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Milch: DBV prüft Warenterminbörsen zur Preisabsicherung

Mit der fortschreitenden Liberalisierung des EU-Milchmarktes entfalten die Preisschwankungen des Weltmarktes auch in Deutschland voll ihre Wirkung. Daher gilt es, Instrumente in die breite Umsetzung zu bringen, mit denen landwirtschaftliche Unternehmer praktikabel hohe Volatilitäten managen können.“ Dieses Fazit zog DBV-Milchpräsident Karsten Schmal zum Abschluss einer bundesweiten Seminarreihe, die von Oktober bis Dezember 2017 vom Kieler Institut für Ernährungswirtschaft (ife) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bauernverband (DBV) sowie dem Deutschen Raiffeisenverband (DRV) angeboten wurde. „Warenterminbörsen sind neben den weiterhin notwendigen staatlichen Leitplanken ein wichtiges privatwirtschaftliches Instrument, mit dem der Umgang mit extremen Preisschwankungen erleichtert wird“, so Schmal. Dies gelte insbesondere für den Fall, dass sich der Staat noch weiter aus dem Milchmarkt zurückziehen sollte.

Thomas Stürtz, der Vorstandsvorsitzender des größten deutschen Milchverarbeiters DMK, ergänzte: „Unsere Molkereigenossenschaften stehen ihren Mitgliedern und Eigentümern bei der Nutzung von Warenterminmärkten beratend zur Seite.“ Darüber hinaus werde von der Molkereiwirtschaft an börsenbasierten Modellen gearbeitet, mit denen für bestimmte Teilmengen über einen klar definierten Zeitraum Festpreise im Voraus angeboten werden könnten. Dass Warenterminbörsen als Teil des Risikomanagements wichtiger werden, zeigte Stürtz an folgendem Beispiel auf: „Der Export von Milchprodukten in Drittländer wird weiter an Bedeutung gewinnen. Bereits heute exportieren wir mehr als 50% der Molkereierzeugnisse und davon 12% in Länder außerhalb der EU. Somit werden wir künftig noch stärker Weltmarktpreis- und Wechselkursänderungen unterworfen sein. Volatilität ist gekommen, um zu bleiben.“

„Das Wissen über die Absicherungspraxis an Warenterminbörsen ist notwendig, um selbstständig oder im Rahmen von Molkereien und Erzeugergemeinschaften entsprechende Sicherungsgeschäfte vornehmen zu können“, unterstrich Holger Thiele vom Kieler Institut für Ernährungswirtschaft. Die im Rahmen der Seminarreihe vorgestellte börsenbasierte Preissicherung sei das Gegenteil von Börsenspekulation, so Thiele. In den Seminaren wurden Erfahrungen nordamerikanischer Milcherzeuger vorgestellt, die bereits seit Jahren börsliche Milchpreissicherung durchführen. Darauf aufbauend wurden in Deutschland umsetzbare Absicherungsmodelle wie Festpreis- und Prämienmodelle sowie die Absicherungspraxis im Tagesgeschäft diskutiert und mögliche Umsetzungsschritte besprochen.