Hendricks verteidigt Bauernregel-Kampagne
Die deutsche Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hält trotz Kritik an ihrer Bauernregeln-Kampagne für eine umwelt- und tierfreundliche Landwirtschaft fest. Man sehe keinen Anlass, die Aktion mit Plakaten und im Netz zu beenden, sagte ein Sprecher ihres Ministeriums am Montag in Berlin laut Dow Jones News. Es gehe um „Fehler im System“. Niemand werde persönlich angegriffen und auch kein Berufsstand diffamiert. Sprüche wie „Steht das Schwein auf einem Bein, ist der Schweinestall zu klein“ hatten unter anderem dem deutschen Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) und den Deutschen Bauernverband erzürnt. Schmidt hatte Hendricks aufgefordert, sich öffentlich bei den Landwirten zu entschuldigen.
Kritik daran, dass für die Kampagne mit elf Reimen 1,6 Mio. Euro an Steuergeldern ausgegeben werde, hält das Umweltministerium für unberechtigt. „Das ist absolut angemessen“, sagte der Sprecher. Es gehe darum, wichtige Umweltgüter zu schützen – dafür sei auch eine öffentliche Debatte nötig.
Kritik für die Kampagne von Hendricks kommt aber auch aus den eigenen Reihen. Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) bezeichnete die Kampagne als „platt, gefährlich und kontraproduktiv“ und SPD-Agrarsprecher im Bundestag Wilhelm Priesmeier hält die Aktion für „ausgesprochen unglücklich“. Inhaltlich bestehe kein Dissens zur Position der Ministerin. Die Frage sei aber, wie man mit den Bauern umgehe, so Priesmeier. Das „veraltete“ Stilmittel der Bauernregeln werde durch das Umweltministerium jedoch ohne jeden Instinkt im Umgang mit einem hochprofessionellen und hochmodernen Berufsstand eingesetzt, beklagte Priesmeier.
Auch BayWa-Chef Klaus Josef Lutz hat heute in einem Schreiben an Hendricks sein „Unverständnis“ und „Befremden“ über die Bauernregeln-Kampagne ausgedrückt. Die Aktion sei verunglimpfend und stelle die Landwirte unter einen nicht hinnehmbaren Generalverdacht. Lutz forderte die Kampagne „unverzüglich einzustellen“ und hofft darauf, dass Hendricks zu einem „konstruktiven Austausch mit der Branche“ zurückfindet.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will sich in den Streit zwischen Hendricks und Schmidt nicht einmischen. Das sei eine Debatte zwischen zwei Kabinettsmitgliedern, die diese „sicher im vollen Bewusstsein dieses Themas für die deutsche Landwirtschaft und für die deutsche Öffentlichkeit“ führten, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert, laut Dow Jones News.