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Mehr Alkohol im heimischen Treibstoff

Mit der Novelle der Kraftstoffverordnung Anfang 2023 haben die Tankstellen in Österreich seit April von E5- auf E10-Superbenzin 95 umgestellt. Das für den gesamten österreichischen Bedarf benötigte Bio-Ethanol kann von der Agrana in der Bioraffinerie in Pischelsdorf (NÖ/Bezirk Tulln) hergestellt werden, wie das Unternehmen betont. „Wir haben diesen Schritt schon lange gefordert, weil er sowohl der Umwelt als auch der heimischen Wirtschaft hilft“, erklären NÖ LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf gemeinsam mit Agrana-CEO Markus Mühleisen und ÖAMTC-Direktor Oliver Schmerold.

Bio-Ethanol ist ein aus landwirtschaftlichen Reststoffen gewonnener Alkohol, der beim Verbrennen in Ottomotoren ähnliche Eigenschaften hat wie Benzin, jedoch eine deutlich bessere CO2-Bilanz hat. „Gewinner der E10 Einführung ist die österreichische Klimabilanz. Denn schon bisher bedeutete E5 Beimischung eine jährliche Treibhausgasreduktion von 200.000 t im heimischen Straßenverkehr. Mit E10 werden die Emissionen nochmals deutlich gesenkt“, erklärt Mühleisen.

Schon bisher habe die Agrana in Pischelsdorf jährlich rund 250.000m3 Bio-Ethanol hergestellt, und zwar nicht aus Brotgetreide, sondern als Nebenprodukt bei der Herstellung von Weizeneiweiß und -stärke. Bislang musste allerdings mehr als die Hälfte der Produktion exportiert werden. „Statt wertvollen Bio-Treibstoff weiterhin ins Ausland zu exportieren, kann er jetzt sofort im Inland genutzt werden. Energie aus der Heimat, statt aus Russland oder von den Saudis“, so Pernkopf und bekräftigt: „Wir setzen auf positive Technologie-Lösungen statt Verbrenner-Verboten, Beschränkungen oder Schikanen. Wir setzen auf Bio-Fuels made in Niederösterreich.“

Neben Österreich ist E10 in Europa in 15 Ländern wie etwa Deutschland oder Frankreich verfügbar. „Die E10-Beimischung ist ein wichtiger Schritt in der Mobilität, es wäre zukünftig sogar eine noch weitere Erhöhung auf E20 wünschenswert“, so Schmerold.

In Pischelsdorf wird das eingesetzte Getreide zu 100% verwertet: Zunächst wird Weizenstärke hergestellt. Die ungenutzt bleibenden Rohstoffbestandteile gehen dann in die Ethanolerzeugung sowie in die Herstellung von gentechnikfreiem Eiweißfuttermittel. Letzteres ersetze den EU-Import von rund 200.000 t gentechnisch verändertem Sojaschrot aus Übersee. Gluten, essentiell in der Backwarenherstellung, und biogenes CO2 für die Getränkeindustrie, seien weitere Koppelprodukte aus der Bioraffinerie Pischelsdorf. „Wir sind sehr stolz auf das hier umgesetzte Konzept einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft. Unser Ziel ist – nicht nur hier – sondern an allen unseren Produktionsstätten durch optimale Nutzung von Synergien eine größtmögliche Verwertung der eingesetzten Rohstoffe zu erreichen“, beteuert Mühleisen.

In die Errichtung der zwei Weizenstärkeanlagen und einer Bioethanolanlage in Pischelsdorf hat Agrana nach eigenen Angaben 300 Mio. Euro investiert. Gleichzeitig seien rund 300 Arbeitsplätze geschaffen worden.