Foto: ARGE Heumilch

Tierwohl nicht auf Haltungsform reduzieren

Die ARGE Heumilch feierte mit der Heugala jüngst ihr 15-jähriges Bestehen. Aus einer oft als „rückständig“ bezeichneten Form der Milchwirtschaft ist ein absolutes Vorzeigeprojekt geworden, wie die designierte Geschäftsführerin Christiane Mösl bestätigt.

Seit 2009 wurde der Absatz an Heumilchprodukten um 125 Prozent gesteigert. Pro Jahr werden 25 Millionen Euro an Zuschlägen ausbezahlt. Was haben die Heumilchbauern richtig gemacht?

Mösl: Sie haben begonnen, von ihrer täglichen Arbeit zu erzählen und die Vorteile der „traditionellsten Form der Milchwirtschaft“ klar darzulegen. Die Heuwirtschaft, wie sie seit Jahrhunderten praktiziert wird, kommt beim Kunden gut an.

Zuletzt sind im Mühlviertel und dem Montafon neue Initiativen entstanden. Könnten sich weitere Regionen anschließen?

Die Nachfrage nach Heumilch ist grundsätzlich sehr gut. Wenn Bauern mitmachen wollen, müssen sie sich über Verarbeiter und Vermarkter organisieren. Dabei ist zu prüfen, ob die Erfassung in einem neuen Gebiet wirtschaftlich sinnvoll ist.

Heumilch mit entsprechendem Logo gibt es nun auch aus Deutschland, gleichzeitig Österreichs wichtigstem Exportmarkt. Baut man sich damit nicht Konkurrenz innerhalb der eigenen Marke auf?

Mittlerweile gehen über 50 Prozent der österreichischen Heumilch nach Deutschland. Die Produktion dort ist aber überschaubar und indet im Wesentlichen in kleinen Strukturen statt. Sie ist also keine große Konkurrenz für österreichische Exporteure.

Die ARGE Heumilch hat Futtermittel aus Übersee gänzlich verboten. Gilt das auch für Milchaustauscher, in denen statt Palmöl nun oft ebenfalls importiertes Kokosöl verwendet wird?

Ja, das gilt ab 2020 auch für Milchaustauscher. Das Futter für die Kälber muss dann ausschließlich aus Kuhmilch stammen. Deshalb hat der Großteil der Heumilchbauern bereits heute keine Milchaustauscher mehr im Einsatz.

Manche Molkereien zahlen Zuschläge für Milch von Kühen aus Laufstallhaltung, um sich beim Handel Vorteile zu verschaffen.Kann diese Entwicklung für Heumilchbauern im Berggebiet, die oft noch Kombinationshaltung haben, ein Problem werden?

Tierwohl kann nicht auf eine Haltungsform reduziert werden. Für uns ist die wiederkäuergerechte Fütterung mit frischem Gras und Heu von höchster Bedeutung. Zusätzlich sind uns unter anderem das Haltungssystem, eine ausreichende Versorgung mit Futter und Wasser, ein eigener gut gepflegter Liegeplatz, die persönliche Betreuung der Tiere sowie die Beratung durch den Tierarzt sehr wichtig.

Wird man das den Konsumenten auch langfristig erklären können?

Milch aus dem Berggebiet und die damit verbundene Almwirtschaft haben beim Kunden einen hohen Stellenwert. Das werden wir auch weiterhin kommunizieren. Die Kombinationshaltung, wie sie in unserem Heumilchregulativ definiert ist, wird auch in Zukunft von den Konsumenten akzeptiert werden.

Interview: Stefan Nimmervoll

ZUR PERSON

Die Salzburgerin Christiane Mösl (45) betreut seit 2009 bei der ARGE Heumilch den deutschen und österreichischen Lebensmitteleinzelhandel. Anfang Juli wird sie die Geschäftsführung übernehmen.