Magermilchpulver als Damoklesschwert
„Nach der Milchpreiskrise der Jahre 2015 und 2016 befinden sich derzeit in der Europäischen Union fast 380.000 t Magermilchpulver in den öffentlichen Lagerbeständen, diese belasten den Milchmarkt.“ Das betonte der Milchbauernpräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Karsten Schmal, im Gespräch mit EU-Agrarkommissar Phil Hogan in Brüssel.
Magermilchpulver wird bereits deutlich unterhalb des Interventionspreisniveaus (169,80 Euro) gehandelt, vergangene Woche lagen die Preise im EU-Schnitt bei 132 Euro je 100 kg. „Das schlägt sich in der Folge auf die Erzeugerpreise nieder“, mahnte Schmal und verwies auf Vorschläge der französischen Regierung zum beschleunigten Abbau der Lagerbestände. „Der Ball liegt nun bei der EU-Kommission. Die Mitgliedstaaten haben realistische Optionen zum beschleunigten Abbau der Lagerbestände aufgezeigt“, erläuterte der Milchbauernpräsident.
„Die EU-Kommission sollte die Möglichkeit schaffen, dass aus den öffentlichen Lagerbeständen auch frischere Ware wieder auf den Markt gelangen kann“, schlug Schmal vor. Diese Ware hätte für die Ernährungswirtschaft einen höheren Wert als jene, die mittlerweile älter als zwei Jahre ist. Der französische Vorschlag sehe weiters die Verwendung von Magermilchpulver als Eiweißquelle für die Tierernährung vor. Dementsprechend appellierte Schmal an Hogan, die finanziellen und rechtlichen Voraussetzungen zu schaffen, um Magermilchpulver aus der Intervention auch in Mischfuttermitteln einzusetzen.
Auch die vermehrte Abgabe an Bedürftige innerhalb der EU sollte aus Sicht des DBV geprüft werden. Diese Regelung werde derzeit aufgrund ungünstiger Marktpreise nicht wahrgenommen, gab Schmal zu bedenken. Er schlug Hogan daher vor, die Möglichkeit zu schaffen, Interventionsware zu verarbeiten und Lebensmittel direkt an Bedürftige weiterreichen zu können. Die EU-Institutionen sollten ebenfalls in Betracht ziehen, für Krisenregionen in Drittstaaten die Lebensmittelversorgung mit verarbeitetem Magermilchpulver aus der Intervention zu verbessern. Die UNO habe vor Kurzem signalisiert, dass Milchpulver aus der EU als akute Nothilfe sehr willkommen sei.