Molkereiwirtschaft fürchtet Brexit-Verwerfungen
Die Umsätze der heimischen Molkereien und Käsereien sind im Jahr 2018 um 3% auf rund 2,8 Mrd. Euro gestiegen. Das Ergebnis vor Steuern, bezogen auf den Umsatz, lag mit 0,6% auf einem sehr niedrigen Niveau, das heißt, dass aufgrund des hohen Wettbewerbsdrucks die getätigten Investitionen daraus nicht finanziert werden konnten. Dies berichtete der Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM), Helmut Petschar, bei der Bilanzpressekonferenz in Wien. Die Aussichten für 2019 seien grundsätzlich nicht schlecht, so Petschar. „Die geräumten Interventionslager sowie international eine gute Nachfrage geben derzeit etwas Hoffnung für den Milchmarkt. Gefahren lauern jedoch in einem ungeordneten Brexit und den dadurch möglichen Marktverwerfungen sowie in internationalen Handelskonflikten“, erläuterte der Präsident.
Die österreichischen Erzeugermilchpreise kamen im Jahr 2018 mit durchschnittlich 41,78 Cent brutto je kg (Milch mit natürlichen Inhaltsstoffen) um 1,3% unter den Werten des Vorjahres zu liegen. Für gentechnikfrei hergestellte Qualitätsmilch wurden im Mittel Erlöse von netto 33,73 Cent (4,0% Fett, 3,4% Eiweiß) erzielt (-0,9%). Im Februar 2019 wurden im Schnitt 34,35 Cent/kg netto (konventionelle Milch 4,0% Fett) ausbezahlt. Das durchschnittlich ausbezahlte Milchgeld je Landwirt lag laut VÖM-Berechnungen 2018 mit 53.290 Euro um 2.454 Euro über dem Vergleichswert des Vorjahres und brachte trotz geringer Preisrückgänge eine leichte Verbesserung bei den bäuerlichen Einkommen.
Bei der Milchanlieferung wurde im Jahr 2018 ein Plus von 2,3% auf 3,4 Mio. t verzeichnet. Deutlich gestiegen ist die Menge bei Biomilch, diese erreichte mit einem Anteil von 17,9% einen neuen Rekordwert von 569.000 t. Auch in anderen EU-Ländern hat der Bioanteil deutlich zugenommen, wenn auch auf einem niedrigeren Niveau (zum Beispiel 3,5% in Deutschland). Die Anzahl der Milchlieferanten ging im abgelaufenen Jahr um 3,6% auf 26.600 zurück. „Mit 20 Kühen je Betrieb im Durchschnitt haben wir in Österreich im EU-Vergleich aber immer noch kleine Strukturen. Auch die Milchlieferleistung von 6.363 kg je Kuh liegt im Schnitt deutlich unter den Vergleichswerten der intensiven Milchproduktionsländer. Die Milchanlieferung je Landwirt stieg im vergangenen Jahr von 120 auf 127,5 t“, erklärte Petschar.
Österreichs Milchwirtschaft konnte im Jahr 2018 im Außenhandel einen neuen Rekordwert mit einem Gesamtexportwert von 1,23 Mrd. Euro verbuchen. Ebenfalls gestiegen sind die Importe, und zwar auf 831 Mio. Euro, was einen positiven Außenhandelssaldo von 401 Mio. Euro ergibt. Wichtigste Export- und Importländer waren Deutschland und Italien. Besondere Steigerungen waren im Export nach China mit einem Gesamtwert von 28,4 Mio. Euro festzustellen, China ist mittlerweile das weltweit wichtigste Milchimportland. Wesentlich konnten auch die Ausfuhren in angrenzende MOEL-Länder gesteigert werden, informierte VÖM-Geschäftsführer Johann Költringer.
Hohe Relevanz hat für die heimische Milchwirtschaft das Thema Brexit. Aus Österreich wurden im vergangenen Jahr zwar nur Molkereiprodukte im Wert von etwa 10 Mio. Euro auf den britischen Markt geliefert. Das Vereinigte Königreich ist jedoch mit zirka 480.000 t Käse und 90.000 t Butter sowie großen Rohmilchmengen der größte Importeur von Milchprodukten in der EU. Daher ist weiterhin ein geordneter Zugang zum britischen Markt von besonderer Bedeutung. „Angesichts des nicht vorhersehbaren Ausgangs der aktuellen Diskussionen in London und Brüssel bereitet sich die Milchwirtschaft auf einen harten Brexit vor, erwartet aber von den politischen Verhandlungen möglichst rasch Klarheit über den künftigen Marktzugang nach Großbritannien. Dieser hat aus Sicht der Milchwirtschaft oberste Priorität, es gilt, die Schäden durch den EU-Austritt der Briten möglichst gering zu halten“, so Költringer.