OÖ: Wenig süße Beute
„In Oberösterreich verläuft das heurige Honigjahr alles andere als erfreulich. Viele Bienenvölker müssen gefüttert werden oder verhungern sogar, wenn der Futtermangel vom Imker zu spät bemerkt wird“, berichtet Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger.
Nach der noch ertragreichen Frühlingsblüte produzierten die Pflanzen aufgrund der anschließenden, anhaltenden Hitze weniger Nektar, die Basis der Bienennahrung. Daher wird es in dem Bundesland heuer witterungsbedingt so gut wie keinen Waldhonig geben und die geringe Menge an Blütenhonig, von gewöhnlich vielversprechenden Trachten wie Raps, Akazie und Linde, wird von den Bienen selbst benötigt, teilt Hiegelsberger mit. Mit der Veränderung der Witterung und den ständig wechselnden Hitze- und Kälteperioden wachse die Ungewissheit über die Entwicklung von Trachten.
Die jährliche Honigernte sei somit stets großen Schwankungen unterworfen, die viele Erwerbsimker vor finanzielle Schwierigkeiten stellen. „Mit dem Kauf von heimischem Honig wird dafür gesorgt, dass wichtige landwirtschaftliche Erwerbskulturen bestäubt und somit Lebensmittel produziert werden können“, betont der Landesrat. „Ich arbeite nun seit 52 Jahren mit Bienen und ernte Honig, aber so ein schlechtes Honigjahr wie heuer habe ich noch nie erlebt“, erinnert sich Johann Mayr, Erwerbsimker aus Pasching. Bilden Raps und Bienen gewöhnlich eine klassische Symbiose im Austausch von Bestäubungsleistung sowie auch Nektar und Pollen, stresste die anfänglich anhaltende Hitze die Rapspflanzen zusehends.
Als endlich der langersehnte Regen einsetzte, war der Raps am Ende der Nektarproduktion. Besorgniserregend aus Sicht der Imker ist auch der Rückgang der Rapsanbaufläche in Oberösterreich um 12%, das entspricht zirka 1.000 ha von 2019 auf das Jahr 2020. Auch die Akazie produzierte heuer wegen ungünstigem Flugwetter für die Bienen nur wenige Tage Nektar, ebenso blieb der Ertrag von Sommer- und Winterlinde aus.
Honigproduktion 2019 und Herkunftsbezeichnung Die produzierte Honigmenge in Österreich schwankt, je nach Honigjahr, zwischen 4.000 und 6.500 t. Der durchschnittliche Honigertrag je Volk lag im Jahr 2019 in etwa bei 26 kg und der jährliche Verzehr an Honig beträgt rund. 1,2 kg pro Einwohner. Der Selbstversorgungsgrad mit Honig aus Österreich liegt zwischen 40% und 50%, weshalb zirka die Hälfte der benötigten Honigmenge meist aus anderen EU-Mitgliedstaaten, Mittelamerika, der Ukraine oder China importiert wird.
Derzeit ist bei Mischhonig aus EU- und Drittstaaten lediglich die Kennzeichnung „Mischung von Honig aus EU- und Nicht-EU-Ländern“ nötig. „Mit dem importierten Honig aus Drittstaaten, der teilweise nicht den EU-Qualitätsstandards entspricht, können oberösterreichische Imker aufgrund der höheren Produktionskosten preislich nicht konkurrieren, da dieser entweder verfälscht oder mit Zucker- beziehungsweise Reissirup gestreckt ist. Mit einer Herkunftskennzeichnung für Honig werden österreichische Imker gestärkt sowie eine Täuschung der Konsumenten verhindert“, so Hiegelsberger.
Laut einer Studie der Biene Österreich nimmt der Marktanteil im Lebensmittelhandel an inländischem Honig stark zu und der Anteil an ausländischem Honig ab. Die Konsumenten greifen laut Studie vor allem zu inländischem Bio-Honig. „Die Reserven vom letzten Jahr sind fast aufgebraucht, insgesamt ist jedoch der österreichische Bedarf an heimischem Honig gesichert. Aufgrund der Engpässe sowie der erhöhten Ausgaben für zusätzliches Bienenfutter müssen die Konsumenten mit einer Preisanpassung für qualitativ hochwertigen und heimischen Honig rechnen“, kündigte Hiegelsberger an. AIZ