„Erzeugt wird, was gekauft wird“
23 Lebensmittel hat der Verein Land-schafft-Leben bisher porträtiert. Jetzt ist es gelungen, eines der prominentesten Lebensmittel der Österreicher auf der Homepage des Vereins in allen Facetten zu beleuchten. Eigentlich hätte man vermutet, dass ein so stark verbreitetes Erzeugnis wie Rindfleisch in der Prioritätenliste ganz vorne gestanden wäre.
Wie komplex die Recherche für diese „Lieblingslebensmittel“ sein würde, hätte sich selbst der Vereinsobmann Hannes Royer, seines Zeichens selbst Rinderhalter, nicht gedacht. Über ganze zwei Jahre erstreckte sich die Analyse des Themenkomplexes Rindfleischerzeugung hin, verriet er im Pressegespräch am 14. November in Wien. Dafür kann sich das Ergebnis sehen lassen.
150 A4-Seiten an Informationen sind von der Webseite abrufbar. 38 Infografiken verdeutlichen die Statistiken. 6 Videos geben wieder, wie in Österreich Rinder gehalten, gefüttert, gezüchtet, behandelt, geschlachtet, verarbeitet und zubereitet werden.
In Österreich ist die Rinderhaltung seit Jahrzehnten auf dem Rückzug. Nur noch 1,8 Mio. Rinder ist der Bestand groß. Das reicht aber immer noch aus, um einen Selbstversorgungsgrad von 144% zu erreichen. Im Schnitt stehen auf jedem der 52.000 rinderbetreuenden Bauernhöfe 35 Rinder. Womit Österreich zu den kleiner strukturierten EU-Staaten gehört. Pro Jahr konsumieren Herr und Frau Österreicher gut 10 kg Rindfleisch.
Die Entwicklung der Rinderhaltung in Richtung höherem Platzangebot, mehr Bewegungsfreiheit, kurz zu mehr Tierwohl, wird durch besonders gut dotierte Investitionsförderungen beschleunigt. Dennoch hat die Recherche zutage gefördert, dass 70% der Stiere in Vollspaltenbuchten gehalten werden. Diese besonders kompetitive Art der Rinderhaltung sei die Antwort auf den Griff zum billigen Produkt eines großen Teils der Konsumenten zurückzuführen. Royers Statement dazu: “ Erzeugt wird, was gekauft wird. “
Fast im selben Atemzug mahnt die Kogründerin des Vereins, Maria Fanninger, die Notwendigkeit ein, in der Gastronomie eine Herkunftskennzeichnung umzusetzen, um dort den hohen Anteil an Importfleisch durch österreichisches Rind- und Kalbfleisch zu ersetzen. Geschätzt wird, mangels Verfügbarkeit seriöser Daten, dass 50% des Fleisches in der Gastronomie nicht österreichischer Herkunft sein dürften. Ebenso wichtig wie die Herkunftskennzeichnung ist Land-schafft-Leben die Kennzeichnung der Haltungsform, um den Konsumentinnen und Konsumenten die Möglichkeit zu geben, schon beim Griff zum Produkt der gewünschten Haltung den Vorzug zu geben. Denn so Royer: „Erzeugt wird, was gekauft wird“.
Redaktion: A. Burgstaller