BOKU- und Bio-Experten glauben an Komplettumstellung
Eine hundertprozentige Versorgung Österreichs mit ausschließlich im Inland hergestellten biologischen Lebensmitteln sei möglich, meinen Agrarexperten des Zentrums für Globalen Wandel der BOKU Wien und des Forschungsinstituts für Biologischen Landbau, FiBL. Sie verweisen auf eine neue Studie . Mit dieser haben die Autoren die volkswirtschaftlichen Vorteile dieser Vision errechnet und erörtern zudem die positiven Folgen für Gesundheit und Umwelt.
Die Studie wurde von der Initiative „Mutter Erde“ und Greenpeace im Rahmen des ORF-Schwerpunktes „Schau, wo dein Essen herkommt!“ präsentiert. In dieser heißt es, eine flächendeckende Umstellung auf biologische Landwirtschaft könne die Nahrungsmittelversorgung der gegenwärtigen Bevölkerung Österreichs sicherstellen. Dafür müssten aber entweder die vermeidbaren Lebensmittelabfälle um 25 Prozent oder der ohnehin hohe Fleischkonsum in Österreich um 10 Prozent reduziert werden.
Mit einer Reduktion des Fleischkonsums würden sich große Potenziale für die Bio-Landwirtschaft ergeben, so Studienautor Martin Schlatzer. So werden in der Alpenrepublik momentan für die Produktion von Kraftfuttermitteln wie Mais und Soja mehr als die Hälfte der Ackerflächen verwendet. Schlatzer: ”Auch importiert Österreich jedes Jahr etwa eine halbe Millionen Tonnen Sojafuttermittel, überwiegend gentechnisch verändertes Soja aus Brasilien, Argentinien oder den USA. Diese große Importabhängigkeit könnte in einem biologischen sowie stark fleischreduzierten Szenario vermindert oder beendet werden.”
Schlatzer weist auch auf die positiven gesundheitlichen Effekte dieser Umstellung hin: “In Österreich ist der Fleischkonsum dreimal höher als empfohlen und für verbreitete schwere Gesundheitsprobleme verantwortlich.”
Hildegard Aichberger, Geschäftsführerin von „Mutter Erde“ meint: “Die Studie zeigt eindrucksvoll, dass der Wandel zu einer weniger intensiven, an Nachhaltigkeit orientierten Landwirtschaft für unser Land viele Vorteile bringen würde.“ Die Konsumenten würden von esunden Lebensmitteln und mehr Transparenz profitieren, die Umwelt von weniger Intensität, die Bauern von höherer Wertschöpfung und die Österreicher generell von intakter Natur und geringeren Kosten.
Für Sebastian Theissing-Matei, Agrarsprecher von Greenpeace, sei die Studie ein Beleg dafür, „dass sich ganz Österreich biologisch ernähren könnte. Möglich machen muss es aber die Politik.“ Agrarförderungen müssten daher umweltfreundliche Betriebe verstärkt belohnen, so der Umweltschutz-Aktivist.