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Brexit wird Milchmärkte bestimmen

Die Aussichten am europäischen Milchmarkt seien derzeit eng verknüpft mit den Entwicklungen in Sachen Brexit. Großbritannien sei bei Molkereiprodukten weiterhin ein sehr wichtiger Handelspartner. Dies betonte Peter Stahl, Vorsitzender des deutschen Milchindustrie-Verbandes (MIV), beim 10. Berliner Milchforum. „Die derzeit wahrscheinliche Verschiebung des Brexits ohne konkretes Ziel und Vereinbarung verlängert die Unsicherheit für alle Marktbeteiligten in Deutschland und Europa“, stellte der Vorsitzende fest. Er gehe jedoch davon aus, „dass die deutschen Molkereien auf alle erwartbaren Formen des Brexits schnell und zielsicher reagieren und passende Strategien entwickeln werden“.

Die Milchanlieferung in Deutschland ist 2018 gegenüber den Vorjahren in einigen Regionen trotz der Dürre wieder gestiegen. Die Erzeuger lieferten im Gesamtjahr mit 31,7 Mio. t um 1,5% mehr Rohmilch an die Molkereien als 2017. Die Erzeugerpreise für konventionelle Kuhmilch lagen mit 34,37 Cent/kg (bei 4% Fett und 3,4% Eiweiß) um 5% unter dem Vorjahresergebnis.

„Deutlich freundlicher gegenüber dem Vorjahr zeigt sich der Markt für Magermilchpulver. Nachdem die Preise auf einen historischen Tiefststand gesunken sind, hat die EU zügig und mit Bedacht die umfangreichen Mengen aus der Intervention fast vollständig verkauft“, berichtete der MIV-Vorsitzende. Es sei zu hoffen, dass die Intervention künftig in diesem Umfang nicht mehr notwendig sei.

Der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes, Karsten Schmal, forderte im Rahmen des Milchforums agrarpolitische Maßnahmen für die kommenden Monate, um den inländischen Milchsektor strukturell im international geprägten Wettbewerb besser aufzustellen. Obwohl sich die Marktlage in den vergangenen Monaten vergleichsweise stabil gezeigt habe, gebe es weiterhin einige strukturelle Herausforderungen innerhalb des Sektors, für die es strategischer Lösungen bedürfe, so Schmal. Dazu zählten neben dem Brexit auch neue Anforderungen bei der Düngeverordnung. „Vor allem das Drehen an der Kostenschraube durch den Lebensmitteleinzelhandel setzt die Milcherzeuger weiter unter Druck. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen ist es wichtiger denn je, eine gemeinsame Herangehensweise des gesamten deutschen Milchsektors zu definieren und umzusetzen. Wir als DBV haben den Vorschlag zur Erarbeitung einer Sektorstrategie deshalb ausdrücklich begrüßt. Diese ‚Strategie 2030‘ darf jedoch kein Papiertiger bleiben“, forderte Schmal.

„Die Arbeiten an der Sektorstrategie gehen voran, die Kernthemen sind benannt und abgeglichen. Eine Strategie für einen ganzen Sektor über verschiedene Stufen zu entwickeln, ist jedoch kein einfaches Unterfangen“, antwortete Stahl. Ein Thema dieser Strategie sind auch die Vertragsbeziehungen zwischen Milcherzeuger und Molkerei. „Vielfach heißt es, die Branche solle sich bewegen. Dies tut sie bereits“, unterstrich der MIV-Vorsitzende. Es gebe bereits heute eine Vielzahl an verschiedenen Verträgen zwischen Lieferant und Verarbeiter. „Wenn beide Seiten eine Mengenbegrenzung festschreiben möchten, so sollen sie dies auch gerne tun“, führte Stahl aus. Eine verpflichtende Einführung von Vertragsbestandteilen wie Menge und Preis scheine aber nicht geeignet, die internationalen Rohstoffmärkte auszuhebeln, stellte der Vorsitzende fes