Foto: Jugend am Werk Steiermark Chris Zenz

Gelebte Inklusion am „Jugend am Werk“-Hof

Mit der Ökologischen Landwirtschaft Attendorf westlich von Graz wurde nun der sechste Hof in der Steiermark – ein weiteres soziales Projekt für Jugendliche und Erwachsene mit Behinderung nach den Kriterien des Vorhabens „Green Care – Wo Menschen aufblühen“ im Bereich „Tagesstruktur auf dem Bauernhof“ – ausgezeichnet. Hier hat Jugend am Werk Steiermark einen Biobauernhof als Kooperationspartner gefunden. Die studierte Pädagogin Julia Tritscher, die den Green Care-Masterlehrgang an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik absolviert hat, verfügt zudem über eine Grundpflegeausbildung sowie die Ausbildung zur Fachsozialbetreuerin für Behindertenbegleitung. Tritscher begleitet mit einem Team aus erfahrenen Pädagoginnen und Pädagogen Jugendliche und Erwachsene mit körperlichen Behinderungen und Lernschwierigkeiten. Nach den Kriterien von Bio Austria werden erfolgreich Gemüse, Obst sowie Kräuter kultiviert und als „Bio-Kisterl“ ab Hof vermarktet. Auch Holz- und Mäharbeiten werden am Hof durchgeführt.

„Die positiven Effekte der Natur auf das körperliche und mentale Wohlbefinden sind belegt. Die Auswirkungen einer wertgeschätzten Arbeit auf die allgemeine Zufriedenheit und das Selbstwertgefühl kennt jeder aus eigener Erfahrung. Für Menschen mit Behinderung lassen sich diese beiden Ebenen perfekt mit Green Care und einem landwirtschaftlichen Betrieb zusammenführen“, zeigt der Obmann des Vereins Green Care Österreich, Robert Fitzthum, auf. „Das Projekt Ökologische Landwirtschaft Attendorf ist ein erfolgreiches Beispiel für gelebte Inklusion am Bauernhof.“

„Wir können uns glücklich schätzen, dass wir in der Steiermark mit der Ökologischen Landwirtschaft Attendorf eine weitere Möglichkeit haben, Menschen mit besonderen Bedürfnissen eine sinnvolle Tagesstruktur in der Natur bieten zu können. Das trägt nicht nur zur Bedarfsdeckung an arbeitstherapeutischen Einrichtungen in der Region bei, sondern auch zum aktiven Erhalt eines weiteren landwirtschaftlichen Betriebes“, verweist Franz Titschenbacher, der Präsident der Landwirtschaftskammer Steiermark, auf die Win-win-Situation für alle Beteiligten.

„Unsere Kundinnen und Kunden sind in alle Arbeitsschritte aktiv eingebunden. Sie erlangen so neue Fähigkeiten und werden zusätzlich in digitaler Kompetenz geschult, um zum Beispiel Lieferscheine in Begleitung der Fachtrainerinnen und -trainer ausfüllen zu können“, erläutert Teamleiterin Julia Tritscher. Die Arbeiten am Betrieb werden überwiegend händisch durchgeführt, die pädagogische Begleitung steht dabei im Vordergrund. Besondere Rücksicht wird auf die Interessen jedes Einzelnen gelegt. Morgens wird gemeinsam beraten, welche Arbeiten jeder an diesem Tag machen möchte.

„Wir bemerken, dass die positiven Erfahrungen in der Natur bei unseren Kundinnen und Kunden Anspannungen lösen, große Zufriedenheit bewirken und ihnen Sicherheit geben. Sie sagen selbst, dass sie mit ihrer Arbeit nicht nur glücklich sind, sondern sich damit identifizieren und regelrecht aufblühen. Durch die eigenhändige Erzeugung von Bioobst und -gemüse setzen sie sich auch bewusst mit gesunder Ernährung auseinander. Gepaart mit Freude an der Arbeit, innerer Zufriedenheit und der engen Verbindung zur Natur wirkt sich das in unserer kleinen Gemeinschaft in Attendorf insgesamt auf die Gesundheit aller Beteiligten aus – die Krankenstände sind mit der Zeit auf ein Minimum zurückgegangen“, weist Tritscher auf die positiven Effekte dieses Projektes hin.