produktentwicklung. Das Grünland-Segment, das mit 55 Prozent den größten Anteil am Gesamtumsatz ausmacht, wurde mit mehreren Neuheiten gestärkt. Der Hochleistungsladewagen JUMBO 5000 und der für Hangeinsatz optimierte HIT V ALPIN Zetter erweitern das Portfolio zielgerichtet.
Bei den Mähwerken sorgte das NOVACAT F OPTICURVE für Aufsehen. Die automatische, bogenförmige Seitenverschiebung brachte Pöttinger die begehrte Auszeichnung „AgrarTech“ in Gold ein – ein Beleg für die Innovationskraft des Unternehmens.
Auch in der Bodenbearbeitung setzte Pöttinger Akzente: Mit der AEROSEM VT und AEROSEM FDD bei der Sätechnik, den neuen Pflügen SERVO 2000 und SERVO 4000 sowie dem Markteintritt in die flache Bodenbearbeitung mit dem PLANO VT 6060 demonstriert das Unternehmen seine Fähigkeit zur kontinuierlichen Produkterneuerung.
Nachhaltigkeit als Unternehmensprinzip
Als Familienbetrieb mit 154-jähriger Geschichte verfolgt Pöttinger einen langfristigen Ansatz. Bedeutende Investitionen in Ressourcen- und Umweltschonung unterstreichen das Verantwortungsbewusstsein des Unternehmens. Die fünf Produktionsstandorte in Österreich, Deutschland, Tschechien und Italien sind dabei strategisch positioniert, um Märkte optimal zu bedienen.
Ausblick: Vorsichtiger Optimismus
„Das vergangene Geschäftsjahr mit seinen Krisen und Unsicherheiten hat der gesamten Pöttinger-Belegschaft viel abverlangt. Umso mehr zählen die Erfolge: Gemeinsam als starkes Team konnten wir unser Plan-Soll erfüllen, im Grünland ist uns trotz des harten Wettbewerbs eine Steigerung der Marktanteile gelungen“, resümiert Gregor Dietachmayr, Sprecher der Geschäftsführung, das Jahr 2024/25.
Seine Bilanz zeigt: Pöttinger hat die Krise nicht nur überstanden, sondern sich sogar gestärkt. Die Kombination aus Innovationskraft, Partnerschaftlichkeit und nachhaltigem Wirtschaften erweist sich als tragfähige Strategie. In einer Branche, die von Konsolidierung und Preisdruck geprägt ist, behauptet sich der oberösterreichische Mittelständler durch Fokussierung auf Qualität und kontinuierliche Weiterentwicklung.
Die Landtechnikbranche mag vor weiteren Herausforderungen stehen – Pöttinger scheint gerüstet für die kommenden Jahre. Mit seinem Versprechen des „besten Arbeitsergebnisses“ und einem breiten, innovativen Produktportfolio bleibt das Unternehmen ein verlässlicher Partner für Landwirte weltweit.