Keine eindeutige Regelung bei Gentechnikfreiheit im Futter
Es gibt mehr und mehr Lebensmittel, die ohne Gentechnik hergestellt wurden. Allerdings unterscheiden sich die Anforderungen für diese Bezeichnung in den verschiedenen EU-Mitgliedstaaten, was für Ärger und Klärungsbedarf sorgt. So dürfen in Deutschland Ferkel einige Monate „konventionell“ gefüttert werden und das Schweinefleisch erhält dennoch das Siegel „Ohne Gentechnik“. In Frankreich müssen dagegen durchgehend GVO-freie Futtermittel eingesetzt werden. Die Ausnahme begründet das deutsche Zertifizierungsunternehmen VLOG mit den Schwierigkeiten bei der Umstellung der Fütterung. „Ohne Gentechnik“ müsse erst mal in Schwung kommen, weshalb man die Hürden nicht zu hoch hängen dürfe, schreibt VLOG auf seiner Internetseite. Auch bei Anlagen zur Herstellung von Mischfutter unterscheiden sich die Anforderungen. In einigen EU-Mitgliedstaaten dürfen die gleichen Anlagen für „konventionelles“ und für GVO-freies Futter genutzt werden. Die Zertifizierungsunternehmen in anderen EU-Mitgliedstaaten schreiben dagegen den Mischfutterherstellern eine strikte Trennung der Anlagen vor.
Die unterschiedlichen Standards sorgen für Wettbewerbsnachteile und haben jetzt den Europäischen Mischfutterverband (Fefac) auf den Plan gerufen. Fefac schrieb einen Brief an die EU-Kommission und fordert darin eine Überprüfung der nationalen Zertifizierungssysteme für GVO-freie Erzeugnisse. Von Seiten der EU gibt es keine Vorschriften und Definitionen für GVO-freie Lebens- und Futtermittel mit Ausnahme eines Schwellenwertes von 0,9% für Spuren von GVO, ab dem gekennzeichnet werden muss. Der Versuch bestimmter Supermärkte und Milchverarbeiter, das VLOG-Zertifizierungssystem auch über die Grenzen von Deutschland auszudehnen, führe zu erheblichen Spannungen in den Nachbarländern, schreibt Fefac.
Das Problem bekommt eine zunehmende Brisanz, seitdem sich zahlreiche EU-Mitgliedstaaten in der Europäischen Sojaerklärung um den Anbau von GVO-freien Sorten in der EU kümmern wollen. Verschiedene EU-Agrarminister forderten im Februarrat gekoppelte Direktzahlungen, um den GVO-freien Sojaanbau in der EU zu fördern. EU-Agrarkommissar Phil Hogan äußerte sich im Ministerrat wohlwollend zur Europäischen Sojaerklärung und will bis zum Jahresende einen Bericht zu den Chancen für den Anbau von Eiweißpflanzen in der EU vorlegen.