Green Care bringt mehr
Um etwa 2% nimmt die Zahl der in der Landwirtschaft Beschäftigten jährlich ab. Während im EU-Durchschnitt die Produktivität je Arbeitskraft seit 2005 auf 110% gestiegen ist, ist sie in Österreich auf 118% geklettert. Andererseits steigen die Lebenshaltungskosten auf einem Betrieb jährlich um 650 €. Dieser starke Strukturwandel zwingt die Betriebe zum Handeln. Drei Alternativen stehen zur Auswahl: Nebenerwerb, Wachstum und Diversifizieren.
Green Care greift die Möglichkeiten der Diversifizierung auf. Im Auftrag des Vereins Green Care Österreich hat das Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO in einer Studie erhoben, wie sich die Förderung sozialer Dienstleistungen in der Landwirtschaft auf das Arbeitsplatzangebot und die Wertschöpfung in der Region auswirkt.
In Österreich wurde 2020 bereits von 113 Betrieben Green Care Dienstleistungen angeboten. Von den 58 zertifizierten Betrieben haben 39 an der Studie teilgenommen. Der laufende Betrieb dieser 39 Care Betriebe hat eine Beschäftigungswirkung auf 568 damit verbundene Arbeitsplätze, die eine regionale Wertschöpfung von 11,3 Mio € generieren. Bis 2019 haben diese zertifizierten Höfe 9,2 Mio € investiert und damit 179 Arbeitsplätze finanziert. Aus der Investitionssumme ist eine regionale Wertschöpfung von 12,6 Mil € gespeist worden. Die tatsächliche Zahl der Green Care Höfe ist wesentlich höher als die Teilnehmerzahl. Somit ist die Wertschöpfungswirkung entsprechend höher anzusetzen. Bei 8 der 39 Care-Betriebe wurden insgesamt 106 Personen im Rahmen des Zweiten Arbeitsmarktes sinnvoll beschäftigt. Durch Green Care Dienstleistungen entstanden circa 10.000 Kundenkontakte auf den untersuchten 39 Betrieben.
Für Landwirtschaftministerin Elisabeth Köstinger belegt die Studie, dass „Green Care mehr ist als Sozialromantik. Die Studie bestätigt die wichtige Rolle, die unsere Bäuerinnen und Bauern im Bereich der sozialen Dienstleistungen bereits jetzt spielen und künftig vermehrt spielen werden. Green Care schafft für unsere Familienbetriebe oft ein zweites Einkommenstandbein und trägt dazu bei, dass die kleinstrukturierte Landwirtschaft erhalten bleibt. “
Obmann des Trägervereines Green Care Österreich ist der Direktor der LK-Wien Robert Fitzthum. Er ist überzeugt, dass Green Care das Investment wegen guter Zukunftsaussichten lohnt. “ Insgesamt gibt es in Österreich 1,3 Mio. Kinder unter 14 Jahren. Andererseits gibt es auch mehr als 1,7 Mio Menschen, die älter als 65 sind. 115.000 Einwohner leiden unter einer Demenzerkrankung. Viele dieser Menschen benötigen eine intensive Betreuung. Green Care kann mit Naturnähe und Beschäftigungsarten Menschen aller Altersgruppen aufblühen lassen und ihre Angehörigen entlasten. Dabei wird auf bestehender Infrastruktur aufgebaut und neue Arbeitsplätze entstehen.
Für Studienautor Sinabell haben die Green Care Betrieben aus mehreren Gründen gute Perspektiven. Im ländlichen Raum nimmt die Bruttowertschöpfung schneller zu als in urbanen Räumen und diese Gebiete wachsen stärker als städtische Lebensräume. Die hohe Zahlungsfähigkeit in städtischen Randregionen sollte den Care Dienstleistern als sozialen Nahversorgern auf lange Sicht eine positive Entwicklung ermöglichen. Mehr Information zu den Projekten und zur Studie: https://www.greencare-oe.at/
Redaktion: A. Burgstaller