Foto: LK OÖ

„Winter wird zeigen, ob Futter reicht“

Die Milchwirtschaft ist vom Strukturwandel in der Landwirtschaft besonders stark betroffen. Preisschwankungen und immer höhere Auflagen in der Tierproduktion fordern die Milchbauern in ihrer täglichen Arbeit. „Die Landwirtschaftskammer OÖ fordert daher: Qualitätsproduktion muss durch einen entsprechenden Preis abgegolten werden und die permanenten Veränderungen des Marktumfeldes brauchen einen stabilen Ausgleich über Direktzahlungen,“ meinte LK-Präsident Franz Reisecker im Vorfeld des Landestages der Milchviehhaltung.

Die Erzeugerpreise für konventionelle GVO-freie Qualitätsmilch bewegen sich aktuell auf einem Niveau von knapp 35 Cent netto je Liter. Zuschläge gibt es von 9 bis 10 Cent für Biomilch und rund 5 Cent für Heumilch. Im Jahr 2018 wird der Jahresschnitt voraussichtlich bei etwa 34 Cent liegen und damit knapp unter dem Vorjahreswert. Die lange Dürrephase, die in diesem Jahr ganz Nordeuropa beeinträchtigte, wirkt sich bis dato noch nicht so stark aus, wie vermutet. In Österreich wurden zwar im August verstärkt Kuhschlachtungen verzeichnet, diese liegen jetzt aber wieder auf dem üblichen Niveau. Das niedrige Preisniveau bei Schlachtkühen macht es momentan unattraktiv, Tiere zu verkaufen. „Wie lange Futter verfügbar sein wird, dürfte sich erst gegen Ende des Winters herausstellen. Besorgniserregend sind die teilweise sehr niedrigen Grundwasserstände. Es bräuchte entsprechende Niederschlagsmengen, um die Reserven zu füllen“, so Franz Reisecker.

Entscheidend für eine wirtschaftliche Milchproduktion sei die Differenz von Einnahmen und Ausgaben. Die Auswertungen würden zeigen, dass der Deckungsbeitrag in der Milchproduktion im Schnitt der Jahre bei lediglich um die 20 Cent je Liter Milch liege. „Für die Deckung der laufend steigenden Kosten braucht es eine Weiterentwicklung der Betriebe, in der Verarbeitungstiefe oder in der Diversifizierung. Die kurzfristigen Preisschwankungen stellen die Betriebe vor große Herausforderungen“, erläuterte Reisecker. Wichtig für die Bauern sei, gute Zeiten zu nutzen, um Niedrigpreisphasen durchstehen zu können. Wenn jedoch in Summe die Phasen mit geringen Erlösen länger seien als die guten, so könnten die Betriebe bald nicht mehr investieren.

„Angesichts dieser Situation brauchen die Milcherzeuger einen stabilen Ausgleich über Direktzahlungen, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, unterstrich der Präsident. Diese Zahlungen mit einer Vielzahl neuer, kostentreibender Auflagen zu versehen, sei für die Betriebe aber nicht verkraftbar. Schon jetzt sei ihr Verwaltungsaufwand sehr hoch. Kürzungen in der 2. Säule der GAP (Ländliche Entwicklung) würden die Rinder- und Milchwirtschaft schwer treffen. Der Großteil der Milch komme aus benachteiligten Gebieten, in denen diese Mittel besonders wichtig seien, warnte Reisecker. Der Wegfall des freien Marktzugangs nach Großbritannien hätte für die europäische Milchwirtschaft dramatische Folgen und würde auch die heimische Milch- und Molkereiwirtschaft hart treffen. Die LK OÖ fordere daher von der EU und den Briten eine möglichst rasche Ratifizierung des vorliegenden Austrittsabkommens.