Foto: agrarfoto.com

Jeder zweite deutsche Ferkelerzeuger will aufhören

Mehr als die Hälfte der deutschen Sauenhalter will in den nächsten zehn Jahren aufgeben, nur 12% wollen den Betrieb ausbauen. Besonders die Aufgabenflut macht den Ferkelerzeugern zu schaffen. Dies geht aus einer heute präsentierten Umfrage der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) hervor. Als Hauptgründe für die geplante Aufgabe geben die Befragten vor allem die immer höheren und umfangreicheren Produktionsauflagen an. Die Politik müsse jetzt schnellstens umsetzbare Lösungen liefern und für Planungssicherheit und Perspektiven für Ferkelerzeuger sorgen, fordert die ISN.

Die Umfrage erfreute sich laut ISN einer hohen Beteiligung, sie repräsentiert rund 13% der deutschen Sauenhaltung. Den Angaben zufolge denken 52% der Ferkelerzeuger in den nächsten zehn Jahren ans Aufgeben. Bei jedem sechsten befragten Betrieb steht der Ausstieg bereits innerhalb der kommenden zwei Jahre bevor. Noch dramatischer sind die Zahlen in den südlichen Bundesländern, hier will fast jeder dritte Sauenhalter in den kommenden zwei Jahren aussteigen; langfristig sind es rund 60%. Noch bedenklicher ist laut ISN, dass die an der Umfrage teilnehmenden Betriebe im Mittel mit 379 Sauen deutlich größer sind als das Mittel der deutschen Sauenhaltungen (227 Sauen). Das heißt, auch die tatsächliche Ausstiegsrate dürfte noch höher sein.

Die Umfrageergebnisse zeigen auch: Je kleiner der Betrieb, desto eher denkt er ans Aufgeben. Bei Haltungen mit bis zu 150 Sauen planen 85% den Ausstieg. 38% planen das innerhalb der kommenden zwei Jahre und 21% in den nächsten fünf Jahren. In der Größenklasse ab 600 Sauen gaben dagegen 79% der Befragten an, die Sauenhaltung fortführen zu wollen oder aufgrund der getätigten Investitionen auch fortführen zu müssen.

Lediglich 12% der befragten Betriebe gaben an, in den kommenden zehn Jahren die Sauenhaltung im Betrieb ausbauen zu wollen. Konkret die Sauenzahl ausdehnen wollen nur 7% der Betriebe. Beabsichtigte Investitionen sind vor allem in zwei Bereichen geplant: Zum einen sind das notwendig werdende Anpassungsmaßnahmen im Deckzentrum und im Abferkelbereich bei jeweils 16% der Betriebe. Zum anderen ist auffällig, dass immerhin 16% der befragten Betriebsleiter beabsichtigen, in die Schweinemast zu investieren und somit eine Verlagerung innerhalb dieses Betriebszweiges stattfindet.

Aus den Berechnungen zur Umfrage ergibt sich, dass durch die Halbierung der Zahl der Ferkelerzeuger und durch die geringe Investitionsbereitschaft künftig etwa 20 bis 25% weniger Sauen in diesen Betrieben gehalten werden. Würde man das auf Deutschland übertragen, folgt daraus: Um die künftig fehlenden Ferkelzahlen auszugleichen, müssten sich die Importe auf deutlich über 20 Mio. Stück verdoppeln.

Als Hauptgründe für die geplante Aufgabe der Sauenhaltung nennen die Befragten am häufigsten die Summe der Auflagen (74%). Konkret erwähnt rund die Hälfte der Befragten mindestens eine der in der politischen Diskussion stehenden Vorgaben für die Ferkelerzeuger: Abferkelung, Kastration und Vorgaben zum Kupieren. Danach folgen „fehlende Perspektive“ (50%) und die „gesellschaftliche Stimmung“ (48%). Ökonomische Gründe wurden nur zu 22% genannt.

„Die Zahlen dieser Umfrage sind deutlich. Die Sauenhaltung in Deutschland bricht weg. Während schon in der Vergangenheit ein erheblicher Teil der Betriebe aufgegeben hat, werden es von den Verbleibenden noch einmal mehr als die Hälfte in den nächsten zehn Jahren tun. Gerade die kleineren Bestände wird es zukünftig kaum noch geben“, warnt die ISN. Sorgen bereite auch die geringe Investitionsbereitschaft in der Sauenhaltung. Der befürchtete Strukturbruch in der Ferkelerzeugung lasse sich nur bremsen, „wenn die Betriebe endlich wieder eine klare Perspektive und verlässliche Rahmenbedingungen haben“. Darüber hinaus müssten ihnen praktikable Lösungen in den brennenden Fragen – Stichwort „Ferkelkastration“ – geboten werden. Außerdem gehe es um die notwendige Beseitigung der Zielkonflikte – beispielsweise zwischen Tier- und Umweltschutz, so die ISN.