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Milchanlieferung dürfte im zweiten Halbjahr steigen

Die Milchanlieferungen erhöhten sich im Jahr 2016 in der EU in Summe um 0,4%. Im zweiten Halbjahr wurde eine sinkende Tendenz verzeichnet, diese setzte sich im Jänner 2017 fort, wo das Vorjahresniveau um 2,4% unterschritten wurde. Im Februar dürfte diese Entwicklung angehalten haben, insbesondere in den großen Produktionsländern. Für das Gesamtjahr 2017 wird ein Anstieg der Anlieferung um 0,6% erwartet, wobei der Zuwachs vor allem in der zweiten Jahreshälfte erfolgen wird. Dies berichtete die EU-Kommission im Rahmen des jüngsten Treffens der Beobachtungsstelle für den Milchmarkt. Die durchschnittlichen Erzeugermilchpreise stiegen in der EU im Jänner 2017 auf 33,4 Cent/kg und haben laut vorläufigen Berechnungen auch im Februar zugelegt.

Die Notierungen für Milchprodukte sind in der EU seit Jahresbeginn 2017 rückläufig, befinden sich allerdings noch deutlich über dem Vorjahresniveau. So wird bei den Butterpreisen derzeit der Vorjahreswert noch um 57% überschritten, bei Vollmilchpulver um 41% und bei Magermilchpulver immerhin um 11%. Bei den Käsepreisen beträgt das Plus je nach Sorte zwischen 30 und 40%. In Ozeanien nähern sich die Notierungen für Molkereiprodukte jenen der EU und der USA an. Die EU-Produzenten sind laut Kommission derzeit am Weltmarkt noch in den Bereichen Butter und Käse wettbewerbsfähig, während Magermilchpulver von den USA um etwa 10% billiger angeboten wird.

Die Interventionsbestände an Magermilchpulver sind in der EU weiterhin hoch, weil hier noch kaum Auslagerungen stattgefunden haben. Aufgrund der saisonal ansteigenden Milchproduktion könnte es in den kommenden Wochen wieder zu Andienungen kommen, so die Erwartung der Kommissionsexperten. Dem gegenüber befinden sich die Butterlager auf einem historisch niedrigen Niveau, dem entsprechend dürften die Butterpreise stabil bleiben. Bei Käse sollten die vergleichsweise geringen Lagerbestände in Kombination mit einer anhaltend guten Nachfrage und entsprechenden Exporten zu steigenden Preisen führen – insbesondere nach dem Höhepunkt der saisonalen Lieferkurve.

Die globale Milchproduktion war 2016 etwas geringer als im Jahr davor (-0,05%). Im Jänner fiel das Minus etwas deutlicher aus (-1,17%), wobei vor allem Australien (-5,9%), Argentinien (-6,9%), aber auch Neuseeland (-0,7%) spürbare Rückgänge meldeten, während in den USA die Erzeugung weiterhin auf hohem Niveau blieb (+2,3% gegenüber dem Vorjahresmonat).

In den Vereinigten Staaten dürften die Milchkuhherden und die Lieferleistungen weiter zunehmen, das dortige Agrarressort (USDA) rechnet für das Gesamtjahr 2017 mit einem Produktionsplus von 2,4%. In Neuseeland dürften auch die höheren Erzeugerpreise dazu beitragen, dass sich die Milcherzeugung weiter erholt. Daher wurde die Prognose für diese Saison (Juni 2016 bis Mai 2017) von -7% mittlerweile auf -1 bis -2% korrigiert. Dem gegenüber wird in Australien kaum eine Besserung erwartet, das Milchangebot dürfte in dieser Liefersaison um 6 bis 7% geringer ausfallen. Marktprognosen für 2017 werden durch diese unterschiedlichen Produktionstendenzen erschwert.

Der Welthandel mit Milchprodukten hat in den vergangenen Monaten an Schwung eingebüßt. Trotz der geringeren Nachfrage nach Magermilchpulver im Mittleren Osten und Asien konnten die USA wie auch Neuseeland die Exporte erhöhen – zum Nachteil der EU-Lieferanten. Der Butterhandel hat seit Jahresanfang aufgrund der hohen Preise an Volumen verloren, aber die Nachfrage ist nach wie vor gut. Auch Käse ist laut Erhebungen der Kommission weiter weltweit gefragt, hier rechnen sich die EU-Exporteure gute Chancen auf den wichtigsten Absatzmärkten (USA, Japan, Südkorea) aus. Generell wird von den Experten eine extrem unterschiedliche Marktendenz bei der Milchfett- und der Eiweißkomponente beobachtet.

Nach einem schwachen Start im Jänner 2017 steigerte China seine Importe an Milchprodukten im Februar in allen Kategorien (ausgenommen Butterfett). Analysten erwarten, dass die Volksrepublik in diesem Jahr ihre Einfuhren in Summe erhöhen wird, der Zuwachs soll aber nicht mehr so groß ausfallen wie in den vergangenen Jahren. In den USA wird weiterhin eine stabile Nachfrage nach Milchprodukten erwartet, nur der Käsekonsum hat in den vergangenen Wochen leicht abgenommen und zu einem Lageraufbau geführt. Aufgrund der anhaltend steigenden Käseimporte ist Japan mittlerweile zum zweitgrößten Abnehmer der EU geworden. Mexiko hingegen fragt verstärkt Magermilchpulver am Weltmarkt nach, wovon vor allem US-Anbieter profitieren. Als Unsicherheitsfaktoren bezüglich der weiteren Entwicklung des globalen Milchmarktes sieht die EU-Kommission die künftige US-Handelspolitik und den Brexit.