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Mangelnde Dokumentation über Essensreste

Laut einem Rechnungshof-Bericht werden in Österreich jährlich rund 790.790 t Lebensmittel entsorgt. Das Ergebnis des Berichts wurde im Nationalrat diskutiert. „Diese Menge ist enorm und muss drastisch reduziert werden. Lebensmittel sind kostbar und wir können sie nicht einfach achtlos in den Müll werfen, obwohl sie noch genusstauglich sind. Da muss jeder bei sich selbst anfangen und das eigene Kaufverhalten überdenken. Gezieltes Einkaufen und Bedacht kann hier viel Geld sparen“, betonte Hermann Gahr, ÖVP-Rechnungshofsprecher in seiner Plenumsrede. Wie aus dem Bericht hervorgeht, wird in privaten Haushalten mit rund 206.990 t die größte Menge an Essensresten entsorgt. In der Außer-Haus-Verpflegung landen 175.000 t vermeidbare Lebensmittelabfälle im Müll und im Handel 120.000 t.

Österreich hat die größte Supermarktdichte in Europa. Laut Gahr kommen hierzulande auf 1 Mio. Einwohner 441 Supermärkte. In Deutschland – der Nummer zwei in der EU – sind es 337. Die meisten anderen Länder haben Werte zwischen 150 und 250. „Diese hohe Dichte an Supermärkten sorgt natürlich dafür, dass der Wettbewerb viel härter ist als in anderen Ländern. Jeder Markt versucht, mit besonders günstigen Preisen oder Mengenvorteilen die Menschen zu überzeugen. Somit wird zwangsläufig mehr gekauft, als eigentlich notwendig wäre“, sagte Gahr.

Der Rechnungshof kritisiert vor allem, dass es zu wenig Datenmaterial gibt bzw. die Daten zu unterschiedlichen Zeitpunkten erhoben wurden. Das Umweltministerium solle künftig besser „in regelmäßigen Abständen in Einklang mit den EU-Vorgaben“ solche Daten entlang der gesamten Lebensmittelkette erfassen. „Fakt ist: Aktuelle, systematisch und umfassend erhobene Zahlen über das tatsächliche Ausmaß fehlen, lautet eine Kritik Richtung Umwelt- und Klimaschutzministerium – BMK“, erläuterte der Tiroler Nationalratsabgeordnete.

Im überprüften Zeitraum 2016 bis 2019 habe das BMK keine regelmäßigen Datenerhebungen zur Lebensmittelverschwendung für alle Sektoren der Lebensmittelkette durchgeführt. Daher werde es auch nicht möglich sein zu beurteilen, ob das Ziel für nachhaltige Entwicklung erreicht wird, bis 2030 die Lebensmittelverschwendung pro Kopf zu halbieren. Darauf hatten sich 2015 die Staats- und Regierungschefs der UNO-Mitgliedstaaten geeinigt.

„Hier muss künftig eine durchgehende und ordentliche Datenerhebung erfolgen. Natürlich ist das nicht so einfach, doch gerade in den öffentlichen Bereichen wie Außer-Haus-Verpflegung, Gastronomie oder Supermärkte könne man sehr wohl konkrete Daten sammeln. Denn die Unternehmer wissen genau, wie viel sie eingekauft/wiederverkauft haben und was davon entsorgt werden muss. Das muss dann nur noch von öffentlicher Hand gesammelt und ausgewertet werden“, schlug Gahr vor.